Der Milchpreisschock
Das tut richtig weh: 1,19 Euro für ein Stück Butter, satte 40 Cent mehr als am Vortag, 5 bis 10 Cent mehr für einen Liter Milch. Die Preiserhöhungen für Milch- und Milchprodukte erregen die Gemüter der Kunden. Die Verbraucherzentralen melden massive Beschwerden, Politiker rufen zum Protest auf. Und die Milchprodukte sind nur der Anfang, auch andere Lebensmittel sollen teurer werden.
Was den Kunden ärgert, lässt die Bauern hoffen. Aber ist diese Hoffnung berechtigt? Kommen die Mehreinnahmen wirklich den Produzenten zugute?
„Das ist wie in jedem anderen Betrieb auch, als erste kriegen die etwas ab, die am Drücker sitzen, und das sind die großen Ketten",“
Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf kennt die Mechanismen genau. Der Öko-Landwirt aus Ostwestfalen sitzt seit 1984 für die Grünen im Europaparlament in Brüssel.
„"Die Ketten haben sich bislang einen gnadenlosen Preiskampf geliefert. Der Milchpreis war ein Leitpreis, wie tief sie die Preise überhaupt ansetzen können. Die Ketten haben ein gutes halbes Dutzend an Einkäufern und die wiederum haben die Molkereien gegeneinander ausgespielt und im Preis gedrückt. Und den letzten beißen dann die Hunde, das sind die Milchbäuerinnen – und Bauern. Die haben zuletzt 23,5 Cent für das Kilo Mich bekommen. Und wenn Sie davon ausgehen, dass die Vollkosten zwischen 35 und 40 Cent liegen, dann ist klar, dass kein Betrieb davon existieren kann.“
Der 64-Jährige weiß aus eigener Erfahrung, was diese Preispolitik für die Landwirtschaft bedeutet. Anfang der 80er-Jahre stellte der 50 Hektar großen Hof auf Öko-Landbau um, mit rund 400 Hühnern und 20 Schweinen. Die Erzeugnisse werden in erster Linie direkt vertrieben oder auf regionalen Märkten verkauft. Er setzt eine lange Tradition fort: Der Hof ist seit dem Jahr 968 in Familienhand, er betreibt ihn in der 38. Generation.
Der Agrarpolitiker versteht den Protest der Kunden, wirbt aber um deren Verständnis:
„Weil sonst überhaupt keine oder keine vernünftige Milch mehr produziert werden kann.“
Eine Landwirtschaft mit Dumpingpreisen habe mit Qualität nichts mehr zu tun,
„Sie wird dann genauso rationalisiert wie sonst in der Industrie. Das schaffen sie dann nur noch mit Einsatz aller Möglichkeiten, mit Gentechnik, Antibiotika. Das führt dann auch zu Konzentrationsprozessen, die kleinen Bauern fallen dann weg. Der Schwarzwald, in dem die Rinder auf der Wiese weiden, auch. Das müssen sich die Kunden vor Augen führen: Wenn sie eine bäuerliche Landwirtschaft wollen, dann müssen sie die Preise zahlen.“
Graefe zu Baringdorf gehört zu den vehementen Kritikern der europäischen Agrarpolitik. Als stellvertretender Vorsitzender des Agrarausschusses streitet er für eine gentechnikfreie Landwirtschaft und das Ende der Exportsubventionen für europäische Produkte, die nur den Markt verfälschen und den Verbraucher täuschen.
Er sieht den steigenden Milchpreis als positives Beispiel:
„"Die Erhöhung der Milchpreise ist auch ein Stück Demokratisierung. Der Verbraucher wird stärker mit einbezogen und beteiligt am Weltmarktgeschehen. Dafür habe ich auch als Person gestritten. Der Skandal ist doch nicht, dass das Stück Butter jetzt 1,19 Euro kostet, sondern, dass es vorher 79 Cent gekostet hat. Was weniger kostet als ´Chappi` ist auch nichts wert!“
„Der Milchpreisschock und seine Hintergründe – Landwirtschaft in Zeiten der Globalisierung“ – darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9.07 Uhr bis 11 Uhr mit dem EU-Politiker Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf. Hörer und Hörerinnen können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800 / 2254- 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Informationen über Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf:
www.graefezubaringdorf.de
„Das ist wie in jedem anderen Betrieb auch, als erste kriegen die etwas ab, die am Drücker sitzen, und das sind die großen Ketten",“
Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf kennt die Mechanismen genau. Der Öko-Landwirt aus Ostwestfalen sitzt seit 1984 für die Grünen im Europaparlament in Brüssel.
„"Die Ketten haben sich bislang einen gnadenlosen Preiskampf geliefert. Der Milchpreis war ein Leitpreis, wie tief sie die Preise überhaupt ansetzen können. Die Ketten haben ein gutes halbes Dutzend an Einkäufern und die wiederum haben die Molkereien gegeneinander ausgespielt und im Preis gedrückt. Und den letzten beißen dann die Hunde, das sind die Milchbäuerinnen – und Bauern. Die haben zuletzt 23,5 Cent für das Kilo Mich bekommen. Und wenn Sie davon ausgehen, dass die Vollkosten zwischen 35 und 40 Cent liegen, dann ist klar, dass kein Betrieb davon existieren kann.“
Der 64-Jährige weiß aus eigener Erfahrung, was diese Preispolitik für die Landwirtschaft bedeutet. Anfang der 80er-Jahre stellte der 50 Hektar großen Hof auf Öko-Landbau um, mit rund 400 Hühnern und 20 Schweinen. Die Erzeugnisse werden in erster Linie direkt vertrieben oder auf regionalen Märkten verkauft. Er setzt eine lange Tradition fort: Der Hof ist seit dem Jahr 968 in Familienhand, er betreibt ihn in der 38. Generation.
Der Agrarpolitiker versteht den Protest der Kunden, wirbt aber um deren Verständnis:
„Weil sonst überhaupt keine oder keine vernünftige Milch mehr produziert werden kann.“
Eine Landwirtschaft mit Dumpingpreisen habe mit Qualität nichts mehr zu tun,
„Sie wird dann genauso rationalisiert wie sonst in der Industrie. Das schaffen sie dann nur noch mit Einsatz aller Möglichkeiten, mit Gentechnik, Antibiotika. Das führt dann auch zu Konzentrationsprozessen, die kleinen Bauern fallen dann weg. Der Schwarzwald, in dem die Rinder auf der Wiese weiden, auch. Das müssen sich die Kunden vor Augen führen: Wenn sie eine bäuerliche Landwirtschaft wollen, dann müssen sie die Preise zahlen.“
Graefe zu Baringdorf gehört zu den vehementen Kritikern der europäischen Agrarpolitik. Als stellvertretender Vorsitzender des Agrarausschusses streitet er für eine gentechnikfreie Landwirtschaft und das Ende der Exportsubventionen für europäische Produkte, die nur den Markt verfälschen und den Verbraucher täuschen.
Er sieht den steigenden Milchpreis als positives Beispiel:
„"Die Erhöhung der Milchpreise ist auch ein Stück Demokratisierung. Der Verbraucher wird stärker mit einbezogen und beteiligt am Weltmarktgeschehen. Dafür habe ich auch als Person gestritten. Der Skandal ist doch nicht, dass das Stück Butter jetzt 1,19 Euro kostet, sondern, dass es vorher 79 Cent gekostet hat. Was weniger kostet als ´Chappi` ist auch nichts wert!“
„Der Milchpreisschock und seine Hintergründe – Landwirtschaft in Zeiten der Globalisierung“ – darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9.07 Uhr bis 11 Uhr mit dem EU-Politiker Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf. Hörer und Hörerinnen können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800 / 2254- 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Informationen über Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf:
www.graefezubaringdorf.de