Der Orgel zweiter Frühling
Dass die Orgel nicht so prominent wie das Klavier ist, hindert Orgelhändler Andreas Ladach nicht daran, seine sorgfältig restaurierten Stücke in die ganze Welt zu verkaufen. Eine Marktlücke, die der studierte Elektrotechniker vor zehn Jahren für sich entdeckt hat.
"Normalerweise hat man ja nur eine Orgel in der Kirche, und hier stehen jetzt im Moment, ich habe noch gar nicht durchgezählt, aber so 15 bis 20. Ja, das kommt dadurch, dass ich mit gebrauchten Kirchenorgeln handele, ausschließlich Pfeifenorgeln und als Nebenerwerb sehen Sie hier auch noch ein paar Klaviere, die stehen hier auch noch rum. Das war eine Marklücke, die ich entdeckt habe vor ungefähr zehn Jahren, das war auch mehr oder weniger Zufall."
Ein Zufall, der Andreas Ladach - damals noch Student der Elektrotechnik - den Job seines Lebens verschafft hat und 2002 schließlich zum Kauf einer eigenen Kirche führte: der denkmalgeschützten Trinitatiskirche in Wuppertal-Elberfeld, die die evangelische Gemeinde aus Kostengründen verkaufen musste. Heute dient sie dem ideenreichen Wuppertaler Jungunternehmer als repräsentativer Ausstellungsraum für seine Second-Hand-Orgeln aus ganz Europa.
"Wir haben hier, direkt an meinem Büro steht eine Orgel mit 18 klingenden Registern von "Summers and Barnes", das ist eine Firma, die in York gewesen ist, die Orgel wurde 1890 gebaut. Die kam aus Lester, aus einer Kirche die schon seit längerer Zeit geschlossen war, wo auch schon die Fensterscheiben kaputt waren und in der Orgel haben auch die Vögel schon genistet, das sieht man auch der Orgel noch an, es ist also auch teilweise Vogeldreck noch drin, den wir nicht ganz entfernen konnten. Die Orgel haben wir angeboten bekommen von Geschäftspartnern aus England, und diese Orgel haben wir hier spielfähig auch aufgebaut."
Ein altehrwürdiges Instrument, das einer der beiden fest angestellten Orgelbauer in Andreas Ladachs Wuppertaler Kirchenasyl zum Klingen bringt. Aber noch stimmt der Ton nicht ganz. Bevor die alte englische Orgel live bei einer der öffentlichen Veranstaltungen in der Trinitatiskirche ihr Comeback feiert, ist noch viel Feinarbeit nötig. Darin sind sich die Experten einig.
"Das wummert ja, das hörst du ja richtig – ja, ja – da passiert natürlich was, so und wir müssen die Orgel richtig vernünftig dicht kriegen. Dann klingt die auch anders."
Hier in der Trinitatiskirche werden ausrangierte Orgeln aus England, Deutschland und aus skandinavischen Ländern restauriert und verkauft. Zumeist wegen Kirchenschließungen, vereinzelt auch wegen Umbauten oder Neuanschaffungen. Ladach selbst, der gelernter Diplomingenieur ist, hat den Markt rechtzeitig erkannt.
Schon als Student 1996 nutzte er seine guten Kontakte aus der katholischen Jugendarbeit und seine Sprachkenntnisse für den ersten Orgel-Deal nach Polen. Weil sein Geschäft gut lief, konnte er 2002 sein Lager im Keller einer Wuppertaler Kartbahn gegen die geräumige Kirche tauschen. Allerdings landen hier nur die wirklich heimatlosen Instrumente:
"Also wenn man jetzt eine Orgel irgendwo abbaut und hier wieder aufbaut, das ist schon mit erheblichem Zeitaufwand verbunden und so versuche ich möglichst, dass die Orgeln immer direkt von einer Kirche in eine andere Kirche verkauft werden.
Im letzten Jahr ist in Bochum-Langendreer eine katholische Kirche geschlossen worden, die Orgel haben wir nach Frankreich verkauft, das ging dann auch direkt und jetzt haben wir hier weitere Kirchen, die jetzt hier Kandidaten für Schließungen sind. Und das ist dann so, dass die Orgeln nach Italien gehen, nach Frankreich gehen, nach Portugal, nach Spanien, nach Polen, also ich sage mal, meistens europaweit verkauft werden."
Zu Preisen zwischen ein paar hundert Euro und 100.000 Euro. Je nach Zustand des Instruments und Art der Dienstleistung, denn der jungenhaft wirkende 38-jährige Andreas Ladach, der mittlerweile fünf Sprachen spricht, tritt in vielen Rollen auf: als Käufer und Verkäufer, als Restaurator und Handwerker oder als Vermittler – bei einer Kirchenorgel aus Krefeld etwa, die von einem Stuttgarter Spenderkreis ins indische Bangalore geschickt wird. Ladach selbst baut sie später dort in einer evangelischen Gemeinde wieder auf.
Letzte Vorbereitungen von Orgelbauer Thomas Wiedmer, der das Instrument containerfertig für die Überseereise macht:
"Die wird umgebaut, weil die geht ja nach Indien, und wenn man davon ausgeht, dass es in Indien sehr warm ist und sehr feucht ist, gibt’s natürlich in der Orgel verschiedene Teile, die da sehr anfällig für sind. Jetzt sehen Sie hier solche Ringe, die waren vorher aus Papier und da drin war eine Feder. Das haben wir ausgewechselt, weil das Papier wahrscheinlich bei hoher Luftfeuchtigkeit ganz schnell verfaulen würde."
Deshalb sorgen Kunststoff und Leder jetzt für den richtigen Ton in den Tropen.
Als Ingenieur würde er wahrscheinlich mehr verdienen, räumt Andreas Ladach ein, der mit seiner Frau und zwei kleinen Töchtern im ehemaligen Pfarrhaus nebenan wohnt. Aber seinen Job als Orgelhändler würde er mit keinem tauschen. Es ist sein Traumjob, egal ob er in einer Kathedrale, einer Kappelle oder in seiner eigenen Kirche arbeitet. Manchmal sitzt er abends dort an einer der Orgeln und spielt – nur so für sich.
"Generell ist für mich Kirche auch ein spiritueller Raum. Für mich war das jetzt auch ein ganz besonderes Erlebnis in der Kathedrale von Saragossa die Orgel abzubauen, weil das eine ganz besondere Atmosphäre war, man konnte sich da gar nicht dieser Spiritualität entziehen – auch wenn Sie da gerade mit ner Pfeife auf der Schulter rumlaufen.
Auch in ner normalen Dorfkirche, wo man jetzt die Orgel abbaut, ist es für mich trotzdem so, dass es ein sakraler Raum ist. Wir hatten schon mal Aushilfen, die waren der Meinung, sie könnten erstmal ein Bier auf der Empore trinken und ne Zigarette rauchen, da musste man dann erstmal eingreifen und denen erklären, wo sie sich denn hier jetzt befinden."
Ein Zufall, der Andreas Ladach - damals noch Student der Elektrotechnik - den Job seines Lebens verschafft hat und 2002 schließlich zum Kauf einer eigenen Kirche führte: der denkmalgeschützten Trinitatiskirche in Wuppertal-Elberfeld, die die evangelische Gemeinde aus Kostengründen verkaufen musste. Heute dient sie dem ideenreichen Wuppertaler Jungunternehmer als repräsentativer Ausstellungsraum für seine Second-Hand-Orgeln aus ganz Europa.
"Wir haben hier, direkt an meinem Büro steht eine Orgel mit 18 klingenden Registern von "Summers and Barnes", das ist eine Firma, die in York gewesen ist, die Orgel wurde 1890 gebaut. Die kam aus Lester, aus einer Kirche die schon seit längerer Zeit geschlossen war, wo auch schon die Fensterscheiben kaputt waren und in der Orgel haben auch die Vögel schon genistet, das sieht man auch der Orgel noch an, es ist also auch teilweise Vogeldreck noch drin, den wir nicht ganz entfernen konnten. Die Orgel haben wir angeboten bekommen von Geschäftspartnern aus England, und diese Orgel haben wir hier spielfähig auch aufgebaut."
Ein altehrwürdiges Instrument, das einer der beiden fest angestellten Orgelbauer in Andreas Ladachs Wuppertaler Kirchenasyl zum Klingen bringt. Aber noch stimmt der Ton nicht ganz. Bevor die alte englische Orgel live bei einer der öffentlichen Veranstaltungen in der Trinitatiskirche ihr Comeback feiert, ist noch viel Feinarbeit nötig. Darin sind sich die Experten einig.
"Das wummert ja, das hörst du ja richtig – ja, ja – da passiert natürlich was, so und wir müssen die Orgel richtig vernünftig dicht kriegen. Dann klingt die auch anders."
Hier in der Trinitatiskirche werden ausrangierte Orgeln aus England, Deutschland und aus skandinavischen Ländern restauriert und verkauft. Zumeist wegen Kirchenschließungen, vereinzelt auch wegen Umbauten oder Neuanschaffungen. Ladach selbst, der gelernter Diplomingenieur ist, hat den Markt rechtzeitig erkannt.
Schon als Student 1996 nutzte er seine guten Kontakte aus der katholischen Jugendarbeit und seine Sprachkenntnisse für den ersten Orgel-Deal nach Polen. Weil sein Geschäft gut lief, konnte er 2002 sein Lager im Keller einer Wuppertaler Kartbahn gegen die geräumige Kirche tauschen. Allerdings landen hier nur die wirklich heimatlosen Instrumente:
"Also wenn man jetzt eine Orgel irgendwo abbaut und hier wieder aufbaut, das ist schon mit erheblichem Zeitaufwand verbunden und so versuche ich möglichst, dass die Orgeln immer direkt von einer Kirche in eine andere Kirche verkauft werden.
Im letzten Jahr ist in Bochum-Langendreer eine katholische Kirche geschlossen worden, die Orgel haben wir nach Frankreich verkauft, das ging dann auch direkt und jetzt haben wir hier weitere Kirchen, die jetzt hier Kandidaten für Schließungen sind. Und das ist dann so, dass die Orgeln nach Italien gehen, nach Frankreich gehen, nach Portugal, nach Spanien, nach Polen, also ich sage mal, meistens europaweit verkauft werden."
Zu Preisen zwischen ein paar hundert Euro und 100.000 Euro. Je nach Zustand des Instruments und Art der Dienstleistung, denn der jungenhaft wirkende 38-jährige Andreas Ladach, der mittlerweile fünf Sprachen spricht, tritt in vielen Rollen auf: als Käufer und Verkäufer, als Restaurator und Handwerker oder als Vermittler – bei einer Kirchenorgel aus Krefeld etwa, die von einem Stuttgarter Spenderkreis ins indische Bangalore geschickt wird. Ladach selbst baut sie später dort in einer evangelischen Gemeinde wieder auf.
Letzte Vorbereitungen von Orgelbauer Thomas Wiedmer, der das Instrument containerfertig für die Überseereise macht:
"Die wird umgebaut, weil die geht ja nach Indien, und wenn man davon ausgeht, dass es in Indien sehr warm ist und sehr feucht ist, gibt’s natürlich in der Orgel verschiedene Teile, die da sehr anfällig für sind. Jetzt sehen Sie hier solche Ringe, die waren vorher aus Papier und da drin war eine Feder. Das haben wir ausgewechselt, weil das Papier wahrscheinlich bei hoher Luftfeuchtigkeit ganz schnell verfaulen würde."
Deshalb sorgen Kunststoff und Leder jetzt für den richtigen Ton in den Tropen.
Als Ingenieur würde er wahrscheinlich mehr verdienen, räumt Andreas Ladach ein, der mit seiner Frau und zwei kleinen Töchtern im ehemaligen Pfarrhaus nebenan wohnt. Aber seinen Job als Orgelhändler würde er mit keinem tauschen. Es ist sein Traumjob, egal ob er in einer Kathedrale, einer Kappelle oder in seiner eigenen Kirche arbeitet. Manchmal sitzt er abends dort an einer der Orgeln und spielt – nur so für sich.
"Generell ist für mich Kirche auch ein spiritueller Raum. Für mich war das jetzt auch ein ganz besonderes Erlebnis in der Kathedrale von Saragossa die Orgel abzubauen, weil das eine ganz besondere Atmosphäre war, man konnte sich da gar nicht dieser Spiritualität entziehen – auch wenn Sie da gerade mit ner Pfeife auf der Schulter rumlaufen.
Auch in ner normalen Dorfkirche, wo man jetzt die Orgel abbaut, ist es für mich trotzdem so, dass es ein sakraler Raum ist. Wir hatten schon mal Aushilfen, die waren der Meinung, sie könnten erstmal ein Bier auf der Empore trinken und ne Zigarette rauchen, da musste man dann erstmal eingreifen und denen erklären, wo sie sich denn hier jetzt befinden."