Der Junge mit dem Kameragesicht

Von Susanne Billig · 04.07.2006
Schon als Kind stand Mirko Lang auf der Bühne. Spielen, das war sein Traumberuf. Nach zahlreichen Bühnenstücken fand er zum Film, spielte 2002 in Sönke Wortmanns Fußball-Epos "Das Wunder von Bern" mit, ein Jahr später folgte "Das Wunder von Lengede". In diesen Tagen steht Mirko Lang in Köln für acht Folgen der RTL-Serie "Post Mortem" vor der Kamera.
Draußen auf dem Bürgersteig parkt er sein altes Moped, und als er den Motorradhelm abnimmt, erkennt man ihn gleich: Mirko Lang hat das richtige Gesicht. Kameras lieben ihn, das sagt er selbst. Ein entgegenkommendes Lachen, gleichmäßige Züge, volle dunkle Locken. Ein Junge, der, man mag es kaum glauben, schon 28 ist. Der Tag ist noch früh - freie Platzwahl im Biergarten. Arbeiter tragen Bierkästen umher, Spatzen streiten ums Brot - und Mirko Lang erzählt, wie das so anfing mit ihm und der Schauspielerei:

"Meine Schwester kam damals nach Hause, da war ich sechs Jahre alt, und hatte einen Zeitungsartikel in der Hand, das Theater Bremen sucht Statisten (...) und daraufhin bin ich dann da auch hingegangen mit sechs Jahren, und hab dann halt das erste Mal Statisterie am Theater gemacht, in der Zauberflöte, und das war’s dann, also da war mir dann klar, ich will Schauspieler werden."

Ein kleiner Papageno war er bei seinem ersten Bühnenauftritt, es folgten Statistenrollen im "Faust" - bei "Richard dem Dritten" durfte er sogar was sagen. Spielwütig besuchte er die Schauspielschule in Hannover. Und stand nach dem Unterricht schon auf den Brettern, die die Welt bedeuten: "Die Nibelungen", "Was ihr wollt", und, ununterbrochen seit 2002, Lutz Hübners Jugendstück "Winner und Loser".

"Das handelt über Jugendliche, die 'ne Party machen wollen und die dann völlig aus den Fugen gerät, also wo nachher ein Sachschaden von 30.000 Euro entsteht (...) und meine Figur ist die Figur des Julian, der (...) meint, schon alles gesehen zu haben im Leben und ganz cool durchs Leben geht."

Cool durchs Leben gehen - Mirko Langs Motto ist das wohl nicht. Er lacht gern - dabei ist nicht immer alles zum Lachen, selbst für einen jungen Schauspieler, den das Glück begünstigt. In dem später sehr erfolgreichen Kinofilm "Crazy" wollte er mitspielen - die Rolle bekam ein anderer. Der Fernseh-Zweiteiler "Das Blut der Templer" mit ihm in der Hauptrolle sollte groß rauskommen - dann hängte der Sender ProSieben das Projekt auf einmal viel tiefer.

Der ganz große Star will Mirko Lang erst noch werden - vielleicht kann er deshalb noch so natürlich erzählen, von den Schwierigkeiten seines Handwerks und von der kindlichen Freude dabei. Das "Blut der Templer" war eine Schmonzette, das weiß er. Aber eine, die Spaß gemacht hat.

"Und dann irgendwie so ein Genre zu spielen (...): Es gibt die Templer. Und sie sind noch unter uns. Und man ist unverwundbar - und dann hat das auch schon wieder was! Also man stellt sich da mit so einem Schwert hin und schlägt 'nem Porsche das Autodach ab und metzelt da in der Gegend rum. Ich mein, wann hat man das mal?! Das spielt man als kleines Kind! (...) und diese Spielfreude sich einfach zu bewahren (...) - Räuber und Gendarm, aber halt für Erwachsene. Andere Leute spielen Gotcha oder machen Autorennen - und ich kann das halt in der Schauspielerei ausleben."

Derzeit steht Mirko Lang für den Sender RTL vor der Kamera: In der Serie "Post Mortem" mimt er einen jungen Pathologen - keinen Achtzehnjährigen, endlich einmal. Und ganz Profi wird Mirko Lang, wenn man ihn nach seinen Zukunftsträumen fragt. Von Jürgen Vogel spricht er dann, der seine Filme längst mit eigener Produktionsfirma realisiert.

"Deswegen ist diese Frage auch schwierig, was willst Du mal spielen? (...) Das ist einfach schwierig. Natürlich hab ich Vorstellungen, was ich mal spielen will, aber ob ich’s jemals bekomme, ist 'ne ganz andere Frage. Und das finde ich toll bei Jürgen Vogel, der hat 'ne ganz tolle Entwicklung gemacht, wenn man das so mal sagen kann. 'Der freie Wille' - fand ich großartig gespielt."

Jürgen Vogel spielt darin einen brutalen Serien-Vergewaltiger. Extrem-Themen würden ihn reizen, sagt Mirko Lang. Weltbilder mal auf den Kopf stellen. Doch die Deutschen gehen immer seltener ins Kino - sagen die Zahlen. Mirko Lang ist jung. In seinem harten Geschäft braucht er Optimismus - und viel Liebe zum Beruf.

"Egal was die Zahlen sagen, ich muss sagen, ich hatte noch nie so viel interessante Projekte irgendwie auf’m Tisch, die ich zwar dann leider nicht bekommen hab (lacht) (...) aber wo ich so dachte: Wow! Doch! Hier werden schöne Geschichten erzählt."