Der Künstler als Hochstapler

Moderation: Sigrid Brinkmann · 07.06.2006
Eine Ausstellung über Thomas Manns "Felix Krull" zeigt die lebenslange Beschäftigung des Schriftstellers mit diesem Roman. Die Schau präsentiert die Entstehungsgeschichte mit zahlreichen Originaldokumenten. Thomas Mann sei sich bewusst gewesen, dass er sich mit seiner Literatur in einer Scheinwelt befinde, erklärte Monika Bussmann vom Thomas-Mann-Archiv in Zürich.
Sigrid Brinkmann: Frau Bussmann, in Zürich leistet man sich keine simple Wiederauflage. Sie haben die Krull-Schau um Dokumente erweitert. Die Materialien des Krull sind fast vollständig erhalten. Wie viel davon kann man in Zürich einsehen?

Monika Bussmann: Also in Zürich können Sie eigentlich alles einsehen, das heißt, es sind zwei riesige, also zwei große (…) Schachteln. Und darin sind zwölf Dossiers, die Thomas Mann selber noch angelegt hat. (…) Das sind also insgesamt ungefähr 521 Zeitungsartikel und Zeitschriftenartikel, und zum anderen sind es 102 Notizblätter, zum Teil beidseitig beschriebene Notizblätter, die über den Krull und auch über die Fortsetzung des Krull dann Auskunft geben.

Brinkmann: Ihre Ausstellung nimmt sich ja den Künstler als Hochstapler vor, so zumindest der Untertitel. Hat Thomas Mann sich da selber einbezogen?

Bussmann: Ja, er hat natürlich schon wie Nietzsche auch, also Nietzsche hat das auch schon erkannt, dass eigentlich der Künstler Schein erzeugt. Und Thomas Mann war sich natürlich sehr wohl bewusst, dass er sich mit seiner Literatur in einer Scheinwelt befindet. Und hat dieses Thema in Krull insofern noch pointiert. (…)


Das vollständige Gespräch mit Monika Bussmann können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören.