Design der Zukunft

Mehr als eine "Verhübschungsdisziplin"

Blick auf das Hauptgebäude der Bauhausschule in Dessau-Roßlau
Nicht nur äußere Gestaltung, sondern auch Weltanschauung: Bauhaus-Gebäude in Dessau. © dpa / Hendrik Schmidt
Markus Frenzl im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 07.08.2017
Alles ist Design - wie wir kommunizieren, welche Drogen wir nehmen und wie wir unsere Smartphones nutzen. Der Design-Professor Markus Frenzl sagt, mit der scheinbar inflationären Nutzung des Begriffes lägen wir heute nahe an dem, was auch die Bauhaus-Designer wollten: gesellschaftlichen Wandel.
Design - das ist weit mehr als ein hübscher Stuhl, extravagante Mode oder ein formschönes Haushaltsgerät. Wir "designen" heute vieles, was wir früher nicht so genannt hätten. Wenn der Begriff auch für alle möglichen anderen Dinge verwendet wird - von der Kommunikation über Drogen bis hin zum "Desigernbaby" - muss das aber nicht unbedingt heißen, dass er "gekapert" wurde. Sondern man besinne sich im Grunde auf die ursprüngliche Bedeutung des englischen Wortes "to design" - schaffen, entwerfen, entwickeln -, sagt Markus Frenzl, Professor für Design- und Medientheorie an der Hochschule München.

Design ist nicht nur ein Ding, sondern eine Haltung

Damit könne alles gemeint sein, was wir künstlich erschaffen. Auch sei Design Ausdruck gesellschaftlicher Umbrüche. Für Frenzl geht es um eine Denk-Haltung zur Welt: "Designer waren schon immer ein bisschen besser darin, die Zukunft vorherzusehen und weiterzudenken."
Beste Beispiele seien das Bauhaus oder die Hochschule für Gestaltung in Ulm (1953 bis 1968):
"Beim Bauhaus ging es ja auch darum, den neuen Menschen und damit eine neue Gesellschaft zu schaffen. Und auch die HFG Ulm war nach dem Zweiten Weltkrieg ja gegründet worden, weil man sich aus dem Design heraus einen neuen demokratischen Anfang nach Kriegsende erhoffte. Also, wenn Sie so wollen, kehren wir so ein bisschen zu den Brücken unserer Disziplin zurück: wirklich auch gesellschaftlich prägend zu sein."
Frenzl, der auch Konzepte und Strategien für Unternehmen entwickelt, sagte weiter, es existiere immer noch das Bild vom Design "als einer Verhübschungsdiziplin". Dabei gehe es um weit mehr als um das: Indem Designer Dinge und Strategien heute ganzheitlich, ressourcenschonend und nachhaltig entwickelten und die Produktionsbedingung und bestmögliche Nutzung mitdenken würden, nähmen sie "eine Schlüsselposition für Veränderungen in der Gesellschaft" ein.
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