Der "Playboy" in neuer Form

"Die Frauen sehen so unzufrieden aus"

Margarete Stokowski
Die Journalistin und Kolumnistin Margarete Stokowski © Deutschlandradio / Manfred Hilling
Margarete Stokowski im Gespräch mit Max Oppel  · 14.12.2016
Am Kiosk liegt diese Woche der neue "Playboy". Die Zeitschrift ist mit frischem Layout erschienen, aber die Kolumnistin Margarete Stokowski findet Männer vielfältiger, als die Themen Auto, Alkohol, Fleischgerichte und nackte Frauen vermuten lassen.
"Ich muss schon gestehen, dass ich keine langjährige Playboy-Leserin bin", sagte die Kolumnistin und Feministin Margarete Stokowski im Deutschlandradio Kultur über die neu gestaltete Männerzeitschrift "Playboy", die diese Woche in den Verkauf ging. "Wenn der Anspruch wäre, den neuen Mann anzusprechen oder so, würde ich schon sagen, das ist hart einseitig." Die Themen im Heft seien Auto, Alkohol, Fleischgerichte und dazwischen nackte Frauen. "Ich würde behaupten, Männer sind vielfältiger."

Lieblose Fotos

Auch bei den Fotos äußerte sich Stokowski kritisch: "Ich finde das total lieblos gemacht." Es werde oft gesagt, dass es sich um ästhetische Fotos handele, wenn sich Frauen für den "Playboy auszögen. "Ich finde nicht, die Frauen sehen so unzufrieden aus", sagte sie. Schon die Covergirls sähen aus, als müssten sie das schnell mal durchziehen. "Ich finde, das sind keine geilen Bilder."

Jan Böhmermann als Mann des Jahres

Positiv merkte die Kolumnistin an, dass sie die Wahl des Mannes 2016 im Magazin überrascht habe, bei der TV-Moderator Jan Böhmermann vorne lag. "Das finde ich ziemlich interessant, man würde beim Playboy vielleicht denken, dass da jemand anderes gewinnt." Auch bei der Frage, wer das kommende Jahr 2017 am meisten prägen werde, seien drei Männer herausgekommen, die sie nicht als "klassische Playboy-Klientel" eingestuft hätte: Außenminister Frank-Walter Steinmeier, Finanzminister Wolfgang Schäuble und Jan Böhmermann. Sie habe gelesen, der Schauspieler Till Schweiger habe sich beschwert, dass er nur auf Platz 10 gekommen sei.

Erstaunliche Widersprüche

"Wenn man sich diese Wahl anguckt, dann denkt man die relevanten Männer von heute sind diejenigen, die Politik machen, halbwegs intelligent und lustig sind oder Filme drehen oder Sportler sind", sagte Stokowski. Wenn man sich dagegen den Rest des Heftes ansehe, stoße man auf einen merkwürdigen Widerspruch:
"Der Mann von heute möchte eigentlich wieder jagen gehen und möglichst krass Fleisch brutzeln lassen."
Margarete Stokowski wurde 1986 in Polen geboren, lebt in Berlin und arbeitet seit 2009 als freie Autorin. Sie hat eine wöchentliche Kolumne "Oben und unten" bei "Spiegel Online". 

Margarete Stokowski: "Untenrum frei", Rowohlt-Verlag 2016, 19,95 Euro

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