Design

Die Gratwanderung des Grafikers

Kurator Patrick Rössler im Gespräch mit Gabi Wuttke · 19.11.2013
Eine neue Ausstellung im Berliner Bauhaus-Archiv zeigt das Werk von Herbert Bayer. Kommunikationswissenschaftler Patrick Rössler beschreibt den Grafiker als ambivalenten Charakter. Bayer galt bei einigen Emigranten als "Nazi-Plakatmaler", später kuratierte er in den USA Propaganda-Ausstellungen gegen Deutschland.
Das Bauhaus-Archiv in Berlin zeigt 75 Jahre nach Herbert Bayers Emigration in die USA eine Ausstellung des Bauhaus-Lehrers, der vor allem typografisch Maßstäbe setzte. Der Österreicher prägte das Erscheinungsbild des Bauhaus-Designs geprägt und schuf die Grundlage für ein neues Berufsfeld: das Grafikdesign. Bis zu seinem Tod verzichtete er auf großgeschriebene Wörter, da er meinte, diese Rechtschreibung würde der Sprache des Menschen nicht entsprechen.
Während der 1900 geborene Beyer künstlerische Maßstäbe setzte, war er politisch umstritten. "Für ihn war 1933 kein großer Bruch", sagt Ausstellungskurator Patrick Rössler. Auch nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten blieb er einer der bestverdienenden Grafiker in Deutschland.
Kommunikationswissenschaftler Rössler glaubt, dass sein Berufsalltag Herbert Bayer Freiheit verschaffte. Die Werbeindustrie sei weniger streng von den Nazis kontrolliert worden als etwa die Literatur oder die Bildende Kunst. Einigen Exilanten galt der Bauhaus-Lehrer daher als "Nazi-Plakatmaler". Bayer verteidigte sich. Er habe nie direkt für die NSDAP und ihre Funktionäre gearbeitet.
Bayer emigrierte 1938, im Vergleich zu manch anderen Bauhäuslern recht spät, aus dem NS-Staat und brachte seine jüdische Frau Irene Bayer-Hecht und die gemeinsame Tochter Julia Alexandra mit in die USA. Dort kuratierte er zwei Propaganda-Ausstellungen gegen Deutschland.
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