Der Oddball – eine Drum Machine im Schaumstoffball

Ein hüpfender Ball als Musikinstrument

Eine Frau hält sich einen roten und einen gelben Ball vor die Augen.
Der Oddball sieht gewöhnlichen Bällen (wie hier im Bild) zum Verwechseln ähnlich, erzeugt aber Musik. © Ronaldo Oliveira / Unsplash
Von Dennis Kastrup · 30.08.2018
Er sieht aus wie ein großer Flummi, ist aber ein Musikinstrument: Wer den sogenannten Oddball durch die Gegend wirft, erzeugt dank integrierter High-Tech rhythmische Sounds auf einer App. So entsteht eine ganz neue Form des Musizierens.
Eine Bar in London. Die beiden Freunde Nathan Webb und Pasquale Totaro studieren Produktdesign, trinken Bier und verlieren sich in einer Schnapsidee. Nathan Webb erinnert sich:
"Wir haben damals darüber gesprochen, wie The Who nach jedem Auftritt ihre Instrumente zerschmettert haben. Diese Körperlichkeit hat uns begeistert. Wir wollten dann ein Objekt entwickeln, das durch Schmeißen und Treten Musik erzeugen kann. Am Ende wurde daraus dann ein Ball."

Im Ball sind Bewegungssensoren integriert

Ein paar Monate später und nach intensiver Entwicklung ist der Oddball fertig: Etwa so groß wie ein Apfel und aus Silikon. Es gibt ihn in verschiedenen Farben und Mustern. Innen verstecken sich Batterie und Bewegungssensoren. Sie funktionieren ähnlich wie bei einem Smartphone. Nimmt man den Ball und schmeißt ihn, werden per Bluetooth Befehle an eine App geschickt, wie Totaro berichtet.
"Der Ball ist eine Art MIDI-Kontroller, der mit Bluetooth arbeitet. Er verbindet sich also per Bluetooth mit einer App und jedes Mal, wenn er aufschlägt, erklingt eine Note. Die App ist eine Art Sampler, ein Instrument. Man kann also verschiedene Instrumente auswählen und der Ball spielt sie dann ab."
Jedes Mal, wenn der Ball aufschlägt, hört man über die angeschlossenen Kopfhörer oder Lautsprecher einen vorher ausgewählten Ton, den man in der App mit Effekten bearbeiten kann. Bei der Auswahl der Klänge wird auf ein Archiv zugegriffen. Wer selber kreativ sein will, kann mit dem Mikrofon auch einen eigenen Sound aufnehmen. Besonders gut eignet sich der Ball natürlich für Rhythmen, also das Schlagzeug. Pasquale Totaro erklärt:
"Von offenen bis zu geschlossenen Hi-Hats ist alles möglich. Es ist aber auch möglich, zwei unterschiedliche Sounds auszulösen. Also man kann diesen klassischen Boom-Cha-Boom-Cha-Rhythmus einstellen, indem man für den harten Aufprall auf den Boden eine Bass Drum nimmt oder für das Greifen mit der Hand ein Klatschen. Fangen ist schließlich auch ein Aufprall.

Jongleure werden zu Musikern

Jede und jeder kann mit dem Oddball also ganz einfach Töne erzeugen. Trotzdem haben die Macher eine Funktion eingebaut, die automatisch alle Klänge rhythmisch angleicht. Es soll nicht vollkommen willkürlich klingen. Außerdem müssen die Werfer eine kleine Verzögerung einbeziehen, denn schließlich dauert es ein bisschen, bis der Ball die Hand verlässt, dann auf eine Oberfläche trifft und das Signal an die App weitergeleitet wird. Wenn man das aber gelernt hat, ergeben sich ganz neue Möglichkeiten. "Man kann den Ball auch in einem anderen Umfeld wiederfinden", sagt Nathan Webb. " Wir haben viele Leute aus der Jonglier-Szene, besonders die, die Bälle springen lassen. Das ist eine Kunst, die Rhythmen erzeugt, wenn man Bälle auf den Boden springen lässt. Unsere Bälle scheinen auch in dieser Szene die Phantasie anzuregen."

Mit hüpfenden Bällen und leuchtenden Prothesen Musik machen

Diese visuelle Komponente ist auch der Grund, warum Oddball für die Bühne so interessant sind. Kleidungsstücke können bereits durch Drücken Töne erzeugen. Leuchtende Prothesen erlauben es Musikern, mit einer dritten Hand zu spielen. Augmented Reality lässt digitale Animationen durch den Raum schweben. Die Bühnen der Welt werden in einem ganz neuen Glanz strahlen. Auch hüpfende Bälle könnten dazu beitragen.
"Wenn man Musikproduzent ist und man so viele Beats gemacht hat, dass einem gar nichts mehr einfällt und man verzweifelt, dann kommt der Ball ins Spiel. Man wirft ihn einfach ein bisschen und benutzt ihn als eine Art Inspiration."
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