Der Grundstein für die Emanzipation der Viola

Von Nina Josefowicz · 06.03.2012
Vergleicht man Bergs Vier Stücke mit der Duo-Sonate aus op. 11 für Viola und Klavier von Paul Hindemith, lässt der klangliche Eindruck nicht vermuten, dass sie im selben Jahr, 1919, uraufgeführt wurden. Die Viola-Sonate folgt genauso wenig einem regulären Sonatensatz wie Bergs Miniaturen, ist jedoch mit ihren drei Sätzen und einer Dauer von knapp 18 Minuten mehr als doppelt so lang.
Interessant ist darüber hinaus, dass Hindemith, ähnlich wie Berg, den Ausführenden eine Anweisung zur Satzfolge gibt: Im Gegensatz zu Berg bemerkt Hindemith zu Beginn, dass die Sonate vollkommen ohne Pause zwischen den Sätzen gespielt würde, damit der Zuhörer nicht die Empfindung hat, ein Finale zu hören, sondern den letzten Satz lediglich als Fortsetzung der Variationen auffassen muss.

Paul Hindemith begründete mit dieser ersten Sonate für Viola nicht nur seinen hervorragenden Ruf als Bratscher und Komponist – das Konzert fiel so erfolgreich aus, dass der Verlag Schott in Mainz sich bereit erklärte, Hindemiths Werke zu verlegen – sondern auch die kompositorische Gleichberechtigung der Viola mit der Violine. Es folgten Kompositionen für Bratsche solo op. 11 Nr. 5 und ab den 1930er-Jahren verschiedene Konzerte für Solobratsche mit Orchester (Konzertmusik op. 48, Der Schwanendreher 1935/36, Trauermusik 1936).