"Der Mann, der über Autos sprang"

Von Anke Leweke |
Julian ist gerade aus der geschlossenen Psychiatrie entflohen und hat sich in den Kopf gesetzt, zu Fuß von Berlin nach Süddeutschlandland zu wandern. Mit seinem Regiedebüt tritt Nick Baker-Monteys den Beweis an, dass Roadmovies nicht zwangsläufig in den Staaten spielen müssen.
Das Kino kennt ihn allzu gut, den Außenseiter, den schrägen Typen, den psychisch Kranken, der durch einen eigenwilligen Blick positiven Einfluss auf seine Umwelt nimmt. Man muss nur an Dustin Hoffmans Autisten in "Rainman" denken oder an Leonardo di Caprio in "Gilbert Grape". Julian (Robert Stadlober ) scheint ein Seelenverwandter dieser Kinohelden. Gerade ist er aus der geschlossenen Psychiatrie entflohen und hat sich in den Kopf gesetzt, zu Fuß von Berlin nach Süddeutschlandland zu wandern. Durch die Kraft des Gehens meint Julian, könne er den herzkranken Vater seines verstorbenen Freundes vor dem Tod retten.

"Der Mann, der über Autos sprang" ist ein Roadmovie per pedes durch Deutschland. Es ist ein sympathischer Film, weil er die fixe Idee seines Helden ernst nimmt. Weil Robert Stadlober dieses Mal seine Rolle nicht überzeichnet, sondern im schwarzem Anzug und mit brav gescheitelten Haaren fast zurückhaltend einen jungen Mann spielt, der ein traumatisches Erlebnis zu verarbeiten hat. Mit jedem zurückgelegten Kilometer kommen wir ihm und seinem Geheimnis näher.

Julian wird nicht alleine bleiben. Durch seine Zielstrebigkeit und Entschlossenheit, durch den Glauben an seine Mission wird er wiederum andere von ihrem allzu eingefahrenen Weg abbringen. Etwa die junge Ärztin Ju (Jessica Schwarz), die dringend eine Auszeit von Beruf, Leben und Freund braucht.

Immer wieder löst sich die Kamera von den Wanderern und schaut sich in der Umgebung um. Plötzlich wirkt Deutschland seltsam fremd, wird zum Sehnsuchtsraum, zum Ort an dem man sich neu erfinden kann. Mit seinem Regiedebüt tritt Nick Baker-Monteys den Beweis an, dass Roadmovies nicht zwangsläufig in den Staaten spielen müssen.

Regie: Nick Baker-Monteys; Hauptdarsteller: Robert Stadlober, Jessica Schwarz, Martin Feifel, Anna Schudt; Deutschland 2011, 112 Minuten

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