Der Jazzchor Freiburg mit neuer CD

Pionierarbeit in Sachen "Schwing"

Leute tanzen
Die Leute hören den "Schwing und tanzen" © picture alliance / dpa / Frank Rumpenhorst
Von Ilka Lorenzen · 12.03.2015
Der Jazzchor Freiburg - vielfach ausgezeichnet - hat schon viele große Tourneen hinter sich und arbeitet immer wieder mit Musikgrößen wie Bobby McFerrin zusammen. Auf ihrer neuen CD präsentiert der Chor eine ganz eigene Form des "Swing".
"Wenn die Musik anfängt zu spielen, dann kann ich gar nichts mehr dafür, dass es mich ergreift sozusagen und das ist dann schon ein bisschen was Über-Außerirdisches, was da passiert. Also: Ich liebe Musik."
Bertrand Gröger – seit 25 Jahren Leiter des Jazzchores Freiburg - hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Konzerte zu geben, auf der Bühne zu stehen, das sind die Highlights seines Lebens, so Gröger. Aber auch für die Chormitglieder, die beim Konzert scattend und swingend voll aus sich heraus gehen, ist das Singen weit mehr als nur ein Hobby. Denn Jazz im Chor zu singen ist wie ein kleines Experiment und Gröger hat immer neue Ideen:
"In der Musik ist es so, dass ich schon immer versuchen möchte, ein bisschen nach vorn zu gehen, mit dem Chor, also Sachen zu machen, die man bisher vielleicht so noch nicht gemacht hat, Sachen ein bisschen anders zu machen, ein bisschen neue Arrangements zu singen, die so noch nicht gesungen wurden. Also immer mal wieder Pionierarbeit versuchen zu leisten und auch mal ein bisschen Risiko zu gehen."
Mit "Schwing", dem neuen Album, hat Bertrand Gröger den Swing der 1930 Jahre Stück für Stück in die Gegenwart gerückt. Band und Chor werden gekonnt miteinander verzahnt und, wie der Titel schon sagt, schwingt einfach alles auf diesem Album. Zwei Drittel der Titel sind stilistisch tatsächlich Swingnummern, die vielfältige Palette reicht aber weiter von Standards über Blues, Rock 'n' Roll, Soul, Latinanklängen bis hin zum Gospel. Um diese Vielfältigkeit auch gebührend zum Ausdruck zu bringen, hat sich der Jazzchor Freiburg wieder einige Stars aus der Jazz und A-cappella-Szene als Gastsolisten mit ins Boot geholt, alles Freunde, wie Gröger betont. Die Sängerin Tokunbo ist zum Beispiel mit dabei, der Arrangeur Kirby Shaw, auch Cécile Verny oder Scat-Meister Bob Stoloff beim Titel "So What":
"Jaja, das ist ein ganz heißes Eisen, das 'So what!'. Eigentlich von Miles Davis und original war das ein Auftragsarrangement von den Swingle Singers, für die hab ich das 'mal geschrieben, aber wir haben das jetzt für den Jazzchor Freiburg adaptiert. Und es ist gut, dass man hört, dass es viel Spaß macht, weil da sind nämlich echt knifflige Sachen drin, an denen man sehr arbeiten muss. Wenn ein freier Scat-Gesang, der eigentlich frei klingt aber jede Silbe ausgeschrieben ist, weil es ein 5-stimmiger Satz ist, da hat ein Chor dann schon sehr viel zu arbeiten, das ist ganz kniffelig. Aber ich hoffe auch, dass wir sagen können, wir sind so weit, dass wir da locker drüber fliegen und segeln können."
"Damit es swingt, muss natürlich auch der Spaß dazu kommen"
Sängerin Finnja Vollbrecht: "Wir hatten auf jeden Fall Spaß dabei aber es war auch vorrangig ganz schön viel Arbeit. Und grade das sehr, sehr schwierige Stück 'So what' ist Arbeit! Und damit es swingt, muss natürlich auch der Spaß dazu kommen aber es ist schon sehr, sehr anspruchsvoll..."
Finja Vollbrecht, im echten Leben Lehrerin, spricht vielen Mitsängern aus der Seele. Trotz dieser Perfektion klingt der Jazzchor Freiburg freudig-entspannt und sprüht geradezu vor Energie. Die Swing-Nummern des neuen Albums gehen vor allem live erlebt sofort in die Beine. Die Sängerinnen und Sänger schaffen es mit spürbarem Herzblut und gekonntem musikalischen Arrangement den zwölf sehr unterschiedlichen Stücken jeweils ganz persönliche Noten zu geben. So auch bei Grögers Neuinterpretation vom Beatles-Song "She's leaving home":
Bertrand Gröger: "Ich glaub, „She's leaving home" ist für viele auch recht interessant, weil es einfach ganz anders als das Original ist, nicht so erzählend narrativ ist, sondern die Gefühlsausbrüche auch in musikalischer Sicht verbildlicht."
Auch der Titel "Joy", geschrieben von der Norwegerin Torun Eriksen, gesungen von Myriam West und Chor, bringt pure Freude rüber und könnte neben "Schwing" ebenfalls gut als Titel über allem stehen. "Joy" ist von den Chormitgliedern nicht umsonst auch zum internen Lieblingslied auf dem Album gekürt worden. Und mit Schwung und Freude geht es sicher auch in Zukunft weiter, weiß Sängerin Nina Ruckhaber, die den Chor auch managt:
"Wir haben eine A-cappella-CD gemacht. Jetzt haben wir eine Swing-CD gemacht und wir wollen gerne ein komplettes Neuland noch betreten, also vielleicht in Richtung Fusion gehen, irgendwas, was es noch gar nicht in der Chormusik gibt. Also wir wollen einfach immer neue Wege beschreiten, und da wird uns schon ein interessanter Weg einfallen."
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