Der iranische Sänger Arya Aramnejad

Bittersüße Songs für die Freiheit

06:02 Minuten
Der iranische Sänger Arya Aramnejad
Arya Aramnejad unterstützt seine Landsleute mit seiner Musik. © Arya Aramnedjad
Cornelia Wegerhoff · 04.02.2021
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Ein Protestlied brachte Arya Aramnejad ins Gefängnis. Der Iraner wurde gefoltert, seine Popsongs vom Regime verboten. Er lebt heute in Schweden und hat wieder ein Album veröffentlicht: "Touch of Freedom" – für die Freiheitsbewegung im Iran.
Geschichten aus dem Iran: Auch wenn Arya Aramnejad 2018 seine Heimat verlassen hat, ist er mit seinen Songs gedanklich wieder dort.
"All meine Wünsche werden wahr mit dir, wenn du an meiner Seite durch die Straßen gehst. Wenn dein grüner Schleier im Winde weht", singt er in diesem romantischen Lied. Doch die politischen Metaphern sind eindeutig. Die "grüne Revolution" – das ist die unterdrückte Freiheitsbewegung im Iran.
"Eines Tages werde ich Dich küssen auf dem Azadi-Platz", schwört der 38-Jährige. "Ich werde Dich küssen, wenn Teheran in unseren Händen ist. Wenn keine Kugeln mehr fliegen. Wenn alle Waffen ruhen."

Das Unrecht lässt ihn nicht los

Es ist ein süßer Traum mit bitterem Beigeschmack, den Arya Aramnejad beschreibt. Denn selbst im Liebeslied singt er vom iranischen Gefängnis, in dem es nach Folter riecht. Das sei er den Menschen im Iran schuldig, sagt der 38-Jährige im Videogespräch.
Auch in seinem Exil in Schweden lässt ihn das Unrecht nicht los: "Die meisten Lieder, die ich für mein neues Album produziert habe, erzählen davon, was gerade im Iran passiert. Schon im ersten Song geht es um Nasrin Sotoudeh. Sie ist eine sehr berühmte Anwältin und Menschenrechtsaktivistin im Iran und sie sitzt seit Jahren im Gefängnis. Ich versuche, vom Leid dieser großartigen Dame zu erzählen, und wie sie kämpft, für die Rechte der iranischen Frauen."

Brutale Angriffe im Musikvideo

Arya Aramnejad stammt aus Babol im Norden des Iran. 2009 wird der Popsänger mit seinem Lied "Ali Barkhiz" im ganzen Land bekannt. Er macht darin nämlich die Gewaltübergriffe während der sogenannten Ashura-Proteste zum Thema. Die Iraner hatten dabei gegen die umstrittene Wiederwahl des damaligen Präsidenten Ahmadinedschad protestiert. Die brutalen Angriffe der Milizen auf die Demonstranten dokumentiert der Sänger mutig in seinem Musikvideo.
"Ich war nicht nur ein Sänger. Nein, ich war auf der Straße und nahm an den Protesten teil. Ich hatte eine enge Verbindung zu Aktivisten überall im Land. Ich wusste, worunter sie zu leiden haben, wie sie sich fühlen."

Arya Aramnejad sang: "Welche Sünde hat das Volk begangen? Wir wollen nur Freiheit". Für das autoritäre Regime in Teheran eine Provokation. Die Folge: wiederholte Verhaftungen, Folter und schließlich die Verurteilung zu einem Jahr Gefängnis.
"Schon vor 2009 hatte ich keine offizielle Erlaubnis zu singen. Das iranische Kulturministerium hat mich auf die schwarze Liste gesetzt. Auch nach der Haft wurde ich dann weiter unter Druck gesetzt. Sogar dem Besitzer eines Studios, in dem ich nur als Tonmeister gearbeitet habe, wurde von Sicherheitsleuten gedroht: Wenn du ihn weiterbeschäftigst, schließen wir deinen Laden! Sie versuchen systematisch, dein Leben zu zerstören."

Sie lieben das Land, aber nicht das Regime

Nach seiner Flucht nach Schweden vor zwei Jahren musste Arya Aramnejad erst einmal Kraft sammeln, gibt er zu. Sein Album "Touch of Freedom" ist das erste, das er im Exil veröffentlicht. Es ist ein bewegender Blick in seine Seele und die Seelenlage vieler junger Iranerinnen und Iraner, die zwar "ihr Land lieben, aber nicht das Regime", wie er sagt.
In dem hoffnungsfrohen Titel "Für den Hauch der Freiheit" singen Jennie Abrahamson und Linnea Olsson einige Passagen auf Schwedisch.
"Als ich im Iran im Gefängnis saß, haben die beiden hier in Schweden meine Songs produziert. Es war atemberaubend, jetzt mit ihnen gemeinsam singen zu dürfen. Vor zehn Jahren waren viele meiner Lieder so optimistisch wie dieses. Der Druck auf mich hat auch meine Musik verändert. Aber ich versuche, neue Energie zu sammeln, um den Menschen im Iran Hoffnung für die Zukunft geben, um ihnen zu zeigen, dass ich an ihrer Seite stehe."
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