Der verkannte Kammerkomponist
Das Menuett von Luigi Boccherini zählt zu den berühmtesten "Hits" der klassischen Musik, mit dem sein Komponist, rund anderthalb Jahrhunderte untrennbar verbunden war. Dabei gehört das gesamte, rund 600 Werke umfassende Oeuvre Boccherinis zum Spannendsten, was die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts musikalisch zu bieten hat.
" In jedem Museum gibt es die verbrecherischen Bilder, die mörderischen Bilder, die alle anderen umbringen. "
Gleich diesen Bildern, wie sie der französische Schriftsteller Jean Cocteau beschrieben hat, gibt es auch im Schaffen manches Komponisten solche "verbrecherischen, mörderischen" Stücke, die alle seine übrigen Werke "umbringen".
Rund anderthalb Jahrhunderte lang war der Name des italienischen Komponisten Luigi Boccherini untrennbar und ausschließlich mit diesem einen Stück verbunden: dem Menuetto eines Streichquintetts in E-Dur - hundertfach bearbeitet als rokoko-plüschiges Symbol verblasster Stickereien und altertümlicher Galanterie.
Erst in den 1960er Jahren entdeckten Musikforscher wie Yves Gérard oder Ludwig Finscher den anderen Boccherini:
" Den Generationsgenossen und, in mancher Hinsicht, Gegenspieler Joseph Haydns, dessen historische und ästhetische Bedeutung sich erst in Umrissen abzuzeichnen beginnt. "
Knapp 600 Werke hat Luigi Boccherini hinterlassen, zumeist Kammermusik: darunter zwei Dutzend Cellosonaten, fünfzig Streichtrios, jeweils rund einhundert Streichquartette und -quintette, je zwölf Quintette mit Klavier, Gitarre, Flöte oder Oboe, aber auch zwölf Cellokonzerte und dreißig Symphonien.
Ein gewaltiges Oeuvre, das mit zum Besten und Spannendsten gehört, was die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zu bieten hat. Wären diese Werke in einem der musikalischen Zentren jener Zeit entstanden - in Neapel oder Mailand, Mannheim, Paris oder Wien -, Boccherini hätte schon zu Lebzeiten die verdient hohe Beachtung und Anerkennung gefunden.
Und anfangs deutete auch alles auf eine glänzende Karriere hin: 1743 in Lucca geboren, reiste Luigi Boccherini schon in jungen Jahren als Cellist und Komponist kreuz und quer durch Europa, wurde protegiert und bejubelt, und galt vor allem für die expressive Kantabilität seines Cellospiels als einer der besten Musiker seiner Zeit.
Im Herbst 1768 aber folgte der 25jährige Boccherini von Paris aus einer Einladung nach Spanien, wo er als Kammerkomponist in den Dienst des spanischen Infanten Don Luis de Borbón trat - mit einem stattlichen Gehalt zwar, aber zugleich in einem topographischen Abseits der klassischen Musikgeschichte, wo sich Boccherinis unverwechselbarer Personalstil und "die absolute Eigenständigkeit seiner Ideen" frei entfalten konnten, wie der Musik-Lexikograph François-Joseph Fétis schon 1877 festgestellt hat:
"Nie hat es einen originelleren Komponisten als Boccherini gegeben, und man könnte fast glauben, er habe nie eine andere Musik als seine eigene gekannt."
Nach dem Tod des Infanten (1785) hielt sich Boccherini eher schlecht als recht über Wasser; zeitweise stand er in externen Diensten des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II., zuletzt leitete er in Madrid die kleine Hauskapelle des Bruders Napoléons, Lucien Bonaparte (während dessen Zeit als französischer Botschafter in Spanien).
In Paris sorgte immerhin seit 1797 der Verleger Ignaz Pleyel dafür, dass seine Werke gedruckt wurden - für viele zeitgenössische Musiker eine Offenbarung.
"Wollte Gott zu den Menschen in Musik sprechen, so täte er es mit den Werken Haydns; doch wenn er selbst Musik hören wollte, so würde er sich für Boccherini entscheiden."
Der Komponist selbst aber erfuhr nichts von dieser späten Anerkennung und lebte in bitterer Armut. Als er am 28. Mai 1805 starb, hatte die Welt ihn fast vergessen.
Gleich diesen Bildern, wie sie der französische Schriftsteller Jean Cocteau beschrieben hat, gibt es auch im Schaffen manches Komponisten solche "verbrecherischen, mörderischen" Stücke, die alle seine übrigen Werke "umbringen".
Rund anderthalb Jahrhunderte lang war der Name des italienischen Komponisten Luigi Boccherini untrennbar und ausschließlich mit diesem einen Stück verbunden: dem Menuetto eines Streichquintetts in E-Dur - hundertfach bearbeitet als rokoko-plüschiges Symbol verblasster Stickereien und altertümlicher Galanterie.
Erst in den 1960er Jahren entdeckten Musikforscher wie Yves Gérard oder Ludwig Finscher den anderen Boccherini:
" Den Generationsgenossen und, in mancher Hinsicht, Gegenspieler Joseph Haydns, dessen historische und ästhetische Bedeutung sich erst in Umrissen abzuzeichnen beginnt. "
Knapp 600 Werke hat Luigi Boccherini hinterlassen, zumeist Kammermusik: darunter zwei Dutzend Cellosonaten, fünfzig Streichtrios, jeweils rund einhundert Streichquartette und -quintette, je zwölf Quintette mit Klavier, Gitarre, Flöte oder Oboe, aber auch zwölf Cellokonzerte und dreißig Symphonien.
Ein gewaltiges Oeuvre, das mit zum Besten und Spannendsten gehört, was die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zu bieten hat. Wären diese Werke in einem der musikalischen Zentren jener Zeit entstanden - in Neapel oder Mailand, Mannheim, Paris oder Wien -, Boccherini hätte schon zu Lebzeiten die verdient hohe Beachtung und Anerkennung gefunden.
Und anfangs deutete auch alles auf eine glänzende Karriere hin: 1743 in Lucca geboren, reiste Luigi Boccherini schon in jungen Jahren als Cellist und Komponist kreuz und quer durch Europa, wurde protegiert und bejubelt, und galt vor allem für die expressive Kantabilität seines Cellospiels als einer der besten Musiker seiner Zeit.
Im Herbst 1768 aber folgte der 25jährige Boccherini von Paris aus einer Einladung nach Spanien, wo er als Kammerkomponist in den Dienst des spanischen Infanten Don Luis de Borbón trat - mit einem stattlichen Gehalt zwar, aber zugleich in einem topographischen Abseits der klassischen Musikgeschichte, wo sich Boccherinis unverwechselbarer Personalstil und "die absolute Eigenständigkeit seiner Ideen" frei entfalten konnten, wie der Musik-Lexikograph François-Joseph Fétis schon 1877 festgestellt hat:
"Nie hat es einen originelleren Komponisten als Boccherini gegeben, und man könnte fast glauben, er habe nie eine andere Musik als seine eigene gekannt."
Nach dem Tod des Infanten (1785) hielt sich Boccherini eher schlecht als recht über Wasser; zeitweise stand er in externen Diensten des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II., zuletzt leitete er in Madrid die kleine Hauskapelle des Bruders Napoléons, Lucien Bonaparte (während dessen Zeit als französischer Botschafter in Spanien).
In Paris sorgte immerhin seit 1797 der Verleger Ignaz Pleyel dafür, dass seine Werke gedruckt wurden - für viele zeitgenössische Musiker eine Offenbarung.
"Wollte Gott zu den Menschen in Musik sprechen, so täte er es mit den Werken Haydns; doch wenn er selbst Musik hören wollte, so würde er sich für Boccherini entscheiden."
Der Komponist selbst aber erfuhr nichts von dieser späten Anerkennung und lebte in bitterer Armut. Als er am 28. Mai 1805 starb, hatte die Welt ihn fast vergessen.