Der ewige 007

Von Patric Seibel · 05.10.2012
Er ist der erfolgreichste Geheimagent der Kinogeschichte: James Bond. In diesem Jahr wird der 23. Film der Agentenreihe gedreht. Vor 50 Jahren kam der erste Bond ins Kino, "James Bond jagt Dr. No".
"Ich bin Präsident der Gofter: Geheimorganisation für Terror, Spionage, Erpressung und Rache. - Weltherrschaft. Immer wieder der alte Traum."

Dr. No ist der erste Filmschurke, der James Bond und die westliche Welt herausfordert. Ihm folgen in den nächsten 50 Jahren immer wieder ähnliche Bösewichter:

"Sie haben mich völlig überzeugt Goldfinger. Vielen Dank. Überlegen Sie sich ihre nächste geistreiche Bemerkung gut, Mr. Bond. Es könnte ihre letzte gewesen sein."

Doch ein James Bond stirbt nicht. Der Dandy und Killer ist unverwundbar wie Superman und Tarzan. Er hat die Lizenz zu töten und tut dies, wenn er muss. Chirurgisch präzise und eiskalt. Er liebt, wen er will. Frauen sind für ihn stets verfügbar:

"Meine Name ist Bond. James Bond. - Kann ich irgendetwas für Sie tun? - Ja ich glaube schon, dass Sie etwas für mich tun können."

Der oft ironisch überzeichnete Supermacho Bond nimmt sich, was er braucht. Die Bestandteile seiner Erfolgsstory: Action, Gewalt, Sex, Luxus und globale Beweglichkeit. Er ist zuhause in Grandhotels, an den Schauplätzen des Jetset und genießt teuren Luxus. Im Prinzip erzählen die Filme, wie schon die Romane von Bond-Autor Ian Fleming, immer die gleiche Geschichte. "Der Leser bezieht sein Vergnügen aus der minimalen Variationen, durch die der Sieger sein Ziel erreicht", schrieb Umberto Eco.

Die Filme entwickeln ihr eigenes Wiederholungsritual: Am Anfang steht die Auftragserteilung durch den Geheimdienstchef M, dann erhält Bond die Ausrüstung durch den Waffen- und Technikexperten Q:

"Dann haben sie ihre Verteidigungsapparatur vor sich. Rauchentwickler, Ölsprüher, kugelsichere Rückwand und vorne rechts und links je ein Maschinengewehr."

Für Umberto Eco sind die Stories moderne Ritterromane: König Artus in Gestalt des Geheimdienstchefs M schickt Ritter Bond aus, um den Drachen zu töten. In der Gestalt des Q scheint entsprechend die Figur des Zauberers Merlin durch.

Die Filme werden im Lauf der Jahrzehnte dem Zeitgeist angepasst: Lange kämpft der Geheimagent gegen den Ostblock, nach dessen Zerfall treten andere sinistre Mächte an die Stelle Moskaus.

Der Einzelkämpfer James Bond ist ein Partisan des Kapitalismus. Er denkt und handelt unsentimental und pragmatisch im Freund/Feind-Schema. Er ist Zyniker und gleichzeitig Botschafter der Warenwelt. Im Zentrum der Filme steht das Spiel, ob im Casino, mit den Frauen, mit dem Gegner. Und mit teuren Spielsachen: Technik, Waffen, Autos, Uhren, Anzüge. Bond, das ist der erwachsen gewordene Jungentraum vom immerwährenden Spiel ohne Grenzen.
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