Der Traum vom eigenen Haus
Eine Gruppe junger Israelis organisiert in regelmäßigen Abständen Veranstaltungen mit Künstlern aus ihrer Heimat. Die Initiative Habait - übersetzt das Haus - will israelische Kultur in Berlin präsentieren und den Austausch der israelischen Künstler untereinander stärken.
Das Gefühl, zu Hause zu sein, verbindet Natan Ornan mit seiner Großmutter. Zu Hause, da könne nichts Schlimmes passieren, hatte sie immer gesagt. Der 36-jährige israelische Künstler zeigt auf zwei großen Videoleinwänden kurze Filme, die er vor vielen Jahren in seiner Familie aufgenommen hatte; und Szenen seines Abschieds aus Giw'atajim, seinem Heimatort bei Tel Aviv. Traurig, fast wütend erzählt er, wie die Stadt sich verändert hat: Alles wurde zugebaut, Hunderte Jahre alte Bäume mussten großen Häusern weichen, die jetzt den Blick zum Meer verstellen.
Natan Ornan hat schließlich Israel verlassen, in Richtung Berlin, wo er sich jetzt zu Hause fühlt. "Tischaru Babeit" - zu Hause bleiben - so lautet der Titel seiner Performance. Das klingt fast wie Habait, das Haus, die Initiative junger Israelis, die den Theaterabend für ihn organisiert hat. Habait entstand aus einem Israel-Stammtisch, einem regelmäßigen Treffen junger Israelis, das Nirit Bialer zusammen mit zwei Freundinnen seit vier Jahren organisiert:
""Das hat schon damals angefangen zu kochen, sozusagen, und ich kenne auch viele Leute; sie haben hier verschiedene Projekte gemacht. Also es gibt hier ja auch viele Projekte in Berlin, die zwischen Israelis und Deutschen was versuchen zusammenzubringen."
Vor allem die Begegnungen mit Deutschen waren es, die Nirit und ihre Freundinnen auf die Idee brachten, über den Stammtisch hinaus Veranstaltungen zu israelischer Kultur anzubieten.
"Wenn ich neue Leute treffe und sie hören, dass ich aus Israel komme, da gibt es immer diese Frage, was ist Israel und was ist israelische Kultur, und was ist der Unterschied zwischen israelisch und jüdisch? Und das ist auch für mich persönlich, so ein Weg, zu zeigen: Ja guck mal, das ist israelische Kultur, die nicht unbedingt mit Krieg zu tun hat oder mit der Vergangenheit oder wie auch immer."
Die Initiative Habait will deshalb explizit nicht politisch sein. Trotzdem hat sie von Anfang an auch den Kontakt zur israelischen Botschaft gesucht. Damit Habait weiter wachsen kann, wurde jetzt auch ein Verein gegründet. Noch etwas schüchtern erzählen die Mitglieder von ihrem großen Traum, eines Tages ein wirkliches Haus zu haben mit einer festen Adresse, vergleichbar mit einem Goethe-Institut oder dem Institut Français.
"Ja doch klar, wir müssen die Vision entwickeln und umsetzen; ein, zwei Jahre würde ich sagen."
Noch ist Habait mobil, das Logo zeigt ein Klingelschild. Wo immer es aufgehängt wird, ist der Ort für diesen Abend Habait. Und weil die Wurzeln immer tiefer gehen sollen, freut man sich, dass jetzt auch die Jüdische Gemeinde ihr Interesse bekundet hat. Die Leiterin der Kulturabteilung, Sandra Anusiewicz-Baer, hatte diese Veranstaltung mitorganisiert. Sie nennt ihre Gründe, warum sie die Kooperation so wichtig findet:
"Die Jüdische Gemeinde zu Berlin schreckt leider das israelische Publikum ab. Es gibt eine Schwellenangst, und man kommt nicht zu den Veranstaltungen, und deshalb finde ich es ganz wichtig, dass wir diese Kooperation haben mit Habait, sodass wir einen besseren Zugang haben zu der israelischen Zielgruppe, die wir unbedingt haben möchten. Es gibt so wahnsinnig viele Israelis in der Stadt, es gibt irre viel Potenzial, sehr viele junge Künstler, Musiker, und um an die ranzukommen und um die auch in die Gemeinde zu locken, ist es ganz wichtig, dass wir mit Habait zusammenarbeiten."
Bei aller Freude über die neue Partnerschaft ist die Kooperation von Habait mit der Jüdischen Gemeinde aber noch von Schwellenängsten begleitet.
"Ich finde es viel besser, dass wir den heutigen Abend nicht in den Räumen der Jüdischen Gemeinde gemacht haben, sondern wo - neutral, sag ich mal - wo auch Leute, die vielleicht ein bisschen, also Angst ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber sie denken, ach so, Räumlichkeiten, jüdische Gemeinde, was bedeutet das?"
Sandra Anusiewicz-Baer kann das verstehen.
"Die Jüdische Gemeinde wird vorrangig wahrgenommen als religiöse Institution oder, das muss man leider auch sagen, als, ja, russische Gemeinde, also es gibt dieses Vorurteil, da wird ja sowieso nur russisch gesprochen oder, da gibt es nur Russen, und deshalb hält man sich davon fern. Also die meisten Israelis, die hierher kommen, sind ja Chilonim, sind säkulare Israelis, und die kommen nicht nach Deutschland, um sich als Erstes der Jüdischen Gemeinde anzuschließen, sondern ganz im Gegenteil, die wollen eigentlich von dem Jüdischen ein Stück weit auch weg."
Israelisch und jüdisch, jüdisch oder israelisch, was macht den Unterschied?
Nirit Bialer: "Das frage ich mich auch selbst. Also ich muss sagen, ich bin eine jüdische Israeli, aber ich habe nie über meine jüdische Seite wirklich, glaube ich, nachgedacht, als ich in Israel war. Aber ich fühle mich schon jüdisch und in Deutschland, denke ich viel mehr darüber nach. Ich habe sogar auf meiner Straße Stolpersteine. Da gucke ich das immer an und ich denke, na ja, die Leute, sie waren, also wie ich sozusagen, vor 70 Jahren, und wie wäre es, wenn ich hier, ich als Nirit, also als jüdische also nicht als Israeli damals aber als jüdische Frau in Berlin gewohnt hätte, und was bedeutet das eigentlich, dass ich auch jüdisch bin?"
Nirits Eltern sind beide in Israel geboren. Sie haben das neue Leben ihrer Tochter in Berlin begrüßt. Nirits Großeltern väterlicherseits aber waren Überlebende des Holocaust. Als Nirit das Stück von Natan Ornan und die Bilder seiner Großeltern sah, dachte sie selbst darüber nach, wie ihre eigenen Großeltern wohl auf ihren Umzug nach Berlin reagiert hätten:
"Alle meine Großeltern sind schon gestorben, was ich sage, vielleicht sogar zum Glück, weil, ich weiß nicht, wie sie darüber reagieren würden, wenn sie wüssten, dass ich heute in Berlin wohne. Keine Ahnung."
Natan Ornan hat schließlich Israel verlassen, in Richtung Berlin, wo er sich jetzt zu Hause fühlt. "Tischaru Babeit" - zu Hause bleiben - so lautet der Titel seiner Performance. Das klingt fast wie Habait, das Haus, die Initiative junger Israelis, die den Theaterabend für ihn organisiert hat. Habait entstand aus einem Israel-Stammtisch, einem regelmäßigen Treffen junger Israelis, das Nirit Bialer zusammen mit zwei Freundinnen seit vier Jahren organisiert:
""Das hat schon damals angefangen zu kochen, sozusagen, und ich kenne auch viele Leute; sie haben hier verschiedene Projekte gemacht. Also es gibt hier ja auch viele Projekte in Berlin, die zwischen Israelis und Deutschen was versuchen zusammenzubringen."
Vor allem die Begegnungen mit Deutschen waren es, die Nirit und ihre Freundinnen auf die Idee brachten, über den Stammtisch hinaus Veranstaltungen zu israelischer Kultur anzubieten.
"Wenn ich neue Leute treffe und sie hören, dass ich aus Israel komme, da gibt es immer diese Frage, was ist Israel und was ist israelische Kultur, und was ist der Unterschied zwischen israelisch und jüdisch? Und das ist auch für mich persönlich, so ein Weg, zu zeigen: Ja guck mal, das ist israelische Kultur, die nicht unbedingt mit Krieg zu tun hat oder mit der Vergangenheit oder wie auch immer."
Die Initiative Habait will deshalb explizit nicht politisch sein. Trotzdem hat sie von Anfang an auch den Kontakt zur israelischen Botschaft gesucht. Damit Habait weiter wachsen kann, wurde jetzt auch ein Verein gegründet. Noch etwas schüchtern erzählen die Mitglieder von ihrem großen Traum, eines Tages ein wirkliches Haus zu haben mit einer festen Adresse, vergleichbar mit einem Goethe-Institut oder dem Institut Français.
"Ja doch klar, wir müssen die Vision entwickeln und umsetzen; ein, zwei Jahre würde ich sagen."
Noch ist Habait mobil, das Logo zeigt ein Klingelschild. Wo immer es aufgehängt wird, ist der Ort für diesen Abend Habait. Und weil die Wurzeln immer tiefer gehen sollen, freut man sich, dass jetzt auch die Jüdische Gemeinde ihr Interesse bekundet hat. Die Leiterin der Kulturabteilung, Sandra Anusiewicz-Baer, hatte diese Veranstaltung mitorganisiert. Sie nennt ihre Gründe, warum sie die Kooperation so wichtig findet:
"Die Jüdische Gemeinde zu Berlin schreckt leider das israelische Publikum ab. Es gibt eine Schwellenangst, und man kommt nicht zu den Veranstaltungen, und deshalb finde ich es ganz wichtig, dass wir diese Kooperation haben mit Habait, sodass wir einen besseren Zugang haben zu der israelischen Zielgruppe, die wir unbedingt haben möchten. Es gibt so wahnsinnig viele Israelis in der Stadt, es gibt irre viel Potenzial, sehr viele junge Künstler, Musiker, und um an die ranzukommen und um die auch in die Gemeinde zu locken, ist es ganz wichtig, dass wir mit Habait zusammenarbeiten."
Bei aller Freude über die neue Partnerschaft ist die Kooperation von Habait mit der Jüdischen Gemeinde aber noch von Schwellenängsten begleitet.
"Ich finde es viel besser, dass wir den heutigen Abend nicht in den Räumen der Jüdischen Gemeinde gemacht haben, sondern wo - neutral, sag ich mal - wo auch Leute, die vielleicht ein bisschen, also Angst ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber sie denken, ach so, Räumlichkeiten, jüdische Gemeinde, was bedeutet das?"
Sandra Anusiewicz-Baer kann das verstehen.
"Die Jüdische Gemeinde wird vorrangig wahrgenommen als religiöse Institution oder, das muss man leider auch sagen, als, ja, russische Gemeinde, also es gibt dieses Vorurteil, da wird ja sowieso nur russisch gesprochen oder, da gibt es nur Russen, und deshalb hält man sich davon fern. Also die meisten Israelis, die hierher kommen, sind ja Chilonim, sind säkulare Israelis, und die kommen nicht nach Deutschland, um sich als Erstes der Jüdischen Gemeinde anzuschließen, sondern ganz im Gegenteil, die wollen eigentlich von dem Jüdischen ein Stück weit auch weg."
Israelisch und jüdisch, jüdisch oder israelisch, was macht den Unterschied?
Nirit Bialer: "Das frage ich mich auch selbst. Also ich muss sagen, ich bin eine jüdische Israeli, aber ich habe nie über meine jüdische Seite wirklich, glaube ich, nachgedacht, als ich in Israel war. Aber ich fühle mich schon jüdisch und in Deutschland, denke ich viel mehr darüber nach. Ich habe sogar auf meiner Straße Stolpersteine. Da gucke ich das immer an und ich denke, na ja, die Leute, sie waren, also wie ich sozusagen, vor 70 Jahren, und wie wäre es, wenn ich hier, ich als Nirit, also als jüdische also nicht als Israeli damals aber als jüdische Frau in Berlin gewohnt hätte, und was bedeutet das eigentlich, dass ich auch jüdisch bin?"
Nirits Eltern sind beide in Israel geboren. Sie haben das neue Leben ihrer Tochter in Berlin begrüßt. Nirits Großeltern väterlicherseits aber waren Überlebende des Holocaust. Als Nirit das Stück von Natan Ornan und die Bilder seiner Großeltern sah, dachte sie selbst darüber nach, wie ihre eigenen Großeltern wohl auf ihren Umzug nach Berlin reagiert hätten:
"Alle meine Großeltern sind schon gestorben, was ich sage, vielleicht sogar zum Glück, weil, ich weiß nicht, wie sie darüber reagieren würden, wenn sie wüssten, dass ich heute in Berlin wohne. Keine Ahnung."