Der Tag mit Thomas Macho

Machtkampf der Linken spitzt sich zum Wahljahr zu

28:11 Minuten
Thomas Macho (Kulturwissenschaftler und Philosoph). Hier: Am 10.03.2010 während eines Gespräches in der Redaktion Literaturen Berlin.
Der Kulturwissenschaftler Thomas Macho © imago/DRAMA-Berlin.de
Moderation: Anke Schaefer  · 10.01.2019
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Die Linke widmet sich bei der zweitägigen Fraktionsklausur der Auseinandersetzung zwischen ihren verschiedenen Flügeln. Wir sprechen mit dem Kulturwissenschaftler Thomas Macho über den Zustand der Oppositionspartei. Weitere Themen sind der Prozess zum Münzen-Diebstahl im Bode-Museum, ein Gerichtsurteil zum Heimunterricht und die Rückkehr der Wölfe.
Die zweitägige Fraktionsklausur könnte zum Showdown für den Machtkampf innerhalb der Partei Die Linke werden. Es soll um die Sozialpolitik gehen, um die bevorstehenden Europa- und Landtagswahlen, aber eben auch um die Fraktion selbst. Die Vierer-Spitze aus Fraktionschefin Sarah Wagenknecht, ihrem Co-Vorsitzenden Dietmar Bartsch und den Parteichefs Katja Kipping und Bernd Riexinger ist zerstritten. Mit unserem Studiogast, dem Kulturwissenschaftler und Philosophen Thomas Macho wollen wir debattieren, wie der Richtungsstreit ausgehen könnte.
Ein weiteres Thema ist das Recht auf Vergessen im Internet. Der Europäische Gerichtshof ist damit befasst, zu klären, wie Privatleute von Suchmaschinen fordern können, bestimmte Links zu löschen. Dazu stellt der Generalanwalt heute seinen Schlussantrag vor.

Richter verhandeln über Münz-Diebstahl

Der Diebstahl einer hundert Kilogramm schweren Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum gilt als einer der spektakulärsten Coups der jüngsten Kriminalgeschichte. Im März 2017 wurde die Big Maple Leaf entwendet. Ab heute müssen sich nun vier Männer wegen gemeinschaftlichen Diebstahls vor dem Berliner Landgericht verantworten. Sie sind zwischen 20 und 24 Jahre alt, drei von ihnen gehören zur Familie R., einem kriminellen Berliner Clan, der seit Längerem mit Aufsehen erregenden Einbrüchen in Verbindung gebracht wird. Haben wir heimliche Sympathien für die Straftäter, weil der Diebstahl fast kinoreif wirkt?

Urteil zum Heimunterricht

Eine Familie deutscher Schulverweigerer wollte vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) ein Recht auf Heimunterricht erstreiten. Die Eltern aus Hessen unterrichten ihre vier Kinder zu Hause. Die Behörden hatten die Kinder deshalb immer wieder aus der Familie genommen und den Eltern für einige Monate das Sorgerecht entzogen. In Deutschland ist Hausunterricht nur ausnahmsweise möglich. Bisher haben die Straßburger Richter kein Recht auf Homeschooling anerkannt. Der EGMR veröffentlicht sein Urteil heute Vormittag. Uns interessiert, mit welchen Mitteln der Staat die Schulpflicht durchsetzen darf.
In ganz Deutschland gibt es wieder Wölfe, das finden die einen toll, die anderen nicht. Wir beschäftigen uns mit dem Wolf und der Angst. Ist er ein Symbol für das Gefühl wachsender Unsicherheit in unserer Zeit?

Thomas Macho ist Kulturhistoriker und leitet das Internationale Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) in Wien. Zuvor war er Professor für Kulturgeschichte und Direktor des Instituts für Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin sowie Direktor des Instituts für Kulturwissenschaft an der Bauhaus-Universität Weimar. Macho ist seit 2010 Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Er verfasste Bücher über zahlreiche Themen, u.a. "Vorbilder" (2011) und "Rituale" (2004).

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