"Der Zuschauer wird für dumm verkauft"
Nach Ansicht des Journalisten Volker Lilienthal sind alle Fernsehsender vom Problem der Schleichwerbung betroffen. Der Skandal um die ARD-Vorabendserie "Marienhof" habe gezeigt, dass auch die öffentlich-rechtlichen Anstalten vor dieser Gefahr nicht gefeit seien. Allerdings könne dieser Skandal dazu beitragen, die Sensibilität für Schleichwerbung wieder zu schärfen.
Auszüge aus dem Gespräch:
Ellmenreich: Der Journalist Volker Lilienthal hat in ein Wesennest gestochen. Die Aufschreie sind laut, vom Watergate in der ARD war die Rede, vom schleichenden Gift im täglichen Programm. Volker Lilienthal ist Leiter des Ressorts Medien beim Evangelischen Pressedienst und hat bei seinen Recherchen herausgefunden, dass bei der ARD-Vorabendserie "Marienhof" über zehn Jahre lang massiv Schleichwerbung betrieben wurde. Heute Abend ist er Gast bei einer Podiumsdiskussion in Berlin unter dem Titel "Die verkaufte Redaktion - Schleichwerbung auf allen Kanälen". Trifft die Überschrift den Nagel auf den Kopf und findet Schleichwerbung wirklich auf allen Kanälen statt und nicht nur in der ARD?
Lilienthal: Ich glaube, dass alle Sender in Deutschland von diesem Problem betroffen sind, aber natürlich nicht flächendeckend. Es heißt zwar immer, dass die Privatsender besonders betroffen sind, aber auch die öffentlich-rechtlichen Sender, obwohl gebührenfinanziert, sind vor diesen Gefahren nicht gefeit. Und wir haben schon im vergangenen Jahr auf dieses Problem beim ZDF hingewiesen.
Ellmenreich: Das Problem ist also bekannt, aber wieso war der Aufschrei denn beim "Mareinhof" so laut?
Lilienthal: Der Aufschrei war so laut, weil man sich nicht hatte vorstellen können, dass es Schleichwerbung in diesem Ausmaß gab, dass es über einen langen Zeitraum ging und dass sogar Drehbücher von Interessenverbänden oder Konsumartikelherstellern geöffnet wurden. Der Aufschrei war auch deshalb so laut, weil die Serie von der Produktionsfirma Bavaria-Film hergestellt wird, die sich im mehrheitlich im Besitz von vier öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten befindet, dem WDR, SWR, NDR und dem Bayerischen Rundfunk. Diese Sender hätten eigentlich den direkten Kontrollzugriff auf die Tochterfirma gehabt. Diese hat sich aber offensichtlich so verselbständigt, dass sie sich mit Schleichwerbern eingelassen hat und die Gewinne offenbar geteilt hat.
Ellmenreich: Wird der Zuschauer für dumm verkauft?
Lilienthal: Er wird ein Stück weit für dumm verkauft. Leider haben sich die Zuschauer und auch die Medienkritiker daran gewöhnt, dass unsere Medienumwelt voll kommerzialisiert ist. Unsere Sensibilität hat abgenommen. Und solche Skandalbeispiele wie rund um den "Marienhof" dazu angetan sind, die Sensibilität wieder zu heben.
Hinweis: Das vollständige Gespräch können Sie in der rechten Spalte nachhören.
Ellmenreich: Der Journalist Volker Lilienthal hat in ein Wesennest gestochen. Die Aufschreie sind laut, vom Watergate in der ARD war die Rede, vom schleichenden Gift im täglichen Programm. Volker Lilienthal ist Leiter des Ressorts Medien beim Evangelischen Pressedienst und hat bei seinen Recherchen herausgefunden, dass bei der ARD-Vorabendserie "Marienhof" über zehn Jahre lang massiv Schleichwerbung betrieben wurde. Heute Abend ist er Gast bei einer Podiumsdiskussion in Berlin unter dem Titel "Die verkaufte Redaktion - Schleichwerbung auf allen Kanälen". Trifft die Überschrift den Nagel auf den Kopf und findet Schleichwerbung wirklich auf allen Kanälen statt und nicht nur in der ARD?
Lilienthal: Ich glaube, dass alle Sender in Deutschland von diesem Problem betroffen sind, aber natürlich nicht flächendeckend. Es heißt zwar immer, dass die Privatsender besonders betroffen sind, aber auch die öffentlich-rechtlichen Sender, obwohl gebührenfinanziert, sind vor diesen Gefahren nicht gefeit. Und wir haben schon im vergangenen Jahr auf dieses Problem beim ZDF hingewiesen.
Ellmenreich: Das Problem ist also bekannt, aber wieso war der Aufschrei denn beim "Mareinhof" so laut?
Lilienthal: Der Aufschrei war so laut, weil man sich nicht hatte vorstellen können, dass es Schleichwerbung in diesem Ausmaß gab, dass es über einen langen Zeitraum ging und dass sogar Drehbücher von Interessenverbänden oder Konsumartikelherstellern geöffnet wurden. Der Aufschrei war auch deshalb so laut, weil die Serie von der Produktionsfirma Bavaria-Film hergestellt wird, die sich im mehrheitlich im Besitz von vier öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten befindet, dem WDR, SWR, NDR und dem Bayerischen Rundfunk. Diese Sender hätten eigentlich den direkten Kontrollzugriff auf die Tochterfirma gehabt. Diese hat sich aber offensichtlich so verselbständigt, dass sie sich mit Schleichwerbern eingelassen hat und die Gewinne offenbar geteilt hat.
Ellmenreich: Wird der Zuschauer für dumm verkauft?
Lilienthal: Er wird ein Stück weit für dumm verkauft. Leider haben sich die Zuschauer und auch die Medienkritiker daran gewöhnt, dass unsere Medienumwelt voll kommerzialisiert ist. Unsere Sensibilität hat abgenommen. Und solche Skandalbeispiele wie rund um den "Marienhof" dazu angetan sind, die Sensibilität wieder zu heben.
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