Der Wettlauf zum Mond

Im Juli jährt sich die Landung von Apollo 11 auf dem Mond zum 40. Mal. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt hat aus diesem Anlass ein schwergewichtiges Buch herausgebracht. Neben zahlreichen erklärenden Texten ist der Band opulent mit Großaufnahmen bestückt.
Im Juli jährt sich die Landung von Apollo 11 auf dem Mond zum 40. Mal. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat aus diesem Anlass ein wahrlich schwergewichtiges Buch herausgebracht. "Der Mond" wiegt fast zweieinhalb Kilogramm. Es geht um Entstehung, Erforschung und Raumfahrt des Erdtrabanten, verspricht der Untertitel.

Vor allem geht es um Raumfahrt. Das Mond-Buch ist – zwangsläufig – zuallererst ein Apollo-Buch. Weil Europas Raumfahrer noch nie zum Mond geflogen sind, beginnt das Buch mit einem langen Gespräch des DLR-Vorstands und Astronauten Thomas Reiter mit Buzz Aldrin. Aldrin war als Kollege Neil Armstrongs der zweite Mensch auf dem Mond. Aldrin lässt noch einmal die dramatischsten Momente der Apollo-11-Mission Revue passieren und erzählt Anekdoten aus der Vorbereitungsphase, als man sich anschickte, eine unbekannte Welt zu erkunden. Reiter streut die Erlebnisse seiner beiden Raumflüge ein.

Der Hauptteil des Buches zeichnet den Wettlauf zum Mond nach. Anfangs war die Sowjetunion den USA weit voraus. Dann nahm das Apollo-Programm Fahrt auf. Erste Missionen landeten auf dem Mond, funkten Bilder von der Oberfläche zur Erde. Geologen jubelten über die Daten, wählten Landeplätze aus und entwickelten Theorien, wie der Mond als Teil der Ur-Erde entstanden sein könnte.

Bei den Apollo-Missionen ging es anfangs vor allem um das politische Ziel, Menschen zum Mond zu bringen. Die vier letzten Flüge gelten als wissenschaftlich "goldene" Missionen, die sich ganz der Erforschung des Mondes gewidmet haben und bei denen gezielt unterschiedliche Formationen auf dem Erdtrabanten angesteuert wurden. Bei Apollo 17, der letzten Mondmission bisher, war sogar ein Geologe auf dem Mond.

Die Autoren, Ralf Jaumann und Ulrich Köhler, Geologen am DLR-Institut für Planetenerkundung in Berlin-Adlershof, beschreiben ausführlich, welche Gesteine auf dem Mond vorkommen und wie die Einschläge der Frühzeit und das weiterhin anhaltende Bombardement mit Minimeteoriten das heutige Erscheinungsbild des Mond geprägt haben. Sie schildern die aus den Apollo-Daten entwickelten Szenarien über die Geschichte des Mondes und wie sich die dunklen "Mondmeere" und die hellen Hochländer dieser staubtrockenen Welt gebildet haben.

"Der Mond" ist in vielen Passagen schon fast ein recht anspruchsvolles Geologiebuch. Doch wem Feldspat, Brekzien und Anorthositen nicht so wichtig sind, den begeistern auf jeden Fall die wunderbaren Bilder. Das Buch ist opulent mit Großaufnahmen des Mondes bestückt – zum Teil lassen sich ganze Panoramen ausklappen. Dieses Buch zeigt den Mond, wie man ihn kaum zuvor hat sehen können – und ermöglicht so einen ganz neuen Blick auf unseren kosmischen Begleiter.

Eine etwas kritische Einordnung der Mondflüge ist bei einem Buch, das eine Raumfahrtagentur herausgibt, natürlich nicht zu erwarten. So betonen die Autoren vor allem die wissenschaftliche Seite der bisherigen Mondmissionen. Sie zeigen auf, welche Fragen noch immer offen sind – trotz oder gerade wegen Apollo. Sie appellieren, dass weitere Flüge zum Mond unerlässlich sind, um die Geschichte des Mondes und der Erde richtig zu verstehen.

Rezensiert von Dirk Lorenzen


Der Mond
Entstehung – Erforschung - Raumfahrt

von Ralf Jaumann und Ulrich Köhler
Fackelträger-Verlag 2009, 320 Seiten, 49,95 €