Der vergessene Schatz

Wie die Kunst aus der DDR nach Brasilien kam

54:10 Minuten
Chagas Freitas auf einem Sessel, vor Kunstwerken sitzend
Der brasilianische Kunstsammler Chagas Freitas © Tom Ehrhardt/ Deutschlandradio
Tom Ehrhardt im Gespräch mit Johannes Nichelmann · 09.02.2020
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Die größte Sammlung von Kunst aus der DDR befindet sich an einem geheimen Ort, irgendwo in Brasilien. Der Diplomat und Sammler Chagas Freitas wacht über ein fast vergessenes Kapitel deutscher Geschichte.
Die Vita von Chagas Freitas liest sich wei eine bizarre Variante der Geschichte des Tellerwäschers, der zum Millionär wurde. Er wächst im Urwald Brasiliens in armen Verhältnissen auf, wird später Kulturattachée in der Hauptstadt der DDR. Dort avanciert er Mitte der 1980er Jahre zu einem der wichtigsten Kunstsammler. Knapp 1.200 Werke lagern in seinem Depot. Nur, von der Möglichkeit durch die Kunst zum Millionär zu werden, hat er bis heute keinen gebrauch gemacht. Die Liebe zur Kunst ist dem 64-Jährigen wichtiger, als das Geld.

Eintauchen in die Künstlerwelt der DDR
Ein bisschen geheim, ein bisschen gefährlich, ein bisschen lustig und zugleich spannend: Chagas springt nach seiner Ankunft in Deutschland kopfüber in die Künstlerwelt des Ostens, wird in jenen Kreisen immer bekannter, feiert Partys, verbringt seine gesamte Freizeit in Dresden.
"Chagas sammelt nur die Künstler, die für die meisten in der DDR eigentlich unsichtbar waren, die nicht unbedingt offen gegen den Staat gemalt, sondern einfach ihr Ding gemacht und abstrakt, expressionistisch, nicht-figürlich gearbeitet haben", erzählt der Journalist und Filmemacher Tom Ehrhardt.
Begegnung mit der eigenen Ost-Identität
Ehrhardt ist in Brandenburg aufgewachsen und hat Freitas 2014 in dessen Heimat kennengelernt. Er taucht mit ihm gemeinsam in vergessene Bilderwelten ein. Gleichzeitig lernt er dadurch das Land seiner eigenen Geburt viel besser kennen. Die Welt der Künstlerinnen und Künstler bietet ihm einen neuen Zugang zur DDR. Eine Begegnung mit Künstlerinnen und Künstlern, deren Werke bis heute zu wenig Beachtung erhalten haben.
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