Der Falstaff von Königsberg

Gast: Ulrich Konrad, Moderation: Michael Struck-Schloen · 06.06.2010
"Trauriges, trauriges Los, ein deutscher Komponist zu sein!" Der Seufzer des deutschen Komponisten Otto Nicolai galt dem pekuniären Nachteil gegenüber seinen französischen und italienischen Kollegen – aber er hätte auch die Musik meinen können. Denn um 1840 gab es neben Heinrich Marschner und Albert Lortzing kaum einen deutschen Opernmeister von Rang.
Es wundert also nicht, dass Nicolai, der am 9. Juni 1810 – ein Jahr nach Felix Mendelssohn und ein Tag nach Robert Schumann – in Königsberg zur Welt kam, erst einmal nach Italien zog, um das Opernhandwerk zu lernen.

"Deutsche Schule" und "italienische Leichtigkeit" war fortan sein Ziel, das er schließlich nicht in seinen ernsten Werken für Turin oder Mailand, sondern in einer "Komisch-fantastischen Oper in drei Akten, mit Tanz" verwirklichte, die im Frühjahr 1849 in Berlin herauskam.

"Die lustigen Weiber von Windsor" auf einen eher schwachbrüstigen Text des Wiener Staatsbeamten Salomon von Mosenthal holt Shakespeares Falstaff ins Biedermeier, umgibt ihn aber mit einer einmaligen Musik, die alles hat, was das Genre braucht: Einfallsreichtum, Handwerk, Brio und Charakter.

Nicolais 200. Geburtstag ist den "Interpretationen" ein Anlass, einer der beliebtesten komischen Opern anhand von historischen und moderneren Aufnahmen auf die Spur zu kommen. Als Fährtenleser ist der Würzburger Musikwissenschaftler Ulrich Konrad geladen, der bis heute zu den wenigen "Nicolaianern" gehört.