Der deutsche Popliterat
Jörg Fauser gilt als einer der Begründer der deutschsprachigen Popliteratur. In seine Hörspiele, Gedichte und Romane brachte er einen ganz besonderen Alltagston ein. Jetzt haben die beiden Musiker Detlev Cremer und Jochen Rausch seine Originallesungen als Hörbuch vertont.
Mein Gott, was für ein herrlicher Satz aus Fausers ...
"Trotzki, Goethe und das Glück ... "
Gelesen vom Dichter selbst.
"Kaum war ich von der Spritze runter, tappte ich in die nächste Falle, die Revolution. Die Revolution hieß Louise, hatte unglaublich schmale Hüften, blitzende Augen, flatterndes, schwarzes Haar, kam aus Paris und war Trotzkistin. "
Oder das Ganze so, anders, sehr anders, obwohl das Grundmaterial - Sprache, Worte, Duktus des Autors – das gleiche ist. Noch einmal also der Anfang von "Trotzki, Goethe und das Glück" in der Vertonung von Detlev Cremer und Jochen Rausch in ihren "Fausertracks", dem Versuch also, eine Symbiose von Jörg Fausers Gedichtvortrag und ihrem Groove zu finden.
Fausertracks: "Trotzki, Goethe und das Glück. Kaum war ich von der Spritze runter, tappte ich in die nächste Falle, die Revolution. Die Revolution hieß Louise, hatte unglaublich schmale Hüften, blitzende Augen, flatterndes, schwarzes Haar, kam aus Paris und war Trotzkistin. "
Jörg Fauser war ein Dichter, der viele Lesungen in den ARD-Anstalten machte; mitunter auch mangels Veröffentlichungsmöglichkeiten in Verlagen. Lyrik ...
"Suchen uns irgendeinen stillen Winkel, wo ich in Ruhe mal ein Bier trinken und zwischendurch mal ein Gedicht schreiben kann. "
... Lyrik und Musik – das war immer eine große Liebe von Jörg Fauser. 1982 und 1986 beispielsweise ging er zusammen mit Achim Reichel auf Tournee; für den Hamburger Rocker und dessen Platte "Blues in Blond" hatte der lange Jahre Drogensüchtige alle Texte.
"Ich schreibe die Texte, und du schreibst darauf die Musik, nicht umgekehrt, "
sagte Fauser in diesem Zusammenhang.
"... Gedichte vertonen ... das ist eine neue Dimension ... Kollektivarbeit ... da wird etwas geschrieben, dann hört man das, und das ist etwas ganz anderes ... was ich normalerweise mit Büchern sehr schwer erreiche. "
Insofern scheint es also nahe liegend, dass Delef Cremer und Jochen Rausch von LEBENdIGITAL die alten Jörg-Fauser-Aufnahmen mit ihren elektronischen Sounds 'in Verbindung zu bringen suchten' – vorsichtig formuliert. Fausers Gedicht 'Amerika':
Fausertracks: "Amerika. Jemand drückt mir Kazans 'Amerika, Amerika' in die Hand. Irgendwann abends, wenn der wolfman im AFN seine Show abzieht, lese ich 'Amerika, Amerika'. Eigentlich hat sich nichts geändert... "
Aber wie Detlef Cremer und Jochen Rausch die Fauser-Lesungen vertonen, ist das wirklich eine neue Dimension? Reicht das nicht auch so?
"Eigentlich hat sich nichts geändert. Geblieben ist der Schnee, bleiben werden die Frachter, die Lastträger, das Messer in der Seitengasse, die Moscheen, der Blick früh morgens über die See, die Wanzen, der Raki, der Geruch nach Opium & Armut. Das, was man endlich verstanden hat, bleibt. Alles andere Illusionen. "
Jörg Fauser 'pur' von der Doppel-CD Fauser-O-Ton, erschienen und noch erhältlich im Trikont-Verlag. Brauchen die Texte also wirklich die elektronischen Sounds? Die "Fausertracks" zu hören, hinterlässt einen äußerst zwiespältigen Eindruck. Wenn man beispielsweise Achim Reichel erinnert, wie er sich einen Fauser-Text singend und rockend einverleibt, so ist das in der Tat eine Dimension, die vollkommen eigenständig ist und zu etwas Anderem wird: schlicht zum Song.
Bei den "Fausertracks" allerdings kann ich das Gefühl nicht loswerden, dass ich immer gegen die Beats anhören will, um den Text zu hören, ihn zu finden, zu genießen. Der Text und dieser besondere Ton, den Lyrik durch sich selbst hat, und der noch zusätzlich herauskommt durch die Stimme von Jörg Fauser – seine 'Wortmusikalität', wenn man so will. Die Musik, die Detlev Cremer und Jochen Rausch komponiert haben, wirkt also mit anderen Worten immer wie 'dazu getan', wie ein Zusätzliches. Manchmal ist es leider so, wenn man beispielsweise den "Fausertracks" 'Stardust Motel Hollywood' hört, dann möchte ich ... nun ja ... ich möchte wie zum Radio gehen, und die Musik leiser stellen. Ich will dem Kerl besser zuhören können.
"Fausertracks"
Random House Audio, 2005
18 Euro
"Trotzki, Goethe und das Glück ... "
Gelesen vom Dichter selbst.
"Kaum war ich von der Spritze runter, tappte ich in die nächste Falle, die Revolution. Die Revolution hieß Louise, hatte unglaublich schmale Hüften, blitzende Augen, flatterndes, schwarzes Haar, kam aus Paris und war Trotzkistin. "
Oder das Ganze so, anders, sehr anders, obwohl das Grundmaterial - Sprache, Worte, Duktus des Autors – das gleiche ist. Noch einmal also der Anfang von "Trotzki, Goethe und das Glück" in der Vertonung von Detlev Cremer und Jochen Rausch in ihren "Fausertracks", dem Versuch also, eine Symbiose von Jörg Fausers Gedichtvortrag und ihrem Groove zu finden.
Fausertracks: "Trotzki, Goethe und das Glück. Kaum war ich von der Spritze runter, tappte ich in die nächste Falle, die Revolution. Die Revolution hieß Louise, hatte unglaublich schmale Hüften, blitzende Augen, flatterndes, schwarzes Haar, kam aus Paris und war Trotzkistin. "
Jörg Fauser war ein Dichter, der viele Lesungen in den ARD-Anstalten machte; mitunter auch mangels Veröffentlichungsmöglichkeiten in Verlagen. Lyrik ...
"Suchen uns irgendeinen stillen Winkel, wo ich in Ruhe mal ein Bier trinken und zwischendurch mal ein Gedicht schreiben kann. "
... Lyrik und Musik – das war immer eine große Liebe von Jörg Fauser. 1982 und 1986 beispielsweise ging er zusammen mit Achim Reichel auf Tournee; für den Hamburger Rocker und dessen Platte "Blues in Blond" hatte der lange Jahre Drogensüchtige alle Texte.
"Ich schreibe die Texte, und du schreibst darauf die Musik, nicht umgekehrt, "
sagte Fauser in diesem Zusammenhang.
"... Gedichte vertonen ... das ist eine neue Dimension ... Kollektivarbeit ... da wird etwas geschrieben, dann hört man das, und das ist etwas ganz anderes ... was ich normalerweise mit Büchern sehr schwer erreiche. "
Insofern scheint es also nahe liegend, dass Delef Cremer und Jochen Rausch von LEBENdIGITAL die alten Jörg-Fauser-Aufnahmen mit ihren elektronischen Sounds 'in Verbindung zu bringen suchten' – vorsichtig formuliert. Fausers Gedicht 'Amerika':
Fausertracks: "Amerika. Jemand drückt mir Kazans 'Amerika, Amerika' in die Hand. Irgendwann abends, wenn der wolfman im AFN seine Show abzieht, lese ich 'Amerika, Amerika'. Eigentlich hat sich nichts geändert... "
Aber wie Detlef Cremer und Jochen Rausch die Fauser-Lesungen vertonen, ist das wirklich eine neue Dimension? Reicht das nicht auch so?
"Eigentlich hat sich nichts geändert. Geblieben ist der Schnee, bleiben werden die Frachter, die Lastträger, das Messer in der Seitengasse, die Moscheen, der Blick früh morgens über die See, die Wanzen, der Raki, der Geruch nach Opium & Armut. Das, was man endlich verstanden hat, bleibt. Alles andere Illusionen. "
Jörg Fauser 'pur' von der Doppel-CD Fauser-O-Ton, erschienen und noch erhältlich im Trikont-Verlag. Brauchen die Texte also wirklich die elektronischen Sounds? Die "Fausertracks" zu hören, hinterlässt einen äußerst zwiespältigen Eindruck. Wenn man beispielsweise Achim Reichel erinnert, wie er sich einen Fauser-Text singend und rockend einverleibt, so ist das in der Tat eine Dimension, die vollkommen eigenständig ist und zu etwas Anderem wird: schlicht zum Song.
Bei den "Fausertracks" allerdings kann ich das Gefühl nicht loswerden, dass ich immer gegen die Beats anhören will, um den Text zu hören, ihn zu finden, zu genießen. Der Text und dieser besondere Ton, den Lyrik durch sich selbst hat, und der noch zusätzlich herauskommt durch die Stimme von Jörg Fauser – seine 'Wortmusikalität', wenn man so will. Die Musik, die Detlev Cremer und Jochen Rausch komponiert haben, wirkt also mit anderen Worten immer wie 'dazu getan', wie ein Zusätzliches. Manchmal ist es leider so, wenn man beispielsweise den "Fausertracks" 'Stardust Motel Hollywood' hört, dann möchte ich ... nun ja ... ich möchte wie zum Radio gehen, und die Musik leiser stellen. Ich will dem Kerl besser zuhören können.
"Fausertracks"
Random House Audio, 2005
18 Euro