Der lange Weg der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung

Von Stephanie Rohde · 11.06.2013
Endlich geht es los: Die Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung lud zum Baubeginn ihres Ausstellungs- und Informationszentrums in Berlin. Das Projekt, das die Große Koalition 2005 beschlossen hatte, war jahrelang im In- und Ausland umstritten.
Angela Merkel: "Für den Weg bis zu diesem Baubeginn für ein Dokumentationszentrum der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung im Deutschlandhaus waren wahrlich viel schwierige Schritte nötig. Auch ich war nicht jeden Tag sicher, ob es gelingt. Es ist gelungen. Es ist gelungen, aber manch einer musste auch über Schatten springen. Es ist gelungen, sich gemeinsam vom Leid der Geschichte berühren zu lassen und gemeinsam darüber nachzudenken, wie wir daran erinnern."

Es war ein langer Weg bis hierhin. Mehr als sieben Jahre hat es gedauert vom Beschluss des Dokumentationszentrums bis zur Grundsteinlegung mit Angela Merkel. Bereits im Jahr 2005 hat die schwarz-rote Koalition das Projekt beschlossen. Gut drei Jahre später wurde dann die Stiftung Flucht, Vertreibung und Versöhnung gegründet.

Doch das knapp 30 Millionen Euro teure Projekt war jahrelang im In- und Ausland höchst umstritten. Der Standort sei nicht der richtige, kritisierte die Regierung in Polen im Jahre 2007. Statt Berlin hätte es Danzig sein sollen. Außerdem gaben polnische Politiker zu bedenken, dass das Konzept die Deutschen zu sehr als Opfer des Krieges darstellen könnte.

Konflikt um Erika Steinbach
Zusätzlich erschwert wurde die deutsch-polnische Debatte über das Projekt dadurch, dass Erika Steinbach vom Bund der Vertriebenen zu den Initiatoren gehört. Die Politikerin ist in Polen besonders umstritten, weil sie 1991 gegen die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als Grenze zum Nachbarland gestimmt hatte.

Als Erika Steinbach dann 2009 auf einen Sitz im Stiftungsrat bestand, wurde sie nicht nur von polnischer Seite, sondern auch von der deutschen Opposition stark kritisiert. Letztlich verzichtete Steinbach dann auf den Sitz.

Erneut entzündete sich die Kritik an der Stiftung im Jahr 2010. Diesmal wurde der Umgang mit der Geschichte im Stiftungsrat thematisiert. Zwei neu gewählte Mitglieder hatten sich gegen die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter des NS-Regimes gewandt und Polen und Großbritannien als Verursacher des Zweiten Weltkrieges gemacht. Ein Desaster. Denn nun wurde öffentlich bezweifelt, dass sich die Stiftung tatsächlich für eine Versöhnung einsetzen würde.

Der Zentralrat der Juden ließ daraufhin seine Mitgliedschaft ruhen. Später traten auch andere, vor allem osteuropäische Mitglieder ab, weil sie die politische Instrumentalisierung der Stiftung kritisierten.

Nun soll drei Jahre lang gebaut werden. Dann kann die Stiftung mit ihrem Dokumentationszentrum und einer Dauerausstellung zu Flucht und Vertreibung in Europa einziehen. Neben der Dauerausstellung sind auch eine öffentlich zugängliche Bibliothek und ein Veranstaltungsraum geplant.

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"Ein guter Tag für die Vertriebenen" - Gespräch mit Stiftungsdirektor Manfred Kittel zum Baubeginn des Dokumentationszentrums, (DKultur, Thema)