Die Ausstellung "Experience in Action!" ist noch bis zum 13. September im Architekturmuseum der TU München zu sehen.
Wenn Architekturstudierende ihre Gebäude selber bauen
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Immer mehr Studiengänge für Architektur bieten die Lehrmethode „DesignBuild“ an. Dies bedeutet, dass der Nachwuchs Gebäude nicht nur konzipieren, sondern auch bauen kann. Im Architekturmuseum der TU München werden solche Projekte vorgestellt.
Der englische Begriff DesignBuild beschreibt einen Prozess, bei dem die Realisierung eines Bauwerks in einer Hand liegt, von der Konzeption über den Entwurf bis hin zur Ausführung.
Innerhalb des Architekturstudiums ist DesignBuild eine alternative Forschungs-, Lern- und Lehrform, bei der die Studierenden bereits in der Ausbildung konkrete Bauprojekte umsetzen können.
Im Architekturmuseum der TU München ist nun die bislang umfassendste Ausstellung zum Thema zu sehen. Es geht um Wohn- und Krankenhäuser, um Kindergärten, Schulen und Theater.

An dieser Krankenhausbaustelle in Ngaoubela, Kamerun, waren Studierende der TU München beteiligt.© TUM DesignBuild
Seit den 90er-Jahren bieten immer mehr Universitäten weltweit diese Lehrmethode an, sagt Simone Bader, die die Ausstellung Experience in Action!“ kuratiert hat. Die Schau zeigt 16 Projekte auf vier Kontinenten.
Es gebe es einen regelrechten Hype um diese Lehrmethode, bei der Studierende nicht einfach nur in ihren Seminarräumen Gebäude konzipieren, sondern diese vor Ort planen und errichten.
Der Dialog steht an erster Stelle
Viele dieser Projekte entstehen im globalen Süden, in Indien, Afrika oder Südamerika – in direktem Austausch mit der Bevölkerung und unter Umständen auch aus Materialien wie Lehm oder Bambus.
In Deutschland sei dieses Vorgehen kaum umzusetzen, weil Studierende hier keine Gebäude umsetzen dürfen.
Kritiker der DesignBuild-Projekte fürchten, es könnten durch diese Projekte neokoloniale Strukturen entstehen. Bader glaubt, dies lasse sich verhindern, „indem man tatsächlich den Dialog mit den Menschen vor Ort sucht“. Nicht die Universität trage ein Projekt an die jeweilige Gemeinschaft heran, sondern diese suche sich sozusagen die Baumeister für ein DesignBuild-Gebäude selbst aus.
Dies sei auch nötig, um das Projekt besser zu verankern, damit es nicht im Nachhinein leer stehe, so Bader. „Die Bevölkerung muss sich ja dann hinterher auch darum kümmern, wenn die Studierenden nicht mehr da sind. Und am besten funktioniert es tatsächlich mit Partizipation und einer engen Zusammenarbeit.“

So sieht das Krankenhaus in Ngaoubela, Kamerun, nach seiner Fertigstellung aus.© Matthias Kestel