Der Mann zwischen den Reagenzgläsern
Als junger Mann wollte Robert Koch sehnlichst nach Amerika auswandern. Erst war sein Vater dagegen, dann seine Frau. Wer weiß, wie es dem jungen Mediziner in der Ferne ergangen wäre. Hier zimmerte er sich in der eigenen Wohnung ein Labor und legte sein Gesellenstück vor: die Analyse des Milzbranderregers.
In ihrem Buch "Robert Koch" zeichnet Barbara Rusch das Leben des Wissenschaftlers nach, der als Begründer der modernen Bakterienforschung berühmt wurde. Geschickt verwebt sie Privatleben und wissenschaftliches Engagement, zeigt Koch als einen eher schüchternen Mann, der nur zwischen Reagenzgläsern richtig auflebte.
Koch schuf die Grundlage des modernen Labors, führte Dampfsterilisation, verbesserte Mikroskope, Agarplatten zum Isolieren von Bakterien-Reinkulturen und sogar die weiße Labormaus in die Forschung ein. Für die Entdeckung des Tuberkuloseerregers wurde er 1905 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.
Immer wieder beleuchtet die Autorin auf farbig unterlegten Extraseiten besondere Seitenaspekte. So wird der Arzt Rudolf Virchow porträtiert, der sich sozialpolitisch stark engagierte und der Bakteriologie skeptisch gegenüberstand. Andere Sonderseiten erklären Hintergründe der von Koch erforschten Seuchen, etwa der Schlafkrankheit, der Ende des 19. Jahrhunderts im südlichen Afrika mehrere Hunderttausend Menschen zum Opfer fielen. Auch wichtige Institutionen werden präsentiert, wie das Kaiserliche Gesundheitsamt, das heute als Robert Koch-Institut die Erreger von Infektionen erforscht.
Der Reihe "BildBiografie" des Bucher Verlages macht das Buch alle Ehre. Zahllose Zeichnungen und Fotografien sind auf den schön gestalteten Seiten zusammengetragen. Hier lassen sich die Mikroskope bestaunen, mit deren Hilfe Robert Koch die Geheimnisse der Mikroben enthüllte. Die Reproduktion alter Stiche lässt die Schrecknisse des deutsch-französischen Kriegs von 1870/71 nachfühlen. Als Lazarettarzt wurde Robert Koch Zeuge des massenhaften Sterbens von Wundbrandopfern.
Später im Leben durfte der Arzt sein Fernweh doch noch ausleben und avancierte zum Weltenbummler in Sachen Seuchenforschung. Steif sieht man ihn mit Melone und schwarzem Anzug hoch oben auf einem Dromedar durch die Wüste reiten.
Etwas kurz geraten am Ende des Buches sind die dunklen Flecken auf der Weste des Forschers, zum Beispiel der Tuberkulin-Skandal, als Koch ein fragwürdiges Medikament auf den Markt brachte, um seine Karriere zu befördern. Als Kolonialmediziner spritzte er ein bekanntermaßen giftiges Mittel in so hohen Dosen in die Körper afrikanischer Patienten, dass viele erblindeten, einige starben.
Doch immerhin - auch diese Aspekte werden erwähnt, obwohl das Buch ganz ungeniert dem Genre der anhimmelnden Forscherbiografie frönt. Komplexere wissenschaftshistorische Überlegungen zum Aufstieg der Bakteriologie muss man an anderer Stelle nachschlagen. Barbara Rusch will einen anschaulichen Einstieg bieten und wird ihrem Anspruch mühelos gerecht.
Über die Autorin:
Barbara Rusch studierte in ihrer Heimatstadt München Ethnologie, Kommunikationswissenschaften und Psychologie. Nach längeren Studienaufenthalten in Italien und Ostafrika arbeitet sie seit 1990 als freie Autorin. Ihre Themen sind Kultur- und Wissenschaftsgeschichte, Pädagogik, Psychologie und Reisen.
Besprochen von Susanne Billig
Barbara Rusch: Robert Koch - Vom Landarzt zum Pionier der modernen Medizin
Erschienen in der Reihe "Bucher BildBiografie", Bucher Verlag, 2010
140 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 17, 95 Euro
Koch schuf die Grundlage des modernen Labors, führte Dampfsterilisation, verbesserte Mikroskope, Agarplatten zum Isolieren von Bakterien-Reinkulturen und sogar die weiße Labormaus in die Forschung ein. Für die Entdeckung des Tuberkuloseerregers wurde er 1905 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.
Immer wieder beleuchtet die Autorin auf farbig unterlegten Extraseiten besondere Seitenaspekte. So wird der Arzt Rudolf Virchow porträtiert, der sich sozialpolitisch stark engagierte und der Bakteriologie skeptisch gegenüberstand. Andere Sonderseiten erklären Hintergründe der von Koch erforschten Seuchen, etwa der Schlafkrankheit, der Ende des 19. Jahrhunderts im südlichen Afrika mehrere Hunderttausend Menschen zum Opfer fielen. Auch wichtige Institutionen werden präsentiert, wie das Kaiserliche Gesundheitsamt, das heute als Robert Koch-Institut die Erreger von Infektionen erforscht.
Der Reihe "BildBiografie" des Bucher Verlages macht das Buch alle Ehre. Zahllose Zeichnungen und Fotografien sind auf den schön gestalteten Seiten zusammengetragen. Hier lassen sich die Mikroskope bestaunen, mit deren Hilfe Robert Koch die Geheimnisse der Mikroben enthüllte. Die Reproduktion alter Stiche lässt die Schrecknisse des deutsch-französischen Kriegs von 1870/71 nachfühlen. Als Lazarettarzt wurde Robert Koch Zeuge des massenhaften Sterbens von Wundbrandopfern.
Später im Leben durfte der Arzt sein Fernweh doch noch ausleben und avancierte zum Weltenbummler in Sachen Seuchenforschung. Steif sieht man ihn mit Melone und schwarzem Anzug hoch oben auf einem Dromedar durch die Wüste reiten.
Etwas kurz geraten am Ende des Buches sind die dunklen Flecken auf der Weste des Forschers, zum Beispiel der Tuberkulin-Skandal, als Koch ein fragwürdiges Medikament auf den Markt brachte, um seine Karriere zu befördern. Als Kolonialmediziner spritzte er ein bekanntermaßen giftiges Mittel in so hohen Dosen in die Körper afrikanischer Patienten, dass viele erblindeten, einige starben.
Doch immerhin - auch diese Aspekte werden erwähnt, obwohl das Buch ganz ungeniert dem Genre der anhimmelnden Forscherbiografie frönt. Komplexere wissenschaftshistorische Überlegungen zum Aufstieg der Bakteriologie muss man an anderer Stelle nachschlagen. Barbara Rusch will einen anschaulichen Einstieg bieten und wird ihrem Anspruch mühelos gerecht.
Über die Autorin:
Barbara Rusch studierte in ihrer Heimatstadt München Ethnologie, Kommunikationswissenschaften und Psychologie. Nach längeren Studienaufenthalten in Italien und Ostafrika arbeitet sie seit 1990 als freie Autorin. Ihre Themen sind Kultur- und Wissenschaftsgeschichte, Pädagogik, Psychologie und Reisen.
Besprochen von Susanne Billig
Barbara Rusch: Robert Koch - Vom Landarzt zum Pionier der modernen Medizin
Erschienen in der Reihe "Bucher BildBiografie", Bucher Verlag, 2010
140 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 17, 95 Euro

Der Eingang des Robert-Koch-Instituts in Berlin© dradio.de/Janine Wergin