Der Kulturbringer
Dubai ist eine Stadt der Superlative: Künstliche Inseln, riesige Einkaufszentren mit künstlichen Skipisten, der höchste Turm der Welt. Neben Konsumtempeln für die Reichsten der Reichen soll aber auch noch ein wenig Kultur stattfinden. Und dafür ist ein Deutscher zuständig: Seit gut einem Jahr arbeitet Michael Schindhelm, ehemaliger Generaldirektor der Berliner Opernstiftung, an der Idee eines "Universellen Museums" für die Emirate.
Die Sheik Zayed Road in Dubai. Stockender Verkehr auf sieben Fahrspuren, Wolkenkratzer, die wie Pilze aus dem Boden wachsen. 20 Prozent aller Baukräne der ganzen Welt stehen in Dubai, heißt es. An einer Ecke warten ein paar Dutzend indische Bauerarbeiter auf den Bus, der sie nach einer Zwölfstundenschicht zurück in ihr Labour Camp - ihr Arbeitslager - an den Standrand bringen wird.
Baustellenlärm - das ist der Soundtrack von Dubai, dem Emirat am arabisch-persischen Golf mit seinen 1,5 Millionen Einwohnern, dem "Übermorgenland" der Superlative, der Boomstadt, deren tägliches Wachstum eher als Explosion zu begreifen ist.
Auch im Raum 37 im 15. Stock des Dubai International Finance Center wird unermüdlich gearbeitet. In dem kleinen, schmucklosen, aber wohl klimatisierten Büro des Culture and Arts Office hocken am späten Nachmittag noch ein junger Amerikaner und eine junge Australierin über ihren Laptops. Hinter einer Glaswand und ebenfalls an seinem Computer sitzt ihr Chef Michael Schindhelm. Ein schmaler, fast zarter Mann; strahlend blaue, jetzt etwas müde Augen; weißes Hemd und graue Hose gut sitzend und offensichtlich bester Qualität. Er soll im Auftrag der Herrscherfamilie Maktum Kultur nach Dubai bringen. Der Spiegel gab ihm dafür den Titel "Allahs Intendant".
"Wir sind sehr am Anfang. Und wir sind sehr hart am Arbeiten. Es ist keineswegs so, wie mancher sich das vielleicht vorstellen mag, dass wir hier am Strand liegen und uns ansonsten links und rechts das Geld pausenlos in die Tasche stecken lassen, weil so viel hier. Sondern es ist Aufbauarbeit und eine sehr anstrengende Aufbauarbeit."
Schindhelm wurde1960 in Thüringen geboren, als Diplom-Quantentechniker war er Kollege von Angela Merkel, er arbeitete als Dramaturg und Dramatiker, leitete erfolgreich Theater in Thüringen und der Schweiz, schrieb Romane und scheiterte zuletzt als Generaldirektor der Stiftung Oper Berlin an den Interessenkonflikten der Hauptstadt-Politik. Seit März 2007 ist er in Dubai.
"Ich fühle mich hier her als der Kulturinterpret und Übersetzer zwischen denjenigen, mit denen wir zusammen Projekte entwickeln, meistens irgendwo anderswo auf der Welt zuhause und denjenigen, die das hier eigentlich finanzieren sollen und einladen sollen und hier auch möglich machen sollen. Und da muss ich in beide Richtungen vermitteln."
Zudem - so lautet der gut dotierte Auftrag - soll Schindhelm helfen, die ursprüngliche, im Stadtbild so gut wie verschwundene Kultur der Emiratis zu erhalten und gleichzeitig die lokale Bevölkerung, die mittlerweile zur Minderheit im eigenen Land geworden ist, "fit zu machen" für die Zukunft.
"Denn die, die heute 40 Jahre alt sind, sind zum großen Teil noch barfuss in die Schule gegangen und kannten Zuhause kein fließendes Wasser und leben heute in einer futuristischen Welt, die selbst für unsereinen eigentlich selbst kaum vorstellbar ist."
Schindhelm macht keinen Hehl daraus, dass er sich auch nach knapp 15 Monaten in seiner neuen Heimat Dubai noch oft als "Fremdling" fühlt, wobei er die Distanz zwischen sich selbst und einem arabischen Einheimischen auf der einen und einem europäischen Investmentbanker auf der anderen Seite als etwa gleich groß einstuft.
"Ich selbst lebe es in gewisser Weise vor, in dieser Geschäftswelt ein bisschen anders aufzutreten und sich auch zu behaupten, als 'der Andere' möglicherweise auch ein bisschen 'der Stranger', der man eben ist in dieser Welt. Das ist Teil meiner Aufgabe, hier damit zu leben und das ist manchmal ganz schön hart."
Das Projekt, das lange Zeit ganz oben auf Schindhelms Agenda stand - der Bau und die Eröffnung eines riesigen Opernhauses nach Plänen der Stararchitektin Zaha Hadid ist etwas nach hinten gerückt. 2014 könnte es soweit sein. Vielleicht. Für Dubai sind sechs Jahre fast schon jenseits der Zukunft.
Mittlerweile verbringt der Kulturmanager nur noch etwa die Hälfte seiner Arbeitszeit in Dubai. Den Rest fliegt er durch die Welt, bespricht Projekte, plant Kooperationen. Zuletzt war er in Peking, diese Woche kommt er wieder mal nach Berlin. Es geht um sein aktuellstes Großprojekt - das Universale Museum. Die Idee: ein Zusammenschluss der internationalen Schwergewichte wie des Pariser Louvre, des New Yorker Metropolitan Museum, des Londoner British Museum, der Eremitage in St. Petersburg, aber auch der großen Sammlungen von Berlin, Dresden und München soll es Dubai ermöglichen, "Weltkunst" zu zeigen. "Weltkunst" Jahrhunderte alter, einzigartiger Kultursammlungen, wie es sie im Nahen Osten nicht gibt.
"Und aus diesem Grunde lädt Dubai die großen Museen ein, um einen Komplex von Ausstellungsräumen zu schaffen, der ein möglichst breites Spektrum von Kulturschätzen aus aller Welt zeigen kann, weil das in gewisser Weise auch das reflektiert, was Dubai selbst ausmacht. Die Bevölkerung kommt ja sozusagen auch aus aller Herren Länder und so hat es eine gewisse Logik zu sagen, wenn wir hier Kultur etablieren wollen, dann soll diese Kultur auch die unterschiedlichen Schätze, die aus diesen einzelnen Kulturen kommen, widerspiegeln."
Ein paar Jahre will Schindhelm - der sich im Übrigen nicht vorstellen kann, noch einmal selbst ein großes Theater- oder Opernhaus zu leiten - noch in den Vereinigten-Arabischen-Emiraten bleiben. Für ihn ist die Stadt so etwas wie das New York des 21. Jahrhunderts, ein Ort, welcher die Phantasien vieler Menschen auf der ganzen Welt anregt.
"Irgendwann wird auch Dubai eine immer normalere Stadt werden. Aber ich glaube, auch das ist gut, - Telefon klingelt - wenn irgendwann aus Träumen Realität wird."
Baustellenlärm - das ist der Soundtrack von Dubai, dem Emirat am arabisch-persischen Golf mit seinen 1,5 Millionen Einwohnern, dem "Übermorgenland" der Superlative, der Boomstadt, deren tägliches Wachstum eher als Explosion zu begreifen ist.
Auch im Raum 37 im 15. Stock des Dubai International Finance Center wird unermüdlich gearbeitet. In dem kleinen, schmucklosen, aber wohl klimatisierten Büro des Culture and Arts Office hocken am späten Nachmittag noch ein junger Amerikaner und eine junge Australierin über ihren Laptops. Hinter einer Glaswand und ebenfalls an seinem Computer sitzt ihr Chef Michael Schindhelm. Ein schmaler, fast zarter Mann; strahlend blaue, jetzt etwas müde Augen; weißes Hemd und graue Hose gut sitzend und offensichtlich bester Qualität. Er soll im Auftrag der Herrscherfamilie Maktum Kultur nach Dubai bringen. Der Spiegel gab ihm dafür den Titel "Allahs Intendant".
"Wir sind sehr am Anfang. Und wir sind sehr hart am Arbeiten. Es ist keineswegs so, wie mancher sich das vielleicht vorstellen mag, dass wir hier am Strand liegen und uns ansonsten links und rechts das Geld pausenlos in die Tasche stecken lassen, weil so viel hier. Sondern es ist Aufbauarbeit und eine sehr anstrengende Aufbauarbeit."
Schindhelm wurde1960 in Thüringen geboren, als Diplom-Quantentechniker war er Kollege von Angela Merkel, er arbeitete als Dramaturg und Dramatiker, leitete erfolgreich Theater in Thüringen und der Schweiz, schrieb Romane und scheiterte zuletzt als Generaldirektor der Stiftung Oper Berlin an den Interessenkonflikten der Hauptstadt-Politik. Seit März 2007 ist er in Dubai.
"Ich fühle mich hier her als der Kulturinterpret und Übersetzer zwischen denjenigen, mit denen wir zusammen Projekte entwickeln, meistens irgendwo anderswo auf der Welt zuhause und denjenigen, die das hier eigentlich finanzieren sollen und einladen sollen und hier auch möglich machen sollen. Und da muss ich in beide Richtungen vermitteln."
Zudem - so lautet der gut dotierte Auftrag - soll Schindhelm helfen, die ursprüngliche, im Stadtbild so gut wie verschwundene Kultur der Emiratis zu erhalten und gleichzeitig die lokale Bevölkerung, die mittlerweile zur Minderheit im eigenen Land geworden ist, "fit zu machen" für die Zukunft.
"Denn die, die heute 40 Jahre alt sind, sind zum großen Teil noch barfuss in die Schule gegangen und kannten Zuhause kein fließendes Wasser und leben heute in einer futuristischen Welt, die selbst für unsereinen eigentlich selbst kaum vorstellbar ist."
Schindhelm macht keinen Hehl daraus, dass er sich auch nach knapp 15 Monaten in seiner neuen Heimat Dubai noch oft als "Fremdling" fühlt, wobei er die Distanz zwischen sich selbst und einem arabischen Einheimischen auf der einen und einem europäischen Investmentbanker auf der anderen Seite als etwa gleich groß einstuft.
"Ich selbst lebe es in gewisser Weise vor, in dieser Geschäftswelt ein bisschen anders aufzutreten und sich auch zu behaupten, als 'der Andere' möglicherweise auch ein bisschen 'der Stranger', der man eben ist in dieser Welt. Das ist Teil meiner Aufgabe, hier damit zu leben und das ist manchmal ganz schön hart."
Das Projekt, das lange Zeit ganz oben auf Schindhelms Agenda stand - der Bau und die Eröffnung eines riesigen Opernhauses nach Plänen der Stararchitektin Zaha Hadid ist etwas nach hinten gerückt. 2014 könnte es soweit sein. Vielleicht. Für Dubai sind sechs Jahre fast schon jenseits der Zukunft.
Mittlerweile verbringt der Kulturmanager nur noch etwa die Hälfte seiner Arbeitszeit in Dubai. Den Rest fliegt er durch die Welt, bespricht Projekte, plant Kooperationen. Zuletzt war er in Peking, diese Woche kommt er wieder mal nach Berlin. Es geht um sein aktuellstes Großprojekt - das Universale Museum. Die Idee: ein Zusammenschluss der internationalen Schwergewichte wie des Pariser Louvre, des New Yorker Metropolitan Museum, des Londoner British Museum, der Eremitage in St. Petersburg, aber auch der großen Sammlungen von Berlin, Dresden und München soll es Dubai ermöglichen, "Weltkunst" zu zeigen. "Weltkunst" Jahrhunderte alter, einzigartiger Kultursammlungen, wie es sie im Nahen Osten nicht gibt.
"Und aus diesem Grunde lädt Dubai die großen Museen ein, um einen Komplex von Ausstellungsräumen zu schaffen, der ein möglichst breites Spektrum von Kulturschätzen aus aller Welt zeigen kann, weil das in gewisser Weise auch das reflektiert, was Dubai selbst ausmacht. Die Bevölkerung kommt ja sozusagen auch aus aller Herren Länder und so hat es eine gewisse Logik zu sagen, wenn wir hier Kultur etablieren wollen, dann soll diese Kultur auch die unterschiedlichen Schätze, die aus diesen einzelnen Kulturen kommen, widerspiegeln."
Ein paar Jahre will Schindhelm - der sich im Übrigen nicht vorstellen kann, noch einmal selbst ein großes Theater- oder Opernhaus zu leiten - noch in den Vereinigten-Arabischen-Emiraten bleiben. Für ihn ist die Stadt so etwas wie das New York des 21. Jahrhunderts, ein Ort, welcher die Phantasien vieler Menschen auf der ganzen Welt anregt.
"Irgendwann wird auch Dubai eine immer normalere Stadt werden. Aber ich glaube, auch das ist gut, - Telefon klingelt - wenn irgendwann aus Träumen Realität wird."