Der Tag mit Bahman Nirumand

Dirigiert das Weiße Haus die deutsche Wirtschaft?

Der Schriftsteller Bahman Nirumand, aufgenommen am 11. Oktober 2012 auf der Frankfurter Buchmesse in Frankfurt am Main
Der Schriftsteller Bahman Nirumand © picture alliance / dpa-Zentralbild
Moderation: Anke Schaefer · 09.05.2018
Die deutsche Wirtschaft fürchtet um ihren Außenhandel mit dem Iran. US-Präsident Trump hat den Atom-Deal gekündigt und setzt auf harte Sanktionen. Mit dem deutsch-iranischen Publizisten Bahman Nirumand sprechen wir über die Folgen. Außerdem in der Sendung: der Katholikentag in Münster und die Studentenrevolte in Berlin.
Deutschland ist derzeit einer der wichtigsten europäischen Handelspartner Irans. Seit 2016 - nach Abschluss des Atomabkommens - wuchs der deutsch-iranische Handel deutlich. Zu den wichtigsten deutschen Exportgütern gehören Maschinen, Lebensmittel und pharmazeutische Produkte. Nun entzieht US-Präsident Donald Trump mit der Absage an den Atomdeal diesen Geschäften seinen Segen. Und der neue US-Botschafter in Berlin, Richard Grenell, macht bereits Ansagen: Die deutsche Wirtschaft solle ihr Irangeschäft sofort herunterfahren.
Ist Deutschland, ist Europa nun wirtschaftspolitisch machtlos gegenüber Washington? Das fragen wir den deutsch-iranischen Publizisten Bahman Nirumand, mit dem wir auch über die Folgen für die iranische Bevölkerung sprechen.
Außerdem schauen wir auf den Katholikentag in Münster und sein Motto "Suche Frieden". Was können die christlichen Kirchen zum Frieden beitragen, wenn sie doch selbst so schwer nur zueinander finden?
Nicht zuletzt lernen wir in der Sendung Bahman Nirumand als Zeitzeugen der Studentenbewegung in Berlin kennen. Nirumand hatte am Vorabend des 2. Juni 1967, als der Student Benno Ohnesorg bei einer Anti-Schah-Demonstration in West-Berlin erschossen wurde, als Gastredner an der FU Berlin einen weithin beachteten Schah-kritischen Vortrag gehalten. Praktisch über Nacht war Nirumand damit zu einem der Vordenker der deutschen 68er-Bewegung und der Außerparlamentarischen Opposition geworden.

Bahman Nirumand, geboren 1936 in Teheran, ist deutsch-iranischer Schriftsteller und Publizist. Nach dem Studium der Germanistik, Philosophie und Iranistik promovierte er 1960 in Tübingen mit einer Arbeit über Bertolt Brecht. Anschließend ging er in den Iran zurück und arbeitete nach dem Militärdienst am Teheraner Goethe-Institut. Wegen Konflikten mit dem Schah-Regime floh er 1965 nach Deutschland, um einer drohenden Verhaftung durch den Geheimdienst zu entgehen. Ab 1967 nahm Nirumand in der westdeutschen Studentenbewegung eine Schlüsselstellung ein, sein Buch "Persien, Modell eines Entwicklungslandes oder Die Diktatur der Freien Welt" wurde zu einem Bestseller. Im Januar 1979, zwei Wochen vor dem Sturz des Schah und der folgenden islamischen Revolution, kehrte Nirumand in den Iran zurück. Doch wurde er in seinen Hoffnungen auf einen "neuen Iran" enttäuscht. Seit 1983 lebt Nirumand in Berlin.

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