Der Hase lebt im Mond

Von Peter Kaiser · 31.03.2013
Das christliche Osterfest ist in Japan unbekannt. Dort feiert man Hanami, das Fest der blühenden Kirschblüten. Es ist - wie Ostern - ein Fest der Auferstehung. Und auch der Hase hat in der japanischen Mythologie eine ganz eigene Bedeutung.
Kurz vor dem Osterfest war viel Betrieb bei Fassbender & Rausch, Chocoladiers, dem weltgrößten Schokoladengeschäft am Berliner Gendarmenmarkt. Im Schaufenster lockte unter anderem ein übergroßes Osterei die Käufer an. Öfter auch japanische Touristen, die die Ostersymbole interessiert betrachten.

Denn das christlich-deutsche Osterfest berührt Japaner wenig, sagt Kulturattaché Kei Iwabuchi von der japanischen Botschaft in Berlin.

"Also zu Ostern haben wir eigentlich nichts zu feiern."

Was zumindest in diesem Jahr nicht ganz wahr ist, berichtet die Japanerin Choko Asai, die seit mehr als 15 Jahren in Berlin lebt. Sie hat mit ihren Verwandten in Japan telefoniert und erfahren, dass das Hanami-Fest, das Kirschblütenfest, dort angefangen hat.

"Also dieses Jahr sind die Blüten unheimlich früh gekommen. Also sie gehen jetzt wahrscheinlich aus zum Park oder zum Fluss, wo die Kirschblüten schön sind, und gucken Kirschblüten. Das ist eine Art Picknick oder so."

"Ostern habe ich in Japan gar nicht erlebt", berichtet Frank Takacs, fünffacher Karatemeister aus Berlin.

Frank Takacs: "Aber ich habe dieses Hanami erlebt, was ja relativ zeitgleich ist. Das war schon so eine Art Völkerwanderung, wo die Japaner in einen Park gehen oder eben dorthin, wo die Kirschbäume stehen und blühen, und dort da so ein Picknick machen. Und zwar alle, alle Japaner."

Da in Japan nur rund ein Prozent der 127 Millionen Japaner Christen sind, und der Rest meist Shintoisten, kommt dort dem Osterfest wenig Bedeutung zu.

Choko Asai: "Niemand spricht über Ostern, und ja, keiner ist interessiert."

Für Japaner aber, die hier bei uns leben, sieht das anders aus, sagt Choko Asai. Auch wenn das etwas sachlich klingt.

"Wir haben für die Kinder Eier gesteckt oder so. Das war für mich auch das erste Mal. Lustig, aber wir haben kein besonderes Familienfest, also Essen oder so veranstaltet. Die Kinder sind gekommen, die Eier gesucht und fertig."

Die größte japanische Community außerhalb Japans findet man in Düsseldorf. Dort ist auch Christel Hasenbecks Atelier für dekorative Malerei. Die heute über 70-Jährige hat in den letzten 25 Jahren mehr als 3000 japanische Malschülerinnen gehabt, denen sie beibrachte, kleine braune Hasen auf Pappmaché-Eier zu malen.

Dass es besonders Hasen sind, die das Interesse der Japanerinnen wecken, ist nicht verwunderlich. Denn der Hase, sagt Kulturattaché Kei Iwabuchi, hat in der japanischen Mythologie eine wichtige Bedeutung.

"Da haben wir eine Überlieferung, dass der Hase im Mond lebt. Das ist der Dank eines Gottes, für die Aufopferung der Hasen."

Nach einer alten Legende war es der Hase, der sich für einen alten hungrigen Mann opferte. Der Hase warf sich selbst ins Feuer, damit der Mann essen konnte. Drum gilt der Hase, den sie im Mond sehen - und nicht etwa einen Mann, wie die Deutschen – als Licht in der Finsternis.

Und sieht man genauer hin, was japanische Touristen an Süßem am Gendarmenmarkt kaufen, dann fällt auf, dass es oft Schokohasen sind, Mitbringsel nach Japan, zum Hanami vielleicht, wenn das zeitlich passt. Und wenn man will, kann man auch einen Zusammenhang erkennen: der deutsche Hase als christliches Auferstehungssymbol, und ...

Kei Iwabuchi: "Die Kirschblüte ist ein Symbol der Auferstehung, Wiedergeburt. Die Dauer der Kirschblüte ist ganz kurz. Nur März - April, nur eine Woche lang."

Choko Asai: "Also das ist nicht etwas, was man gemeinsam machen muss oder feiern muss, also jeder macht individuell Hanami. Wie er will. Viele machen in Gruppen zum Beispiel zusammen, mit Kollegen oder Freunden. Und viele machen das abends, weil die abends besonders schön sind, die Blüten. Und einige gucken einfach auf dem Weg zur Arbeit, da gucken die auf die Blüten, und das nennt man auch Hanami."