Der größte Baumeister Preußens
Anlässlich seines 225. Geburtstags zeigt das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam, welch ein vielseitiger Künstler Karl Friedrich Schinkel war. In der Ausstellung „Schinkel – Künstler. Preuße. Brandenburger“ werden seine Entwürfe, Bauzeichnungen und Gemälde präsentiert.
Wenn man durch den zentralen Ausstellungsraum gewandert ist, am gepolsterten Königssessel, an Schinkels Entwürfen, Bauzeichnungen, Gemälden, am Skizzenbuch aus seiner Jugendzeit und an Familienbildern vorbei, führt der Weg hinauf ins Dachgeschoss des königlichen Kutschstalls. Dieser enge dunkle Raum ist für Ausstellungsmacher ein Albtraum.
Aber er enthält ein kleines Highlight dieser Ausstellung. „Brand in Moskau 1812“ – die computeranimierte Rekonstruktion eines Schinkel-Panoramas, das im frühen 19. Jahrhundert die Menschen faszinierte. Man sieht die Stadtkulisse Moskaus mit den Qualmwolken, nachdem Napoleon Feuer gelegt hatte – und Menschen auf der Flucht, Pferdegespanne, die über eine Brücke ziehen. Ein Bild, auf dem Bewegung ist wie auf einer Bühne.
Fasziniert schauten sich Schinkels Zeitgenossen dieses Wunderwerk an. Bewegung im Bild, lange bevor die Bilder laufen lernten. Die Panoramabilder haben Schinkel zu seiner Zeit populär und berühmt gemacht, viel mehr als seine Bauwerke. Sie waren in der Stadt aufgestellt und zogen die Besucher magisch an.
1781, vor 225 Jahren, wurde Karl Friedrich Schinkel als Sohn eines Geistlichen in Neuruppin geboren. Der größte Baumeister Preußens.
Reportage aus der Führung des Kurators durch die Ausstellung: „Hier haben wir die Glienicker Brücke, die ja das wichtigste Brückenbauwerk Schinkels war, in der Darstellung, bis sie 1907 abgerissen wurde, also als Ziegelbauwerk mit diesen Stichkappen, die sich hervorragend flach in die Havellandschaft eingliederten und kommen dann in die Raumkunst, also Stadt, Land, Raumkunst – und kommen dann von der Raumkunst hier zu der Abteilung, wo die meisten erst mal drauf zu laufen werden, es glitzert und funkelt: eben das Kunstgewerbe, die Abteilung, bei der Schinkel wahrscheinlich den größten Einfluss überhaupt genommen hat. Er mag zwar als Architekt der bedeutendste sein, aber im Kunstgewerbe hat er seinen Einfluss maßgeblich durchgesetzt. Schon die ganze Ausstattung von Palais und königlichen Wohnungen führte dazu, dass die wiederum in einem Möbelwerk veröffentlicht wurden und dann wieder in ganz Preußen für die Tischler als Vorbild fungierten.“
Andreas Bernhard, der Kurator der Ausstellung, die Schinkel nicht nur als Architekten vorstellt, sondern auch als Maler, Bühnenbildner, Denkmalpfleger, als Kunstgewerbler und Kunstphilosoph. Zu seinem 225. Geburtstag versucht das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam auf engem Raum zu zeigen, welch ein vielseitiger Künstler Karl Friedrich Schinkel war. Ein schwieriges Unterfangen.
„Wir haben versucht, genau diese Grenze auszuloten, dass noch was rüberkommt, dass es noch verkraftbar auch ist.“
Im Grunde sind die Räume zu klein und waren die Mittel für diese Ausstellung zu begrenzt. Die Ausstellungsmacher wenden sich bewusst ans breite Publikum, das Schinkel noch nicht so richtig kennt. Aber die Besucher hüpfen von einem Thema zum nächsten, staunen wahrscheinlich, was dieser Mann alles in seinem Leben gemacht hat – aber am Ende sind sie wohl auch ein bisschen verwirrt: Es ist schwierig, in dieser Knappheit einen Überblick über Schinkel zu vermitteln. Kurator Andreas Bernhard:
„Was eben rüberkommt, ist auch, dass Schinkel eine Person des 19. Jahrhunderts ist. Ich denke, das 19. Jahrhundert spricht hier ganz stark durch Schinkel, auch wenn er ein Ausnahmemensch war, aber diese ganzen verschiedenen Facetten, also Restaurationszeit genauso wie Biedermeier, es ist ja beides das Gleiche, in dem sich Schinkel da befindet, Italiensehnsucht und trotzdem Industriebegeisterung. All dieses kommt hier dann doch rüber. Und insofern denke ich, ist es für jemand, der sich noch nie damit beschäftigt hat, eine ganz aufregende Welt, die er kennen lernen kann und die neugierig macht.“
Schinkel war ein Genie, aber dass er einer der ganz Großen der preußischen Geschichte wurde, lag auch daran, dass er in die beste Zeit Preußens hineingeboren wurde: als die politische Macht des Königreichs zusammenbrach und nach der Niederlage gegen Napoleon die Reformkräfte wirken konnten. Nie zuvor und nie wieder hätte sich Schinkel derart entfalten können wie in dieser Zeit.
„Er ist einerseits von Beruf her Beamter. Also zur Prüfung von Bauanträgen eingesetzt, dann aber fungiert er eigentlich wie ein Hofarchitekt, ohne es zu sein. Und er fungiert als ein Staatsarchitekt, den es auch nicht gibt. Aber es gibt es eben, dass er Bauten schafft, die für den preußischen Staat identitätsstiftend sind, er ist es dann eben.“
Das wichtigste Verdienst dieser Ausstellung sind nicht die Exponate, die Stellwände und Vitrinen oder das künstlerische Konzept der Präsentation, sondern – es ist die Publikation, die das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte zusammen mit dem Schinkelzentrum der TU Berlin herausgibt: Anstelle eines Ausstellungskataloges haben sie einen zweibändigen Führer von Schinkel-Bauwerken erarbeitet, in dem Bauwerke von Aachen bis St. Petersburg vorgestellt werden. Ein überaus praktisches Nachschlagewerk für alle, die sich über die Bauwerke des größten preußischen Baumeisters informieren wollen.
Die Ausstellung „Schinkel – Künstler. Preuße. Brandenburger“ ist im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte vom 19. Mai bis 9. Oktober 2006 zu sehen.
Aber er enthält ein kleines Highlight dieser Ausstellung. „Brand in Moskau 1812“ – die computeranimierte Rekonstruktion eines Schinkel-Panoramas, das im frühen 19. Jahrhundert die Menschen faszinierte. Man sieht die Stadtkulisse Moskaus mit den Qualmwolken, nachdem Napoleon Feuer gelegt hatte – und Menschen auf der Flucht, Pferdegespanne, die über eine Brücke ziehen. Ein Bild, auf dem Bewegung ist wie auf einer Bühne.
Fasziniert schauten sich Schinkels Zeitgenossen dieses Wunderwerk an. Bewegung im Bild, lange bevor die Bilder laufen lernten. Die Panoramabilder haben Schinkel zu seiner Zeit populär und berühmt gemacht, viel mehr als seine Bauwerke. Sie waren in der Stadt aufgestellt und zogen die Besucher magisch an.
1781, vor 225 Jahren, wurde Karl Friedrich Schinkel als Sohn eines Geistlichen in Neuruppin geboren. Der größte Baumeister Preußens.
Reportage aus der Führung des Kurators durch die Ausstellung: „Hier haben wir die Glienicker Brücke, die ja das wichtigste Brückenbauwerk Schinkels war, in der Darstellung, bis sie 1907 abgerissen wurde, also als Ziegelbauwerk mit diesen Stichkappen, die sich hervorragend flach in die Havellandschaft eingliederten und kommen dann in die Raumkunst, also Stadt, Land, Raumkunst – und kommen dann von der Raumkunst hier zu der Abteilung, wo die meisten erst mal drauf zu laufen werden, es glitzert und funkelt: eben das Kunstgewerbe, die Abteilung, bei der Schinkel wahrscheinlich den größten Einfluss überhaupt genommen hat. Er mag zwar als Architekt der bedeutendste sein, aber im Kunstgewerbe hat er seinen Einfluss maßgeblich durchgesetzt. Schon die ganze Ausstattung von Palais und königlichen Wohnungen führte dazu, dass die wiederum in einem Möbelwerk veröffentlicht wurden und dann wieder in ganz Preußen für die Tischler als Vorbild fungierten.“
Andreas Bernhard, der Kurator der Ausstellung, die Schinkel nicht nur als Architekten vorstellt, sondern auch als Maler, Bühnenbildner, Denkmalpfleger, als Kunstgewerbler und Kunstphilosoph. Zu seinem 225. Geburtstag versucht das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam auf engem Raum zu zeigen, welch ein vielseitiger Künstler Karl Friedrich Schinkel war. Ein schwieriges Unterfangen.
„Wir haben versucht, genau diese Grenze auszuloten, dass noch was rüberkommt, dass es noch verkraftbar auch ist.“
Im Grunde sind die Räume zu klein und waren die Mittel für diese Ausstellung zu begrenzt. Die Ausstellungsmacher wenden sich bewusst ans breite Publikum, das Schinkel noch nicht so richtig kennt. Aber die Besucher hüpfen von einem Thema zum nächsten, staunen wahrscheinlich, was dieser Mann alles in seinem Leben gemacht hat – aber am Ende sind sie wohl auch ein bisschen verwirrt: Es ist schwierig, in dieser Knappheit einen Überblick über Schinkel zu vermitteln. Kurator Andreas Bernhard:
„Was eben rüberkommt, ist auch, dass Schinkel eine Person des 19. Jahrhunderts ist. Ich denke, das 19. Jahrhundert spricht hier ganz stark durch Schinkel, auch wenn er ein Ausnahmemensch war, aber diese ganzen verschiedenen Facetten, also Restaurationszeit genauso wie Biedermeier, es ist ja beides das Gleiche, in dem sich Schinkel da befindet, Italiensehnsucht und trotzdem Industriebegeisterung. All dieses kommt hier dann doch rüber. Und insofern denke ich, ist es für jemand, der sich noch nie damit beschäftigt hat, eine ganz aufregende Welt, die er kennen lernen kann und die neugierig macht.“
Schinkel war ein Genie, aber dass er einer der ganz Großen der preußischen Geschichte wurde, lag auch daran, dass er in die beste Zeit Preußens hineingeboren wurde: als die politische Macht des Königreichs zusammenbrach und nach der Niederlage gegen Napoleon die Reformkräfte wirken konnten. Nie zuvor und nie wieder hätte sich Schinkel derart entfalten können wie in dieser Zeit.
„Er ist einerseits von Beruf her Beamter. Also zur Prüfung von Bauanträgen eingesetzt, dann aber fungiert er eigentlich wie ein Hofarchitekt, ohne es zu sein. Und er fungiert als ein Staatsarchitekt, den es auch nicht gibt. Aber es gibt es eben, dass er Bauten schafft, die für den preußischen Staat identitätsstiftend sind, er ist es dann eben.“
Das wichtigste Verdienst dieser Ausstellung sind nicht die Exponate, die Stellwände und Vitrinen oder das künstlerische Konzept der Präsentation, sondern – es ist die Publikation, die das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte zusammen mit dem Schinkelzentrum der TU Berlin herausgibt: Anstelle eines Ausstellungskataloges haben sie einen zweibändigen Führer von Schinkel-Bauwerken erarbeitet, in dem Bauwerke von Aachen bis St. Petersburg vorgestellt werden. Ein überaus praktisches Nachschlagewerk für alle, die sich über die Bauwerke des größten preußischen Baumeisters informieren wollen.
Die Ausstellung „Schinkel – Künstler. Preuße. Brandenburger“ ist im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte vom 19. Mai bis 9. Oktober 2006 zu sehen.