Der Spike Lee von Kreuzberg
Er hat schräge Underground-Filme gedreht und arbeitet als Sozialarbeiter in einem Jugendzentrum in Berlin-Kreuzberg. Mit seinem ersten Theaterstück „Schwarze Jungfrauen“ ist Neco Celik für den Mühlheimer Dramatikerpreis nominiert. Darin hält er der zunehmenden Islam-Angst der Deutschen ein ausgesprochen böses Echo aus muslimischer Sicht entgegen.
Aus „Schwarze Jungfrauen“: Immer die gleiche Pointe, der Islam ist schlimm, die westliche Freiheit ist toll.
Vor einem Jahr kam Neco Celiks Inszenierung „Schwarze Jungfrauen“ im Berliner HAU-Theater heraus. Fünf junge Frauen wüten darin gegen Islamklischees, reden ungeniert über Sex, entsprechen so gar nicht dem Bild von muslimischen Frauen. Das Stück basiert auf Interviews, die Feridun Zaimoglu und Günter Senkel mit jungen Neo-Musliminnen geführt haben. Das Stück provoziert.
Celik: " Nach wir vor ist der Inhalt des Textes extrem, extrem stark, so das die Leute wirklich von ihren Stühlen fallen. Das können sie nicht glauben, dass jemand so etwas sagen kann. "
Aus „Schwarze Jungfrauen“: Ja, ich war so schlimm unterdrückt, aber jetzt, da ich alles Islamtürkische abgelegt habe, darf ich mir endlich auch die Nase pudern.
Celik: " Die sind von diesen fünf Frauen erschüttert. Das beweist, dass das, was sie sagen, in der Öffentlichkeit überhaupt nicht vorkommt. "
„Schwarze Jungfrauen“ ist Celiks erste Theaterarbeit, sie wurde gleich für das Berliner Theatertreffen nominiert. Der Regisseur hatte bis dahin mit dem Theater nur wenig Kontakt.
Celik: " Ich habe natürlich Jugendtheater gesehen und alles mögliche, was man mit der Schule sehen kann, aber ansonsten hatte ich mit Theater nichts zu tun. "
Neco Celik hat ein blasses Gesicht. Braune, kluge Augen schauen hinter seiner Intellektuellenbrille hervor. Er ist schmal, sein Körper wirkt angestrengt, er sieht müde aus. Früher war Neco Celik Schulabbrecher und Gangmitglied in Berlin/Kreuzberg. Heute ist der 34-Jährige tief gläubiger Moslem und Regisseur einiger schräger Underground-Filme, die ihm den Ruf eingebracht haben, der Spike Lee von Kreuzberg zu sein. So ist es auch zu diesem Stück gekommen.
Celik: " „Schwarze Jungfrauen“ war ein Thema, was ich persönlich kannte, inhaltlich kannte. "
Aber anders als die Heldinnen seiner Inszenierung pflegt der Regisseur einen sehr entspannten Umgang mit dem Islam.
" Der Islam soll dein Leben glücklich machen, und wenn er das nicht macht, dann solltest du dich sofort davon entfernen oder du machst irgendetwas falsch. "
Aus seiner eigenen Kreuzberger Kindheit kennt Neco Celik das anders.
" Man war sozusagen in einem sozialen Gefängnis, so eine Herde von Schafen, die bloß nicht ausscheren durften, um etwas zu verändern.“
Den Glauben seiner türkischen Eltern hat Celik als einen stumpfen Dorfglauben erlebt.
Neco Celik ist knapp zwanzig Jahre alt, als er sich mit dem Islam auseinanderzusetzen beginnt. Er hat gerade seinen Schulabschluss nachgeholt und eine Berufsausbildung als Schildermaler begonnen.
" Es war etwas ganz Kleines, Stück für Stück habe ich mich informiert und einfach in der Sache gebildet und erfahren, dass im Islam Bildung eine sehr große Rolle spielt. Man kann nicht über diese Themen sprechen, wenn man nichts weiß darüber. "
Die Hinwendung zur Religion öffnet Neco Celik die Augen. Er beginnt auch andere, soziologische Bücher zu lesen, Bücher über das Leben der türkischen Gastarbeiter in Deutschland. Und zum ersten Mal versteht er sein Unbehagen an einem Leben, dass in vielerlei Hinsicht falsch eingerichtet ist.
" Ich konnte es nicht glauben. Ich bin extra mit meinen Eltern zu den Nachbarn, zu denen ich nie gehen wollte, und habe geguckt, ob sie dieselben Möbel hatten. Sie hatten den beschissenen selben Schrank und den beschissenen selben Teppich. (…)Die, die sich davon lösen konnten, haben erstmal begriffen, was Leben bedeutet. Sonst sind sie ja nur mir ihrem Leben beschäftigt, arbeiten, arbeiten und diese Hoffnung hegen, wir werden zurückkehren und dann unser wahres Leben leben. Bullshit.“
Neco Celik will das richtige, das intensive Leben schon sehr früh. Mit 16 Jahren wird er Mitglied einer HipHop-Straßen-Gang.
" Natürlich beinhaltet die HipHop-Kultur Gewalt, und dieses Dicke-Hose-machen und Wir-sind-eine-Gruppe und Wenn-uns-jemand-anmacht-werden-wir-uns-verteidigen. "
Aber die HipHop-Gang war auch ein Weg durch Graffity, Tanzen und Rappen die eigene Wut in Kunst zu verwandeln.
" Es war einfach, Gewalt und Kreativität lag wirklich sehr nah beieinander. "
Neco Celik arbeitet heute als Sozialarbeiter im Kreuzberger Jugendzentrum Naunynritze, gleichzeitig dreht er Filme über diese Welt. 2003 entsteht „Urban Guerillas“, sein erster Spielfilm. Es geht um die Wut und die Träume von gescheiterten Ghetto-Kids. Celik ist der Regisseur, der Produzent, der Drehbuchautor und spielt auch selbst eine der Hauptrollen.
Mit „Schwarze Jungfrauen“ hat Celik erstmals dezidiert den Islam thematisiert und der zunehmenden Islam-Angst der Deutschen ein minimalistisch inszeniertes, ausgesprochen böses Echo aus muslimischer Sicht gegeben. Aber Celik sitzt schon längst an seinem nächsten Film, über ein junges, türkisches Fußballtalent, und im Herbst wird er in München, in der Studiobühne der Münchener Kammerspiele, inszenieren. Er will in Zukunft beides machen. Film und Theater.
" Eigentlich habe ich nicht den Drang, mich entscheiden zu müssen. Hauptsache, ich lande nicht in einer Sackgasse.“
Vor einem Jahr kam Neco Celiks Inszenierung „Schwarze Jungfrauen“ im Berliner HAU-Theater heraus. Fünf junge Frauen wüten darin gegen Islamklischees, reden ungeniert über Sex, entsprechen so gar nicht dem Bild von muslimischen Frauen. Das Stück basiert auf Interviews, die Feridun Zaimoglu und Günter Senkel mit jungen Neo-Musliminnen geführt haben. Das Stück provoziert.
Celik: " Nach wir vor ist der Inhalt des Textes extrem, extrem stark, so das die Leute wirklich von ihren Stühlen fallen. Das können sie nicht glauben, dass jemand so etwas sagen kann. "
Aus „Schwarze Jungfrauen“: Ja, ich war so schlimm unterdrückt, aber jetzt, da ich alles Islamtürkische abgelegt habe, darf ich mir endlich auch die Nase pudern.
Celik: " Die sind von diesen fünf Frauen erschüttert. Das beweist, dass das, was sie sagen, in der Öffentlichkeit überhaupt nicht vorkommt. "
„Schwarze Jungfrauen“ ist Celiks erste Theaterarbeit, sie wurde gleich für das Berliner Theatertreffen nominiert. Der Regisseur hatte bis dahin mit dem Theater nur wenig Kontakt.
Celik: " Ich habe natürlich Jugendtheater gesehen und alles mögliche, was man mit der Schule sehen kann, aber ansonsten hatte ich mit Theater nichts zu tun. "
Neco Celik hat ein blasses Gesicht. Braune, kluge Augen schauen hinter seiner Intellektuellenbrille hervor. Er ist schmal, sein Körper wirkt angestrengt, er sieht müde aus. Früher war Neco Celik Schulabbrecher und Gangmitglied in Berlin/Kreuzberg. Heute ist der 34-Jährige tief gläubiger Moslem und Regisseur einiger schräger Underground-Filme, die ihm den Ruf eingebracht haben, der Spike Lee von Kreuzberg zu sein. So ist es auch zu diesem Stück gekommen.
Celik: " „Schwarze Jungfrauen“ war ein Thema, was ich persönlich kannte, inhaltlich kannte. "
Aber anders als die Heldinnen seiner Inszenierung pflegt der Regisseur einen sehr entspannten Umgang mit dem Islam.
" Der Islam soll dein Leben glücklich machen, und wenn er das nicht macht, dann solltest du dich sofort davon entfernen oder du machst irgendetwas falsch. "
Aus seiner eigenen Kreuzberger Kindheit kennt Neco Celik das anders.
" Man war sozusagen in einem sozialen Gefängnis, so eine Herde von Schafen, die bloß nicht ausscheren durften, um etwas zu verändern.“
Den Glauben seiner türkischen Eltern hat Celik als einen stumpfen Dorfglauben erlebt.
Neco Celik ist knapp zwanzig Jahre alt, als er sich mit dem Islam auseinanderzusetzen beginnt. Er hat gerade seinen Schulabschluss nachgeholt und eine Berufsausbildung als Schildermaler begonnen.
" Es war etwas ganz Kleines, Stück für Stück habe ich mich informiert und einfach in der Sache gebildet und erfahren, dass im Islam Bildung eine sehr große Rolle spielt. Man kann nicht über diese Themen sprechen, wenn man nichts weiß darüber. "
Die Hinwendung zur Religion öffnet Neco Celik die Augen. Er beginnt auch andere, soziologische Bücher zu lesen, Bücher über das Leben der türkischen Gastarbeiter in Deutschland. Und zum ersten Mal versteht er sein Unbehagen an einem Leben, dass in vielerlei Hinsicht falsch eingerichtet ist.
" Ich konnte es nicht glauben. Ich bin extra mit meinen Eltern zu den Nachbarn, zu denen ich nie gehen wollte, und habe geguckt, ob sie dieselben Möbel hatten. Sie hatten den beschissenen selben Schrank und den beschissenen selben Teppich. (…)Die, die sich davon lösen konnten, haben erstmal begriffen, was Leben bedeutet. Sonst sind sie ja nur mir ihrem Leben beschäftigt, arbeiten, arbeiten und diese Hoffnung hegen, wir werden zurückkehren und dann unser wahres Leben leben. Bullshit.“
Neco Celik will das richtige, das intensive Leben schon sehr früh. Mit 16 Jahren wird er Mitglied einer HipHop-Straßen-Gang.
" Natürlich beinhaltet die HipHop-Kultur Gewalt, und dieses Dicke-Hose-machen und Wir-sind-eine-Gruppe und Wenn-uns-jemand-anmacht-werden-wir-uns-verteidigen. "
Aber die HipHop-Gang war auch ein Weg durch Graffity, Tanzen und Rappen die eigene Wut in Kunst zu verwandeln.
" Es war einfach, Gewalt und Kreativität lag wirklich sehr nah beieinander. "
Neco Celik arbeitet heute als Sozialarbeiter im Kreuzberger Jugendzentrum Naunynritze, gleichzeitig dreht er Filme über diese Welt. 2003 entsteht „Urban Guerillas“, sein erster Spielfilm. Es geht um die Wut und die Träume von gescheiterten Ghetto-Kids. Celik ist der Regisseur, der Produzent, der Drehbuchautor und spielt auch selbst eine der Hauptrollen.
Mit „Schwarze Jungfrauen“ hat Celik erstmals dezidiert den Islam thematisiert und der zunehmenden Islam-Angst der Deutschen ein minimalistisch inszeniertes, ausgesprochen böses Echo aus muslimischer Sicht gegeben. Aber Celik sitzt schon längst an seinem nächsten Film, über ein junges, türkisches Fußballtalent, und im Herbst wird er in München, in der Studiobühne der Münchener Kammerspiele, inszenieren. Er will in Zukunft beides machen. Film und Theater.
" Eigentlich habe ich nicht den Drang, mich entscheiden zu müssen. Hauptsache, ich lande nicht in einer Sackgasse.“