Der Rapper als Comic-Superheld
Mit über 30 Millionen verkauften Platten ist er der erfolgreichste Rapper aller Zeiten. Unter dem Titel "Eminem - In My Skin" haben zwei Zeichner dem Musiker die erste Comic-Biografie gewidmet. Sie erzählt vom Aufstieg des Musikers aus den Gettos von Detroit zum globalen Superstar.
Man nehme einen beliebigen Elfjährigen. Nicht ganz beliebig, er sollte kein Englisch können. Warum, wo er doch nichts versteht, sitzt er vor dem Fernseher und wartet auf das neue Eminem-Video?
Es waren noch nie Inhalte, die Popmusik ausgemacht haben. Es waren schon immer Sound und Image. Tatsächlich kann man im Fall von Hiphop mit Fug und Recht behaupten, dass das Bild sogar zuerst da war. Denn lange bevor irgendjemand im New York der Siebziger den ersten Rapper im Radio gehört hatte, konnte man jeden Morgen die U-Bahnzüge sehen, die mit riesigen Graffiti verziert aus der Bronx nach Manhattan fuhren. Und am Anfang war auch der Comic. Es ist ein unterbelichtetes Kapitel der Popmusikgeschichte. Doch lange bevor Hiphop eine milliardenschwere Industrie wurde, imaginierten sich die Rapper schon in die Rolle unbesiegbarer Superhelden.
Und so nannten sich die ersten Rapgruppen "The Treacherous Three", "The Fearless Four" oder "Grandmaster Flash & The Furious Five". Als seien sie Superhelden-Comics entstiegen. Ihre übermenschlichen Kräfte sollten sie in die Charts bringen.
Bei den einen schliff sich das Jungenhaft-Verspielte im Laufe der Jahre ab und machte dem heiligen Ernst übertriebener Männlichkeit Platz. Doch auch muskelbepackt inszenierten diese Rapper vor allem eins: das Drama ihrer Unbesiegbarkeit. Andere nahmen das Motiv auf und trieben es ins Groteske, der Rapper Snoop Dogg etwa ließ sich auf seinen Plattencovern regelmäßig als Hund gezeichnete Abenteuer erleben.
Dass die zwei Zeichner Barnaby Legg und Jim McCarthy sich für die erste Comic-Biografie eines Rappers ausgerechnet Eminem herausgesucht haben, macht Sinn. Er ist nicht nur der erfolgreichste Rapper aller Zeiten, dessen Lebenslauf ohnehin schon Superheldenzüge trägt. Kein Rapper hat seine Comic-Persönlichkeit so auf die Spitze getrieben wie Eminem. Frei von der Angst sich lächerlich zu machen, verkleidete er sich für den Videoclip zu "Without Me" sogar als Robin, der zusammen mit seinem Batman im Eminem-Mobil durch die Gegend fährt.
Tatsächlich ist "In My Skin" immer dann am überzeugendsten, wenn es tatsächliche Begebenheiten aus Eminems Leben mit Momenten aus seinen Stücken übereinander blendet. Wenn Eminem etwa seinen ersten Nummer-Eins-Hit hat, lassen die Zeichner ihn mit seiner Bühnenmaskierung und einer Motorsäge die amerikanischen Vorstädte erobern und parallel dazu rutschen lauter kleine Eminems eine US-Flagge herunter in die Vorgärten. Doch dieser assoziative Stil ist auch eine Schwäche des Buchs. Mitunter geht es drunter und drüber. Wer mit dem Leben Eminems nicht vertraut ist, dürfte seine Schwierigkeiten haben, der Geschichte zu folgen.
Doch indem das Buch ihn in seiner vollen Comichaftigkeit als Superhelden ausstellt, macht "In My Skin" eines klar: Eminem funktioniert auch ohne Ton. Und lässt man die Musik weg, bleibt vor allem eines – Bilder von Verzweiflung und Ohnmacht, Gewalt und Triumph, Gefahr und Macht. Immer in XXL, größer als das Leben. Das ist es, was ihn für die Elfjährigen aller Alterstufen so interessant und attraktiv macht.
"Eminem - In My Skin"
von Barnaby Legg, James McCarty
Übersetzt von Anne Litvin
Schwarzkopf und Schwarzkopf Verlag
Berlin, 2005
Es waren noch nie Inhalte, die Popmusik ausgemacht haben. Es waren schon immer Sound und Image. Tatsächlich kann man im Fall von Hiphop mit Fug und Recht behaupten, dass das Bild sogar zuerst da war. Denn lange bevor irgendjemand im New York der Siebziger den ersten Rapper im Radio gehört hatte, konnte man jeden Morgen die U-Bahnzüge sehen, die mit riesigen Graffiti verziert aus der Bronx nach Manhattan fuhren. Und am Anfang war auch der Comic. Es ist ein unterbelichtetes Kapitel der Popmusikgeschichte. Doch lange bevor Hiphop eine milliardenschwere Industrie wurde, imaginierten sich die Rapper schon in die Rolle unbesiegbarer Superhelden.
Und so nannten sich die ersten Rapgruppen "The Treacherous Three", "The Fearless Four" oder "Grandmaster Flash & The Furious Five". Als seien sie Superhelden-Comics entstiegen. Ihre übermenschlichen Kräfte sollten sie in die Charts bringen.
Bei den einen schliff sich das Jungenhaft-Verspielte im Laufe der Jahre ab und machte dem heiligen Ernst übertriebener Männlichkeit Platz. Doch auch muskelbepackt inszenierten diese Rapper vor allem eins: das Drama ihrer Unbesiegbarkeit. Andere nahmen das Motiv auf und trieben es ins Groteske, der Rapper Snoop Dogg etwa ließ sich auf seinen Plattencovern regelmäßig als Hund gezeichnete Abenteuer erleben.
Dass die zwei Zeichner Barnaby Legg und Jim McCarthy sich für die erste Comic-Biografie eines Rappers ausgerechnet Eminem herausgesucht haben, macht Sinn. Er ist nicht nur der erfolgreichste Rapper aller Zeiten, dessen Lebenslauf ohnehin schon Superheldenzüge trägt. Kein Rapper hat seine Comic-Persönlichkeit so auf die Spitze getrieben wie Eminem. Frei von der Angst sich lächerlich zu machen, verkleidete er sich für den Videoclip zu "Without Me" sogar als Robin, der zusammen mit seinem Batman im Eminem-Mobil durch die Gegend fährt.
Tatsächlich ist "In My Skin" immer dann am überzeugendsten, wenn es tatsächliche Begebenheiten aus Eminems Leben mit Momenten aus seinen Stücken übereinander blendet. Wenn Eminem etwa seinen ersten Nummer-Eins-Hit hat, lassen die Zeichner ihn mit seiner Bühnenmaskierung und einer Motorsäge die amerikanischen Vorstädte erobern und parallel dazu rutschen lauter kleine Eminems eine US-Flagge herunter in die Vorgärten. Doch dieser assoziative Stil ist auch eine Schwäche des Buchs. Mitunter geht es drunter und drüber. Wer mit dem Leben Eminems nicht vertraut ist, dürfte seine Schwierigkeiten haben, der Geschichte zu folgen.
Doch indem das Buch ihn in seiner vollen Comichaftigkeit als Superhelden ausstellt, macht "In My Skin" eines klar: Eminem funktioniert auch ohne Ton. Und lässt man die Musik weg, bleibt vor allem eines – Bilder von Verzweiflung und Ohnmacht, Gewalt und Triumph, Gefahr und Macht. Immer in XXL, größer als das Leben. Das ist es, was ihn für die Elfjährigen aller Alterstufen so interessant und attraktiv macht.
"Eminem - In My Skin"
von Barnaby Legg, James McCarty
Übersetzt von Anne Litvin
Schwarzkopf und Schwarzkopf Verlag
Berlin, 2005