Der individuelle Museumsführer
Aus dem Museumsalltag sind die kleinen Kästchen mit den Kopfhörern kaum noch wegzudenken. Sie bieten für die Besucher Erklärungstexte zu den ausgestellten Exponaten. Das System hat jedoch den Nachteil, dass die Texte für alle Nutzer gleich sind. Ein neues Besucher-Führungssystem will dieses Problem mithilfe von FRID-Technik lösen.
Solche Töne würde man nicht unbedingt in einem Museum erwarten. Das könnte sich aber bald ändern, nämlich wenn sich eine neue Entwicklung durchsetzt: der elektronische Museumsführer. Noch hat ihn in kein Museum. Es gibt lediglich einen Prototyp in der Uni Münster - und zwar im Büro von Wirtschaftsinformatiker Joachim Schwieren. Der junge Wissenschaftler führt den handtellergroßen Apparat vor.
"Also das ist ein üblicher PDA, das ist ein kleiner Taschencomputer, verfügt über ein Farbdisplay, das ist berührungsempfindlich. Darüber lässt sich das System dann auch steuern. Darüber hinaus befindet sich in diesem eigentlich handelsüblichen PDA noch ein so genannter RFID-Leser."
Ein unscheinbares Gerät, das es in sich hat. RFID – das Zauberwort der Informationstechnologie - ist die Abkürzung für Radio Frequency Identification, auf Deutsch etwa "funkgesteuerte Erkennung". Die Technik ist nicht neu. Sie wird bereits in vielen Bereichen eingesetzt, beispielsweise bei den elektronischen Diebstahlsicherungen im Kaufhaus. Das Prinzip ist einfach: ein kleiner Chip erzeugt ein schwaches Funksignal, das ein in die Nähe gebrachter Empfänger erkennt.
"Und das kann man natürlich im Rahmen dieser Museumsanwendung hervorragend dafür nutzen, um zu identifizieren wo sich ein Museumsbesucher befindet oder zu welchem Exponat er Informationen abrufen möchte."
Das System soll demnächst versuchsweise am neuen Geo-Museum der Uni Münster, eingesetzt werden. An den Exponaten werden kleine, runde Scheiben, so genannte RFID-Tags angebracht. Sie sehen aus wie kleine Zielscheiben, etwa in der Größe einer Zwei-Euro Münze. Joachim Schwieren hält seinen RFID-Leser kurz in die Nähe eines Chips und schon erscheint auf dem kleinen Bildschirm eine Grafik und im Köpfhörer hört man:
"Mammute sind die Elefanten der Eiszeit. Sie waren jedoch nicht an Eis angepasst, sondern an trockene Kälte. Ein Zottelfell, eine dicke Speckschicht…"
Der elektronische Museumsführer kann noch viel mehr. Der eigentliche Führer ist nämlich ein vielfältig verzweigtes Programm, das in dem kleinen Computer gespeichert ist. Mit Hilfe so genannter "Hyperlinks" können die Benutzer von Information zu Information surfen, jeweils indem sie bestimmte Felder auf dem kleinen Bildschirm berühren. Am Anfang macht der Besucher ein paar Angaben über sich selbst.
"Er sagt zum Beispiel wie alt er ist, er kann Angaben darüber machen, wie sein Fachwissen zu den ausgestellten Exponaten aussieht, ja, und wenn dann diese Konfiguration abgeschlossen ist, das dauert nur wenige Sekunden zu Beginn des Museumsbesuchs, dann kann ich also hier beliebige Tags suchen, dazu muss einfach der Reader dran gehalten werden und dann sieht man hier schon werden also Videos abgespielt oder auch hier haben wir etwas anderes:
Wasser mit einem Salzgehalt zwischen 8 und 25 Promille, also zwischen Süßwasser und Salzwasser. Entgegen landläufiger Meinung, also ich kann im Prinzip jeden beliebigen Inhalt unterbringen."
Und diese Informationen können die Besucher je nach Interesse abrufen – einfach durch Bildschirmberührung. Benutzerfreundlichkeit ist oberstes Gebot.
"Denn man möchte einem Besucher in der Regel nicht zumuten, dass er erst mal noch eine stundenlange Schulung absolvieren muss, sondern das muss so einfach wie möglich sein. In diesem Fall ist die Bedienung im Wesentlichen darauf beschränkt, das Gerät an diese Tags zu halten und eventuell dann nachträglich noch auf dem Bildschirm Inhalte an zu klicken, also zum Beispiel Glossar-Funktionen und Ähnliches gibt es, das heißt es werden Termini dann erklärt …
Bis vor etwa 12.000 Jahren gab es in Europa verbreitet kalte, schneearme Bereiche, die wegen ihrer Trockenheit und wegen der niedrigen Temperatur fast baumlos waren. Diese so genannten Kältesteppen …"
Markus Bertling, Leiter des Geo-Museums, freut sich darauf, dass er sein wissenschaftliches Museum mit dem System noch interessanter gestalten kann.
"Wir haben ja jetzt die Möglichkeit, auch ganz gezielt sehr unterschiedliche Zielgruppen an zu sprechen. Die Crux war bisher für die Erstellung von irgendwelchen Erläuterungstafeln 'was schreibe ich drauf?'" Ich muss es natürlich einerseits so einfach formulieren, dass es ein Schulkind es verstehen kann. Andererseits muss ich aber auch so eine Tiefe der Information haben, dass sich nicht der etwas vorgebildete Museumsbesucher denkt: 'Ach, was erzählen die hier für Banalitäten?'"
Nicht nur die Besucher profitieren von dem neuen System. Schließlich gibt der Computer nicht nur gespeicherte Informationen wieder. Zugleich speichert er, welche Inhalte angewählt wurden. Auch daraus ergeben sich neue Möglichkeiten, erläutert Joachim Schwieren.
"Zum anderen ist es natürlich auch so, dass interaktive Elemente eingebaut werden können. Das können Fragen sein, die der Museumsbetreiber gerne stellen möchte, oder auch ein kleines Quiz oder Ähnliches kann man sich vorstellen, speziell für jüngere Nutzer vielleicht interessant. Und dann ist es natürlich so, das die gesammelten Informationen, die das Gerät implizit mitsammelt, sozusagen auch für den Museumsleiter nachträglich noch interessant sind."
Die gespeicherten Besucher-Eingaben können ausgewertet werden. Und an ihnen kann die Museumsleitung beispielsweise ablesen, was die Besucher besonders interessiert hat. Bis jetzt tappen viele Museen dabei ziemlich im Dunkeln, bestätigt Markus Bertling.
"Was will ich wem sagen und wer kommt überhaupt? Also da haben wir bisher keine nachweisbaren Erfahrungen über unsere Zielgruppe, nur intuitiv eben."
Zurzeit sind die Bauarbeiter im Münsteraner Geo-Museum. Ab Herbst, wenn das Museum wieder eröffnet ist, können Besucher sich den kleinen Führer am Eingang ausleihen. Womöglich werden dann auch bald weitere Museen die Technik einsetzten – zum Vorteil der Besucher wie der Museen selbst.
"Also das ist ein üblicher PDA, das ist ein kleiner Taschencomputer, verfügt über ein Farbdisplay, das ist berührungsempfindlich. Darüber lässt sich das System dann auch steuern. Darüber hinaus befindet sich in diesem eigentlich handelsüblichen PDA noch ein so genannter RFID-Leser."
Ein unscheinbares Gerät, das es in sich hat. RFID – das Zauberwort der Informationstechnologie - ist die Abkürzung für Radio Frequency Identification, auf Deutsch etwa "funkgesteuerte Erkennung". Die Technik ist nicht neu. Sie wird bereits in vielen Bereichen eingesetzt, beispielsweise bei den elektronischen Diebstahlsicherungen im Kaufhaus. Das Prinzip ist einfach: ein kleiner Chip erzeugt ein schwaches Funksignal, das ein in die Nähe gebrachter Empfänger erkennt.
"Und das kann man natürlich im Rahmen dieser Museumsanwendung hervorragend dafür nutzen, um zu identifizieren wo sich ein Museumsbesucher befindet oder zu welchem Exponat er Informationen abrufen möchte."
Das System soll demnächst versuchsweise am neuen Geo-Museum der Uni Münster, eingesetzt werden. An den Exponaten werden kleine, runde Scheiben, so genannte RFID-Tags angebracht. Sie sehen aus wie kleine Zielscheiben, etwa in der Größe einer Zwei-Euro Münze. Joachim Schwieren hält seinen RFID-Leser kurz in die Nähe eines Chips und schon erscheint auf dem kleinen Bildschirm eine Grafik und im Köpfhörer hört man:
"Mammute sind die Elefanten der Eiszeit. Sie waren jedoch nicht an Eis angepasst, sondern an trockene Kälte. Ein Zottelfell, eine dicke Speckschicht…"
Der elektronische Museumsführer kann noch viel mehr. Der eigentliche Führer ist nämlich ein vielfältig verzweigtes Programm, das in dem kleinen Computer gespeichert ist. Mit Hilfe so genannter "Hyperlinks" können die Benutzer von Information zu Information surfen, jeweils indem sie bestimmte Felder auf dem kleinen Bildschirm berühren. Am Anfang macht der Besucher ein paar Angaben über sich selbst.
"Er sagt zum Beispiel wie alt er ist, er kann Angaben darüber machen, wie sein Fachwissen zu den ausgestellten Exponaten aussieht, ja, und wenn dann diese Konfiguration abgeschlossen ist, das dauert nur wenige Sekunden zu Beginn des Museumsbesuchs, dann kann ich also hier beliebige Tags suchen, dazu muss einfach der Reader dran gehalten werden und dann sieht man hier schon werden also Videos abgespielt oder auch hier haben wir etwas anderes:
Wasser mit einem Salzgehalt zwischen 8 und 25 Promille, also zwischen Süßwasser und Salzwasser. Entgegen landläufiger Meinung, also ich kann im Prinzip jeden beliebigen Inhalt unterbringen."
Und diese Informationen können die Besucher je nach Interesse abrufen – einfach durch Bildschirmberührung. Benutzerfreundlichkeit ist oberstes Gebot.
"Denn man möchte einem Besucher in der Regel nicht zumuten, dass er erst mal noch eine stundenlange Schulung absolvieren muss, sondern das muss so einfach wie möglich sein. In diesem Fall ist die Bedienung im Wesentlichen darauf beschränkt, das Gerät an diese Tags zu halten und eventuell dann nachträglich noch auf dem Bildschirm Inhalte an zu klicken, also zum Beispiel Glossar-Funktionen und Ähnliches gibt es, das heißt es werden Termini dann erklärt …
Bis vor etwa 12.000 Jahren gab es in Europa verbreitet kalte, schneearme Bereiche, die wegen ihrer Trockenheit und wegen der niedrigen Temperatur fast baumlos waren. Diese so genannten Kältesteppen …"
Markus Bertling, Leiter des Geo-Museums, freut sich darauf, dass er sein wissenschaftliches Museum mit dem System noch interessanter gestalten kann.
"Wir haben ja jetzt die Möglichkeit, auch ganz gezielt sehr unterschiedliche Zielgruppen an zu sprechen. Die Crux war bisher für die Erstellung von irgendwelchen Erläuterungstafeln 'was schreibe ich drauf?'" Ich muss es natürlich einerseits so einfach formulieren, dass es ein Schulkind es verstehen kann. Andererseits muss ich aber auch so eine Tiefe der Information haben, dass sich nicht der etwas vorgebildete Museumsbesucher denkt: 'Ach, was erzählen die hier für Banalitäten?'"
Nicht nur die Besucher profitieren von dem neuen System. Schließlich gibt der Computer nicht nur gespeicherte Informationen wieder. Zugleich speichert er, welche Inhalte angewählt wurden. Auch daraus ergeben sich neue Möglichkeiten, erläutert Joachim Schwieren.
"Zum anderen ist es natürlich auch so, dass interaktive Elemente eingebaut werden können. Das können Fragen sein, die der Museumsbetreiber gerne stellen möchte, oder auch ein kleines Quiz oder Ähnliches kann man sich vorstellen, speziell für jüngere Nutzer vielleicht interessant. Und dann ist es natürlich so, das die gesammelten Informationen, die das Gerät implizit mitsammelt, sozusagen auch für den Museumsleiter nachträglich noch interessant sind."
Die gespeicherten Besucher-Eingaben können ausgewertet werden. Und an ihnen kann die Museumsleitung beispielsweise ablesen, was die Besucher besonders interessiert hat. Bis jetzt tappen viele Museen dabei ziemlich im Dunkeln, bestätigt Markus Bertling.
"Was will ich wem sagen und wer kommt überhaupt? Also da haben wir bisher keine nachweisbaren Erfahrungen über unsere Zielgruppe, nur intuitiv eben."
Zurzeit sind die Bauarbeiter im Münsteraner Geo-Museum. Ab Herbst, wenn das Museum wieder eröffnet ist, können Besucher sich den kleinen Führer am Eingang ausleihen. Womöglich werden dann auch bald weitere Museen die Technik einsetzten – zum Vorteil der Besucher wie der Museen selbst.