Der Kolosseum-Effekt
In Italien ist das Geld knapp und, wie so oft, denkt die Regierung beim Sparen zuerst an die Kultur. Die Museen und Musiktheater sind dem Rotstift im Frühjahr knapp entgangen, doch für die Restaurierung historischer Gebäude fehlte bislang das Geld. Jetzt springen private Sponsoren ein.
"Jetzt bringen wir es in Ordnung. Und zwar schnell, um die ganze Schönheit dieses Gebäudes allen wieder zugänglich zu machen."
Diego della Valle ist mit Schuhen, Sonnenbrillen und anderen modischen Produkten reich geworden. Der Unternehmer ist ein Selfmademan und fühlt sich, erklärte er vor kurzem in Rom, Italien verpflichtet. Vor allem der italienischen Kultur, deren Kind, so della Valle, er als kreativer Geschäftsmann ja sei:
"Die Welt wird wieder bei uns Schlange stehen, mehr als bisher, wenn wir uns verpflichten, Italien besser zu machen. Wenn wir der Kunst und der Kultur helfen, entwickeln wir unsere Gesellschaft, und junge Leute finden wieder verstärkt Arbeit."
Diego della Valle stellt zur Restaurierung des römischen Kolosseums stolze 25 Millionen Euro zur Verfügung. Und das, obwohl es in Italien noch kein Gesetz gibt, wie beispielsweise in den USA, das Kultursponsoring steuerlich absetzbar macht.
Jahrelang wetterten Roms Archäologen gegen die Geldknappheit in ihren Kassen und gegen ein Kulturministerium, das seine Ausgaben drastisch reduziert. Die Folge: einstürzende Altbauten im ganzen Land. Auch in Rom, wo immer wieder Stücke des Kolosseums von der Fassade zu Boden stürzen. Zum Glück kam bislang niemand zu Schaden. Aber die Regierung hat keine 25 Millionen zur Rettung der größten Arena der Antike.
Mit Kultursponsoring in dieser Größenordnung will della Valle nicht für sich werben - das hat der erfolgreiche und links wählende Unternehmer auch gar nicht nötig - sondern er will mit seiner Entscheidung für das Kolosseum einen Anstoß geben. Für andere Unternehmer, die sich seiner Meinung nach ebenfalls stärker als bisher für Italiens Kultur engagieren sollten. Und das ist ganz im Sinn des neuen italienischen Kulturministers Giancarlo Galan:
"Ich glaube nicht, dass della Valle hier ein Geschäft gemacht hat. Wir Bürger haben sicherlich ein Geschäft gemacht! Auch unsere Kinder und deren Kinder, die ein Erbe erhalten, das auf diese Weise schöner wird als es vorher war."
Das beeindruckende Kultursponsoring des Schuhunternehmers ist schon seit über einem Jahr Thema in Italiens Öffentlichkeit. Als della Valle zum ersten Mal von der Möglichkeit sprach, das Kolosseum komplett restaurieren zu wollen, koste es was es wolle, horchten viele seiner Kollegen auf. Bis vor einiger Zeit hielten sich Italiens Unternehmer mit Geldspenden für Italiens Kulturgüter eher zurück. Sie verlangten vom Staat, dass der zunächst seine Steuergesetzgebung im Sinn der Sponsoren reformiert, im Stil der USA. Dann würde man auch Geld geben. Da die Regierung Berlusconi aber untätig blieb, investierten, bis auf Italiens Großbanken, nur sehr wenige Unternehmen in die Kultur.
Nach della Valles finanzkräftigem Vorstoß scheinen jetzt auch andere Industrielle daran interessiert zu sein, als "Retter der Kulturnation" gewürdigt zu werden. So jedenfalls nannte die Tageszeitung "La Repubblica" den Schuhfabrikanten. Jetzt wird Geld für kostspielige Restaurierungen bereitgestellt, ohne dass die Regierung zuerst ihre Steuergesetze ändert. Von diesem neuen Mäzenatentum profitiert vor allem Venedig. Dazu Lucaa Mannini vom Fondo Ambiente Italiano, FAI, Italiens wichtigster privater Organisation zum Schutz von Kulturgütern:
"Der Ruf Venedigs als Stadt der Kunst ist einmalig. Ein Ruf, der dafür sorgt, dass frische Gelder in die Lagunenstadt fließen, von großen Namen der Industrie. Sie geben einer Stadt Geld, in der immer wieder wichtige Restaurierungen anfallen."
Das Modeunternehmen Replay übernimmt die Restaurierung der Ca’ Rezzonico. In dem barocken Palast ist das städtische Museum für das 18. Jahrhundert untergebracht. Der römische Edel-Juwelier Bulgari renoviert komplett die so genannte goldene Prachttreppe im Dogenpalast. Bulgari und das Unternehmen Gas-Jeans wollen gemeinsam die herrliche Biblioteca Marciana am Markusplatz, eine der wichtigsten italienischen Bibliotheken für alte Handschriften, vollständig restaurieren. Das Modehaus Prada hat sich des Palazzos Ca’ Corner della Regina angenommen. Ein barocker Prachtbau, der lange Zeit nur noch vor sich hin gammelte. Jeans-Millionär Renzo Rosso übernimmt die Rialto-Brücke.
Im Fall von Venedig sprechen italienische Medien bereits von einem "Run auf das möglichst spektakuläre Kultursponsoring". In der Lagunenstadt machte allerdings kein Italiener in Sachen Kultursponsoring den Anfang, sondern der französische Milliardär Francois Pinault. Die Kunstmanagerin Monique Veaute war einige Jahre Direktorin der venezianischen Sammlungen Pinaults:
"Palazzo Grassi und Punta della Dogana, restauriert von dem japanischen Stararchitekten Taddao Ando, sind ein Museum mit zwei Niederlassungen. In der Punta della Dogana zeigt Pinault dauerhaft einige wichtige Werke aus seiner Sammlung, und im Palazzo Grassi gibt es Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst, auch mit Werken aus der Sammlung Pinault."
Seine spendable Präsenz in Venedig, schrieb die Tageszeitung "Corriere della sera", ist "ein Schlag ins Gesicht unserer Unternehmer". Aber mit della Valles Vorpreschen im Kolosseum und dem Engagement seiner Kollegen in Venedig holen die Italiener jetzt auf. Genug zu tun für reiche Landsleute, die sich einen Namen als Retter der italienischen Kunst machen wollen, gibt es auf jeden Fall.
Diego della Valle ist mit Schuhen, Sonnenbrillen und anderen modischen Produkten reich geworden. Der Unternehmer ist ein Selfmademan und fühlt sich, erklärte er vor kurzem in Rom, Italien verpflichtet. Vor allem der italienischen Kultur, deren Kind, so della Valle, er als kreativer Geschäftsmann ja sei:
"Die Welt wird wieder bei uns Schlange stehen, mehr als bisher, wenn wir uns verpflichten, Italien besser zu machen. Wenn wir der Kunst und der Kultur helfen, entwickeln wir unsere Gesellschaft, und junge Leute finden wieder verstärkt Arbeit."
Diego della Valle stellt zur Restaurierung des römischen Kolosseums stolze 25 Millionen Euro zur Verfügung. Und das, obwohl es in Italien noch kein Gesetz gibt, wie beispielsweise in den USA, das Kultursponsoring steuerlich absetzbar macht.
Jahrelang wetterten Roms Archäologen gegen die Geldknappheit in ihren Kassen und gegen ein Kulturministerium, das seine Ausgaben drastisch reduziert. Die Folge: einstürzende Altbauten im ganzen Land. Auch in Rom, wo immer wieder Stücke des Kolosseums von der Fassade zu Boden stürzen. Zum Glück kam bislang niemand zu Schaden. Aber die Regierung hat keine 25 Millionen zur Rettung der größten Arena der Antike.
Mit Kultursponsoring in dieser Größenordnung will della Valle nicht für sich werben - das hat der erfolgreiche und links wählende Unternehmer auch gar nicht nötig - sondern er will mit seiner Entscheidung für das Kolosseum einen Anstoß geben. Für andere Unternehmer, die sich seiner Meinung nach ebenfalls stärker als bisher für Italiens Kultur engagieren sollten. Und das ist ganz im Sinn des neuen italienischen Kulturministers Giancarlo Galan:
"Ich glaube nicht, dass della Valle hier ein Geschäft gemacht hat. Wir Bürger haben sicherlich ein Geschäft gemacht! Auch unsere Kinder und deren Kinder, die ein Erbe erhalten, das auf diese Weise schöner wird als es vorher war."
Das beeindruckende Kultursponsoring des Schuhunternehmers ist schon seit über einem Jahr Thema in Italiens Öffentlichkeit. Als della Valle zum ersten Mal von der Möglichkeit sprach, das Kolosseum komplett restaurieren zu wollen, koste es was es wolle, horchten viele seiner Kollegen auf. Bis vor einiger Zeit hielten sich Italiens Unternehmer mit Geldspenden für Italiens Kulturgüter eher zurück. Sie verlangten vom Staat, dass der zunächst seine Steuergesetzgebung im Sinn der Sponsoren reformiert, im Stil der USA. Dann würde man auch Geld geben. Da die Regierung Berlusconi aber untätig blieb, investierten, bis auf Italiens Großbanken, nur sehr wenige Unternehmen in die Kultur.
Nach della Valles finanzkräftigem Vorstoß scheinen jetzt auch andere Industrielle daran interessiert zu sein, als "Retter der Kulturnation" gewürdigt zu werden. So jedenfalls nannte die Tageszeitung "La Repubblica" den Schuhfabrikanten. Jetzt wird Geld für kostspielige Restaurierungen bereitgestellt, ohne dass die Regierung zuerst ihre Steuergesetze ändert. Von diesem neuen Mäzenatentum profitiert vor allem Venedig. Dazu Lucaa Mannini vom Fondo Ambiente Italiano, FAI, Italiens wichtigster privater Organisation zum Schutz von Kulturgütern:
"Der Ruf Venedigs als Stadt der Kunst ist einmalig. Ein Ruf, der dafür sorgt, dass frische Gelder in die Lagunenstadt fließen, von großen Namen der Industrie. Sie geben einer Stadt Geld, in der immer wieder wichtige Restaurierungen anfallen."
Das Modeunternehmen Replay übernimmt die Restaurierung der Ca’ Rezzonico. In dem barocken Palast ist das städtische Museum für das 18. Jahrhundert untergebracht. Der römische Edel-Juwelier Bulgari renoviert komplett die so genannte goldene Prachttreppe im Dogenpalast. Bulgari und das Unternehmen Gas-Jeans wollen gemeinsam die herrliche Biblioteca Marciana am Markusplatz, eine der wichtigsten italienischen Bibliotheken für alte Handschriften, vollständig restaurieren. Das Modehaus Prada hat sich des Palazzos Ca’ Corner della Regina angenommen. Ein barocker Prachtbau, der lange Zeit nur noch vor sich hin gammelte. Jeans-Millionär Renzo Rosso übernimmt die Rialto-Brücke.
Im Fall von Venedig sprechen italienische Medien bereits von einem "Run auf das möglichst spektakuläre Kultursponsoring". In der Lagunenstadt machte allerdings kein Italiener in Sachen Kultursponsoring den Anfang, sondern der französische Milliardär Francois Pinault. Die Kunstmanagerin Monique Veaute war einige Jahre Direktorin der venezianischen Sammlungen Pinaults:
"Palazzo Grassi und Punta della Dogana, restauriert von dem japanischen Stararchitekten Taddao Ando, sind ein Museum mit zwei Niederlassungen. In der Punta della Dogana zeigt Pinault dauerhaft einige wichtige Werke aus seiner Sammlung, und im Palazzo Grassi gibt es Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst, auch mit Werken aus der Sammlung Pinault."
Seine spendable Präsenz in Venedig, schrieb die Tageszeitung "Corriere della sera", ist "ein Schlag ins Gesicht unserer Unternehmer". Aber mit della Valles Vorpreschen im Kolosseum und dem Engagement seiner Kollegen in Venedig holen die Italiener jetzt auf. Genug zu tun für reiche Landsleute, die sich einen Namen als Retter der italienischen Kunst machen wollen, gibt es auf jeden Fall.