Der Ton russischer Seele

Gast: Ingolf Turban, Moderation: Julia Smilga · 09.05.2010
Schon zu Lebzeiten galt Alexander Glasunow (1865-1936) als letzter "Klassiker" der russischen Musik. Man verglich seine Rolle für die nationale Musik Russlands mit der von Johannes Brahms für die deutsche Musik. Allerdings geschah das nicht frei von Klischees – wonach beiden Meistern ein akademischer Zug, auch Skepsis gegenüber Experimenten eigene.
Das Violinkonzert Glasunows jedenfalls ist wenig brauchbar, um solche Vorurteile zu bestätigen. Im Gegenteil: Der leidenschaftliche seelenvolle Ton, der das Werk durchzieht, wird getragen von einer formal offenen, originellen Anlage, frei von konzertanten Schematismen im Verhältnis von Solo und Tutti. In ihr durchdringen sich Elemente von konzertanter und sinfonischer Fantasie, darin eingebettet eine reiche, aber keineswegs um ihrer selbst willen entfaltete spielerische Virtuosität.
Von den Kompositionen Glasunows ist sein Violinkonzert heute die populärste. Entsprechend zahlreich sind die verfügbaren Einspielungen: von den Aufnahmen des Solisten der Uraufführung Jascha Heifetz bis zu denen aus jüngerer Zeit, darunter die Produktion, der unser Studiogast Ingolf Turban von dem Werk machte.