Der Fall Amerell

Von Thomas Wheeler |
Der DFB-Präsident Theo Zwanziger ist im Skandal um den Schiedsrichtersprecher Manfred Amerell, dem sexuelle Übergriffe auf Kollegen vorgeworfen werden, selbst in die Kritik geraten. Inzwischen ist die Situation in eine Schlammschlacht ausgeartet, bei der es nur Verlierer gibt.
17. Dezember: Schiedsrichter Michael Kempter wendet sich an den Deutschen Fußball-Bund und erklärt, der damalige Schiedsrichter-Beobachter Manfred Amerell habe ihn nach einem Bundesligaspiel im Oktober 2008 sexuell belästigt.
Einen knappen Monat später wird DFB-Präsident Theo Zwanziger erstmals über die Vorwürfe informiert. Während er sich mit Kempter zu einem Gespräch trifft, hört er den Beschuldigten nicht an.
09. Februar: Der DFB gibt bekannt, dass Amerell alle seine Verbandsämter aus gesundheitlichen Gründen ruhen lassen wolle. Parallel taucht erstmals der Name Kempter in den Medien auf. Amerell macht Zwanziger dafür verantwortlich:

"Er hat die Ehre von zwei Menschen auf dem Altar der Öffentlichkeit geopfert. Nur weil er nicht in der Lage und unfähig war, diese Dinge so zu ordnen, so zu kanalisieren, wie es sich gehört."
Der 63-jährige Amerell bestreitet weiter die gegen ihn erhobenen Vorwürfe und nimmt sich einen Anwalt.

12. Februar: Amerell spricht erstmals davon, dass es zwischen ihm und Kempter eine intensive private Freundschaft gegeben habe. Am selben Tag tritt er zurück. Obwohl Zwanziger verkündet, für den DFB sei der Fall erledigt, legen die Herren in Frankfurt am Main nach. Weitere Schiedsrichter hätten zu Protokoll gegeben, dass sie von Amerell bedrängt oder belästigt worden seien. Dieser kündigt Unterlassungsklage gegen den DFB an.

04. März: Beide Seiten einigen sich außergerichtlich. Demnach darf der Deutsche Fußball-Bund weiter behaupten, der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter habe Kollegen sexuell bedrängt. Im Gegenzug erhält Amerell die Namen derjenigen, die ihn belastet haben.

Am kommenden Montag treffen sich Amerell und der DFB nun doch vor Gericht. Es geht um Theo Zwanzigers Widerspruch gegen eine einstweilige Verfügung. Sie untersagt dem Verbandspräsidenten, die Aufklärungsarbeit im Fall Amerell mit den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche zu vergleichen. Sicherlich nicht das letzte Wort in dieser Angelegenheit, die inzwischen zu einer üblen Schlammschlacht ausgeartet ist, bei der es nur Verlierer gibt.