"Der Schöpfungsprozess war ein sehr nüchterner"
Der Schlagzeuger der Band Pink Floyd, Nick Mason, hat einige Legenden um die Band ins rechte Licht gerückt: So seien entgegen der landläufigen Meinung bei den Aufnahmen zu den Alben der Band keine Drogen im Spiel gewesen. Das sei ein sehr nüchterner Prozess gewesen, sagte Mason im Deutschlandradio Kultur.
Lesen Sie hier Auszüge aus dem Interview mit Nick Mason:
Dieter Kassel: Er war von Anfang an dabei. Beim Studium der Architektur traf er in London einen gewissen Roger Waters, gründete eine Band, die einige Jahre später ganz überraschend den Namen "Pink Floyd" erhielt, und seit über 40 Jahren ist er nun der Drummer dieser Band. Und nach diesen 40 Jahren hat er nun ein Buch geschrieben, mit über 300 überwiegend privaten Fotos und mit ganz viel Bewegendem und Lustigem über die Geschichte dieser Band. Und jetzt ist er zu Gast im Deutschlandradio Kultur, herzlich willkommen Nick Mason.
"Inside Out - Mein persönliches Porträt von Pink Floyd" heißt Ihr Buch. Für wen haben Sie dieses Buch geschrieben. Für echte Fans, die schon vor 40 Jahren die ersten Platten von Pink Floyd gekauft haben, oder für junge Leute, die vielleicht glauben, "The Division Bell" sei das erste Pink-Floyd-Album gewesen?
Nick Mason: Ich habe das Buch für ganz verschiedene Menschen geschrieben, teilweise für die alten Fans (…), aber es ist auch ein Buch für jüngere Menschen, unter anderem für meine Kinder und die Kinder der anderen Bandmitglieder.
Kassel: Gibt es Dinge, von denen Sie gerne berichtet hätten in Ihrem Buch, an die Sie sich aber einfach nicht mehr genau genug erinnern können?
Mason: (…) Es gab schon einige Geschichten, die in Vergessenheit geraten sind, aber es sind schließlich nicht nur meine Erinnerungen, die in dem Buch stehen, sondern ich habe auch mit anderen Menschen darüber gesprochen und habe die gefragt, stimmt das? Ist das wirklich so gewesen? Müsste man da noch vielleicht etwas hinzufügen?
Kassel: David Gilmour und Roger Waters durften das Manuskript lesen, bevor das Buch veröffentlich wurde. Waren die einverstanden mit Ihren Erinnerungen?
Mason: Ich glaube, sie hatten keine Bedenken mit dem Umfang des Buches, Probleme hatten sie vielleicht eher damit, dass wirklich beschrieben wird, wer was geleistet hat. (…) Es ist nicht immer genug Platz in einem Buch, um alle entsprechend zu würdigen.
Kassel: Natürlich erinnern Sie sich an viele Dinge, die damals die Öffentlichkeit nicht so richtig mitbekommen hat. In den 70er Jahren wollte Pink Floyd mal ein Album machen, das völlig ohne Instrumente auskommt, es sollte komplett aus Geräuschen von Küchengeräten bestehen. Ist es jemals zu Aufnahmen gekommen?
Mason: Wir haben die Aufnahmen zwar begonnen und sehr viel dran gearbeitet, aber nicht abgeschlossen. Es ist traurig, dass man das alles, was wir damals zwei Monate lang versucht haben, heutzutage innerhalb eines Nachmittages schaffen könnte. Heute gibt es Sequenzer, viel Elektronik, das heißt also, damals hatten wir eine ganz krude Version dessen, was man heute per Knopfdruck erledigen kann.
Kassel: Als Drummer, welches Küchengerät hätten Sie dann gespielt?
Wir hatten schon sehr viele Schlagzeugeffekte bei den Aufnahmen, die Bassdrum war eine Axt, die man in einen großen Holzblock hinein gehauen hat. (…)
(...)
Kassel: Viele Leute haben immer gedacht, dass die großen Pink Floyd-Alben in einem Rausch entstanden sind, bei dem Alkohol und andere Substanzen im Spiel waren. Wenn man das Buch liest, hat man das Gefühl, das war sehr viel Arbeit, sehr viel Konzentration bei den Aufnahmen und ein sehr nüchterner Prozess.
Mason: Ich denke, das stimmt, genau das war es. Die Alben sind sehr technisch, der Aufnahmeprozess, der Schöpfungsprozess war ein sehr nüchterner… Wenn man sich mal überlegt, wie viel Overdubs wir gemacht haben, dann ist schon klar, dass das ein sehr nüchterner Prozess war. Wenn Sie sagen, die Aufnahmen wurden unter Alkohol- oder Drogeneinfluss gemacht, dann muss ich Ihnen sagen: das ist keine wirklich praktische Arbeitsweise.
Kassel: Wenn Sie heute 16, 17 Jahre alt wären, würden Sie und die anderen noch einmal solche Musik machen?
Mason: Ich bin schon zu alt und müde, um diese Art von Musik noch einmal zu wagen. Ich glaube aber, es gibt immer noch viel Freiraum, um diese Art von Musik zu entwickeln. Wir denken immer, wir sind am Ende der Wegstrecke angelangt. Rock 'n' Roll hat diese Kritik schon vor über 50 Jahren bei seiner Erfindung hinnehmen müssen. Aber in Wirklichkeit ist es doch so, dass es immer wieder etwas Neues, Ungewöhnliches und Fremdes gibt, was jemand entwickelt und dann veröffentlicht.
(...)
Service:
Nick Mason von Pink Floyd im Gespräch im Deutschlandradio Kultur. Nick Masons Buch über die Geschichte der Band heißt "Inside Out - Mein persönliches Porträt von Pink Floyd" und ist im Rockbuch-Verlag erschienen und kostet 49,90 Euro.
Sie können das Gespräch mit Nick Mason für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player hören.
Dieter Kassel: Er war von Anfang an dabei. Beim Studium der Architektur traf er in London einen gewissen Roger Waters, gründete eine Band, die einige Jahre später ganz überraschend den Namen "Pink Floyd" erhielt, und seit über 40 Jahren ist er nun der Drummer dieser Band. Und nach diesen 40 Jahren hat er nun ein Buch geschrieben, mit über 300 überwiegend privaten Fotos und mit ganz viel Bewegendem und Lustigem über die Geschichte dieser Band. Und jetzt ist er zu Gast im Deutschlandradio Kultur, herzlich willkommen Nick Mason.
"Inside Out - Mein persönliches Porträt von Pink Floyd" heißt Ihr Buch. Für wen haben Sie dieses Buch geschrieben. Für echte Fans, die schon vor 40 Jahren die ersten Platten von Pink Floyd gekauft haben, oder für junge Leute, die vielleicht glauben, "The Division Bell" sei das erste Pink-Floyd-Album gewesen?
Nick Mason: Ich habe das Buch für ganz verschiedene Menschen geschrieben, teilweise für die alten Fans (…), aber es ist auch ein Buch für jüngere Menschen, unter anderem für meine Kinder und die Kinder der anderen Bandmitglieder.
Kassel: Gibt es Dinge, von denen Sie gerne berichtet hätten in Ihrem Buch, an die Sie sich aber einfach nicht mehr genau genug erinnern können?
Mason: (…) Es gab schon einige Geschichten, die in Vergessenheit geraten sind, aber es sind schließlich nicht nur meine Erinnerungen, die in dem Buch stehen, sondern ich habe auch mit anderen Menschen darüber gesprochen und habe die gefragt, stimmt das? Ist das wirklich so gewesen? Müsste man da noch vielleicht etwas hinzufügen?
Kassel: David Gilmour und Roger Waters durften das Manuskript lesen, bevor das Buch veröffentlich wurde. Waren die einverstanden mit Ihren Erinnerungen?
Mason: Ich glaube, sie hatten keine Bedenken mit dem Umfang des Buches, Probleme hatten sie vielleicht eher damit, dass wirklich beschrieben wird, wer was geleistet hat. (…) Es ist nicht immer genug Platz in einem Buch, um alle entsprechend zu würdigen.
Kassel: Natürlich erinnern Sie sich an viele Dinge, die damals die Öffentlichkeit nicht so richtig mitbekommen hat. In den 70er Jahren wollte Pink Floyd mal ein Album machen, das völlig ohne Instrumente auskommt, es sollte komplett aus Geräuschen von Küchengeräten bestehen. Ist es jemals zu Aufnahmen gekommen?
Mason: Wir haben die Aufnahmen zwar begonnen und sehr viel dran gearbeitet, aber nicht abgeschlossen. Es ist traurig, dass man das alles, was wir damals zwei Monate lang versucht haben, heutzutage innerhalb eines Nachmittages schaffen könnte. Heute gibt es Sequenzer, viel Elektronik, das heißt also, damals hatten wir eine ganz krude Version dessen, was man heute per Knopfdruck erledigen kann.
Kassel: Als Drummer, welches Küchengerät hätten Sie dann gespielt?
Wir hatten schon sehr viele Schlagzeugeffekte bei den Aufnahmen, die Bassdrum war eine Axt, die man in einen großen Holzblock hinein gehauen hat. (…)
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Kassel: Viele Leute haben immer gedacht, dass die großen Pink Floyd-Alben in einem Rausch entstanden sind, bei dem Alkohol und andere Substanzen im Spiel waren. Wenn man das Buch liest, hat man das Gefühl, das war sehr viel Arbeit, sehr viel Konzentration bei den Aufnahmen und ein sehr nüchterner Prozess.
Mason: Ich denke, das stimmt, genau das war es. Die Alben sind sehr technisch, der Aufnahmeprozess, der Schöpfungsprozess war ein sehr nüchterner… Wenn man sich mal überlegt, wie viel Overdubs wir gemacht haben, dann ist schon klar, dass das ein sehr nüchterner Prozess war. Wenn Sie sagen, die Aufnahmen wurden unter Alkohol- oder Drogeneinfluss gemacht, dann muss ich Ihnen sagen: das ist keine wirklich praktische Arbeitsweise.
Kassel: Wenn Sie heute 16, 17 Jahre alt wären, würden Sie und die anderen noch einmal solche Musik machen?
Mason: Ich bin schon zu alt und müde, um diese Art von Musik noch einmal zu wagen. Ich glaube aber, es gibt immer noch viel Freiraum, um diese Art von Musik zu entwickeln. Wir denken immer, wir sind am Ende der Wegstrecke angelangt. Rock 'n' Roll hat diese Kritik schon vor über 50 Jahren bei seiner Erfindung hinnehmen müssen. Aber in Wirklichkeit ist es doch so, dass es immer wieder etwas Neues, Ungewöhnliches und Fremdes gibt, was jemand entwickelt und dann veröffentlicht.
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Service:
Nick Mason von Pink Floyd im Gespräch im Deutschlandradio Kultur. Nick Masons Buch über die Geschichte der Band heißt "Inside Out - Mein persönliches Porträt von Pink Floyd" und ist im Rockbuch-Verlag erschienen und kostet 49,90 Euro.
Sie können das Gespräch mit Nick Mason für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player hören.