Der Mann, das Auto und die Kanzlerkandidatin

Eine Glosse von Peter Zudeick |
Irgendwas ist schiefgelaufen. Irgendwas haben die nicht bedacht im Konrad-Adenauer-Haus. Angela Merkel in aprikose, der Rest der Unionschristen in orange – das geht wie geschmiert, das flutscht wie von selbst ins Kanzleramt rein. Aber die haben die Autos vergessen.
Wir sind 'ne Auto-Nation, das weiß doch jeder. Und Schröder ist ein Auto-Mann. Der Auto-Kanzler. Könnte man sich eine Auto-Kanzlerin überhaupt vorstellen? Also jetzt mal ganz allgemein, von Frau Angela erstmal abgesehen. Schon ganz schön schwierig.

Es reicht ja nicht, vierschrötig daherzukommen, mit dem Autoschlüssel am Fuchsschwanz zu wedeln und nach Sprit zu stinken – da gehört mehr dazu. Die tiefergelegte Friseuse für den Beifahrersitz geht in der Politik ja auch nicht. Genauso wenig wie die adrette Karmann-Ghia-Fahrerin oder der Typus Rosemarie Nitribitt im Mercedes-Cabrio. Aber selbst wenn wir das Problem lösen könnten – die überzeugende Autofrau als politisches Gesamtkunstwerk –, wir hätten immer noch keine Autokanzlerin. Kann Frau Angela überhaupt Auto fahren? Hat überhaupt schon mal jemand danach gefragt?

Warum das ein Problem ist? Wegen der Wirtschaftsführer. Das sind Chefs von Großunternehmen, Banken, Versicherungen, von Industrie-, Wirtschafts- und Handelsverbänden, also die Jungs, die die Richtlinien der Politik bestimmen. Wohlgemerkt: Jungs. Mit denen kann die Merkel zwar ganz gut, mit denen trifft sie sich regelmäßig – zuletzt am Rande eines großen Reitturniers in Aachen. Reitturnier ist in Ordnung. Aber können Sie sich vorstellen, dass diese Jungs sich mit der aprikosenen Frau Angela auf der IAA treffen?

Da braucht man Männer, die zwischen den Prachtkarossen rumstiefeln wie John Wayne zwischen Prachtgäulen. Die sich in den Schultern wiegen und einander auf dieselben klopfen, wenn sie mit Kennerblick Chrom und Blech beäugen. Wie John Wayne dem gestriegelten Braunen aufs Hinterteil tatscht, so tatscht der deutsche Auto-Mann der Prachtkarosse auf die Haube. Was soll da eine Frau? Sie kann sich allenfalls dekorativ auf der Haube räkeln oder lasziv an der Tür lehnen. Was sonst?

Und dann der Smalltalk zwischen Auto-Kanzler und den Herren von BMW, Daimler, Porsche, VW. Fabelhafte Kiste, der neue VW, ja, ja, schluckt 15 Liter, fast so viel wie ein Porsche, aber 'n bisschen Spaß muss schließlich sein, wie? Die Drei-Liter-Möhre baut ihr dann nächstes Jahr für den Jürgen Trittin, hähä, ja, oder für die Tante in aprikose.

Verstehen Sie, das ist das Problem, da haben die allerchristlichsten Demokraten nicht dran gedacht. Also da muss für die letzten Tage bis zur Wahl noch 'ne Kampagne nachgelegt werden, sonst geht das schief – ohne Auto wirste nicht Kanzlerin. Und Auto-Kanzlerin schon mal gar nicht.