Der Geist der Aufklärung in königlichen Hallen
1712 wurde die spanische Nationalbibliothek auf Geheiß König Philipp V. gegründet. Die Feiern zum 300-jährigen Jubiläum wurden schon jetzt mit einer großen Ausstellung eingeleitet. Darin werden Schätze der Bibliothek aus diversen Epochen präsentiert, darunter Handschriften da Vincis oder die Erstausgabe des "Don Quijote".
Einen "Triumphmarsch" komponierte Francisco Barbieri für diesen Anlass. Und die Königin Isabella II. war auch gekommen. Spanischer Pomp für eine Grundsteinlegung im Zentrum von Madrid, die Errichtung des neuen Gebäudes der Spanischen Nationalbibliothek begann. Man schrieb das Jahr 1866, und stolze 30 Jahre später wurde der Bau, in dem die Bibliothek bis heute ihren Sitz hat, auch fertig.
Die allzu ausufernde Lust an der Siesta unter spanischen Bauarbeitern muss man als Erklärung für die lange Bauzeit dabei nicht bemühen. Immerhin fielen mehrere Thronwechsel, der zweite Karlistenkrieg, eine Republik und sonstige nicht unerhebliche Verwerfungen in diese Zeit - Geschichte eben.
"Geschichte machen", so lautet denn auch der Titel dieser Ausstellung, denn, klar, am Ende hat nur existiert, was bewahrt und sortiert, katalogisiert und konserviert wurde. Die Geschichte des Bauwerks ist das Eine, die Institution selbst ist viel älter.
1711 begann alles auf Geheiß des ersten spanischen Bourbonenkönigs Philipp V., der die Dynastie der Habsburger nach einem Erbfolgekrieg aus dem Felde schlagen konnte, erzählt der Literaturwissenschaftler und Kurator der Ausstellung, José Manuel Lucía.
"Er bringt seine Bibliothek aus Frankreich mit, daher haben wir eine große Zahl von französischen Schriften und Drucken aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Hinzu kommen später die Bestände seiner zweiten Frau, Elisabetta Farnese. Aber es fließen auch die Bestände aus den Sammlungen der Habsburger seit Philipp II. ein, über die er nach dem Sieg im Erbfolgekrieg verfügt. Von hier stammen etwa die Handschriften von Leonardo da Vinci und andere Kostbarkeiten. Also: Ganz am Anfang standen Philipp V. und der Versuch, Frankreich nachzueifern."
Leonardos akribisch restaurierte Handschriften bilden natürlich einen Glanzpunkt dieser Ausstellung. Sie hat aber viele solcher Höhepunkte: Ein Manuskript von Alfons dem Weisen aus dem 13. Jahrhundert gehört dazu, Zeichnungen von Albrecht Dürer oder Francisco de Goya, die Erstausgabe - natürlich! - des "Don Quijote", Inkunabeln, Münzen, Landkarten und Globen.
Der Geist der Aufklärung weht durch diesen Ort, und die Geschichte spiegelt sich hier allenthalben. Sei es in einer Darstellung der Bucht von Algier aus dem späten 18. Jahrhundert, die als militärische Karte für eine Seebelagerung diente, sei es, weil Dokumente aus den Enteignungen kirchlicher Besitztümer im 19. Jahrhundert stammen. Oder sie wird überaus konkret in den Darstellungen aus Konflikten im 20. Jahrhundert.
"In den achtziger Jahren erhielt die Nationalbibliothek den fotografischen Fundus aus dem Spanischen Bürgerkrieg. Es ist der Fundus, der bis dahin dem Innenministerium gehört hatte, eine überaus bedeutende Sammlung, die Bilder von beiden Seiten des Konflikts enthält, und wir wollten auch diese Facette der Bibliothek vorstellen."
Musikpartituren, Tondokumente und die dazugehörigen Abspielgeräte, Briefwechsel und umfängliche Nachlässe von Schriftstellern, Plakate und sogar die Geschichte der eigenen Digitalisierung stellt diese Ausstellung in Beispielen vor. Die Qual der Wahl muss dabei eher groß gewesen sein. Aus jenen rund 30 Millionen Dokumenten und Objekten, über die die Nationalbibliothek verfügt, 300 auszuwählen, die man am Ende zeigen will, ist gewiss keine leichte Aufgabe gewesen.
Umso bemerkenswerter ist die kluge Anordnung, ist das geradezu raffinierte Arrangement dieser Ausstellung. Nach den Sammelschwerpunkten der Bibliothek sortiert, inszeniert sie jeweils mit einigen Preziosen einen Querschnitt ihrer historisch gewachsenen Wertigkeit. Ohne lautes Marktgeschrei, dafür mit viel Sinn für Stil und Qualität präsentiert sich hier eine maßgebliche Institution der europäischen Kulturgeschichte.
Die allzu ausufernde Lust an der Siesta unter spanischen Bauarbeitern muss man als Erklärung für die lange Bauzeit dabei nicht bemühen. Immerhin fielen mehrere Thronwechsel, der zweite Karlistenkrieg, eine Republik und sonstige nicht unerhebliche Verwerfungen in diese Zeit - Geschichte eben.
"Geschichte machen", so lautet denn auch der Titel dieser Ausstellung, denn, klar, am Ende hat nur existiert, was bewahrt und sortiert, katalogisiert und konserviert wurde. Die Geschichte des Bauwerks ist das Eine, die Institution selbst ist viel älter.
1711 begann alles auf Geheiß des ersten spanischen Bourbonenkönigs Philipp V., der die Dynastie der Habsburger nach einem Erbfolgekrieg aus dem Felde schlagen konnte, erzählt der Literaturwissenschaftler und Kurator der Ausstellung, José Manuel Lucía.
"Er bringt seine Bibliothek aus Frankreich mit, daher haben wir eine große Zahl von französischen Schriften und Drucken aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Hinzu kommen später die Bestände seiner zweiten Frau, Elisabetta Farnese. Aber es fließen auch die Bestände aus den Sammlungen der Habsburger seit Philipp II. ein, über die er nach dem Sieg im Erbfolgekrieg verfügt. Von hier stammen etwa die Handschriften von Leonardo da Vinci und andere Kostbarkeiten. Also: Ganz am Anfang standen Philipp V. und der Versuch, Frankreich nachzueifern."
Leonardos akribisch restaurierte Handschriften bilden natürlich einen Glanzpunkt dieser Ausstellung. Sie hat aber viele solcher Höhepunkte: Ein Manuskript von Alfons dem Weisen aus dem 13. Jahrhundert gehört dazu, Zeichnungen von Albrecht Dürer oder Francisco de Goya, die Erstausgabe - natürlich! - des "Don Quijote", Inkunabeln, Münzen, Landkarten und Globen.
Der Geist der Aufklärung weht durch diesen Ort, und die Geschichte spiegelt sich hier allenthalben. Sei es in einer Darstellung der Bucht von Algier aus dem späten 18. Jahrhundert, die als militärische Karte für eine Seebelagerung diente, sei es, weil Dokumente aus den Enteignungen kirchlicher Besitztümer im 19. Jahrhundert stammen. Oder sie wird überaus konkret in den Darstellungen aus Konflikten im 20. Jahrhundert.
"In den achtziger Jahren erhielt die Nationalbibliothek den fotografischen Fundus aus dem Spanischen Bürgerkrieg. Es ist der Fundus, der bis dahin dem Innenministerium gehört hatte, eine überaus bedeutende Sammlung, die Bilder von beiden Seiten des Konflikts enthält, und wir wollten auch diese Facette der Bibliothek vorstellen."
Musikpartituren, Tondokumente und die dazugehörigen Abspielgeräte, Briefwechsel und umfängliche Nachlässe von Schriftstellern, Plakate und sogar die Geschichte der eigenen Digitalisierung stellt diese Ausstellung in Beispielen vor. Die Qual der Wahl muss dabei eher groß gewesen sein. Aus jenen rund 30 Millionen Dokumenten und Objekten, über die die Nationalbibliothek verfügt, 300 auszuwählen, die man am Ende zeigen will, ist gewiss keine leichte Aufgabe gewesen.
Umso bemerkenswerter ist die kluge Anordnung, ist das geradezu raffinierte Arrangement dieser Ausstellung. Nach den Sammelschwerpunkten der Bibliothek sortiert, inszeniert sie jeweils mit einigen Preziosen einen Querschnitt ihrer historisch gewachsenen Wertigkeit. Ohne lautes Marktgeschrei, dafür mit viel Sinn für Stil und Qualität präsentiert sich hier eine maßgebliche Institution der europäischen Kulturgeschichte.