Der Erzherzog, seine Affäre und ein Mord
Es zeugt von Selbstbewusstsein, sich als Krimi-Autor zum Ambiente seiner mörderischen Phantasien eine Stadt zu wählen, die längst vergeben scheint. Zumindest denkt der Krimi-Leser bei Venedig zuerst einmal an Donna Leon und Commissario Brunetti und nicht an Nicolas Remin und Commissario Tron.
Doch das könnte sich bald ändern, denn der noch weitgehend unbekannte, 58-jährige deutsche Literaturwissenschaftler mit dem Faible für die Lagunenstadt beweist jetzt mit seinem zweiten Roman um einen verarmten Adligen, der im 19. Jahrhundert in Venedig als Kommissar verwickelte Mordfälle aufklärt, dass er sein Metier nicht weniger gut beherrscht als die prominente Kollegin.
Der Rückblick in die Geschichte, diesmal auf das Jahr 1862 hat durchaus seinen Reiz, auch wenn der Leser selbstredend auf politische Kommentare zur aktuellen italienischen Situation wie bei Donna Leon verzichten muss. Dafür bekommt er einen Schnellkurs über die politischen Intrigen der Habsburger Monarchie, die damals Venedig regierte und eine Einführung in frühkapitalistische Geschäftsmodelle.
Erzherzog Maximilian, der Bruder des österreichischen Kaisers, hofft darauf, Kaiser von Mexiko zu werden. Die Chancen stehen nicht schlecht. Nur eine Kleinigkeit stört: Die zwar sehr reizvolle, aber durchaus skandalträchtige Affäre mit Anne Slataper, einer jungen Venezianerin muss diskret beendet werden. Als sie kurz darauf ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden wird, gehören der Erzherzog beziehungsweise sein treuer Kammerdiener naturgemäß zu den Hauptverdächtigen.
Aufklärung könnte eine junge Taschendiebin geben. Doch die heimliche Zeugin des Verbrechens schweigt bis zum dramatischen Finale. Und damit beginnen die Verwicklungen für Commissario Tron, der eigentlich ganz andere Dinge im Kopf hat.
Seine Heirat mit der schönen und reichen Principessa di Montalicino steht bevor. Deren Geld könnte den verfallenden Palast seiner Familie retten - vom ehemaligen Reichtum des Adelshauses der Trons ist außer einem gewissen aristokratischen Stolz nichts übriggeblieben. Genau deshalb zögert der Commissario. Die finanzielle Abhängigkeit von seiner Zukünftigen drückt ihm aufs Gemüt. Und doch verhelfen ihm deren Geschäftsinteressen zu neuen Erkenntnissen in seinem Mordfall, dem bald weitere folgen.
Damit weitet sich auch der Kreis der Täter und tauchen völlig neue Motive auf. Was hatten ein katholischer Pater oder der Botschafter der mexikanischen Exilregierung mit der Toten zu schaffen? Auch wenn die Spuren so verwirrend wirken wie Venedigs Gassen, die Geschichte hat ihre höchst eigene Logik und endet mit einer Überraschung. Eigentlich hätte man es ahnen können. Doch Nicolas Remin versteht es geschickt, alles in Lagunennebel zu hüllen. Eine ebenso amüsante, wie aufregende Reise in Venedigs Vergangenheit.
Nicolas Remin: Venezianische Verlobung - Commissario Trons zweiter Fall
Kindler Verlag, Reinbek bei Hamburg 2006, 384 Seiten
Der Rückblick in die Geschichte, diesmal auf das Jahr 1862 hat durchaus seinen Reiz, auch wenn der Leser selbstredend auf politische Kommentare zur aktuellen italienischen Situation wie bei Donna Leon verzichten muss. Dafür bekommt er einen Schnellkurs über die politischen Intrigen der Habsburger Monarchie, die damals Venedig regierte und eine Einführung in frühkapitalistische Geschäftsmodelle.
Erzherzog Maximilian, der Bruder des österreichischen Kaisers, hofft darauf, Kaiser von Mexiko zu werden. Die Chancen stehen nicht schlecht. Nur eine Kleinigkeit stört: Die zwar sehr reizvolle, aber durchaus skandalträchtige Affäre mit Anne Slataper, einer jungen Venezianerin muss diskret beendet werden. Als sie kurz darauf ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden wird, gehören der Erzherzog beziehungsweise sein treuer Kammerdiener naturgemäß zu den Hauptverdächtigen.
Aufklärung könnte eine junge Taschendiebin geben. Doch die heimliche Zeugin des Verbrechens schweigt bis zum dramatischen Finale. Und damit beginnen die Verwicklungen für Commissario Tron, der eigentlich ganz andere Dinge im Kopf hat.
Seine Heirat mit der schönen und reichen Principessa di Montalicino steht bevor. Deren Geld könnte den verfallenden Palast seiner Familie retten - vom ehemaligen Reichtum des Adelshauses der Trons ist außer einem gewissen aristokratischen Stolz nichts übriggeblieben. Genau deshalb zögert der Commissario. Die finanzielle Abhängigkeit von seiner Zukünftigen drückt ihm aufs Gemüt. Und doch verhelfen ihm deren Geschäftsinteressen zu neuen Erkenntnissen in seinem Mordfall, dem bald weitere folgen.
Damit weitet sich auch der Kreis der Täter und tauchen völlig neue Motive auf. Was hatten ein katholischer Pater oder der Botschafter der mexikanischen Exilregierung mit der Toten zu schaffen? Auch wenn die Spuren so verwirrend wirken wie Venedigs Gassen, die Geschichte hat ihre höchst eigene Logik und endet mit einer Überraschung. Eigentlich hätte man es ahnen können. Doch Nicolas Remin versteht es geschickt, alles in Lagunennebel zu hüllen. Eine ebenso amüsante, wie aufregende Reise in Venedigs Vergangenheit.
Nicolas Remin: Venezianische Verlobung - Commissario Trons zweiter Fall
Kindler Verlag, Reinbek bei Hamburg 2006, 384 Seiten