Der Denkmalschutz im Osten leuchtet
Kann der Westen beim Denkmalschutz vom Osten lernen? Denn viele ostdeutschen Kommunen haben eine grandiose Kulisse, allerdings ohne das entsprechende Innenleben. Auch zehren neue Widersprüche am Lebensnerv der Städte und Gemeinden in den neuen Bundesländern.
Hermann Rueth ist mit seiner Familie aus dem Allgäu nach Görlitz gezogen und fühlt sich dort pudelwohl.
"In Görlitz ist es halt wirklich das Atemberaubende, man sieht die Straßenflucht hinunter, und es ist komplett. Es ist komplett in vielen Himmelsrichtungen. Man geht eine halbe Stunde durch die Stadt und sieht nichts anderes als historische Häuser. Wer darauf steht, kann sehr schnell in einen Rausch des Sinnlichen geraten."
Auch wenn es sich noch nicht bis Japan herumgesprochen hat: Nicht Rothenburg ob der Tauber oder Alt-Heidelberg, Görlitz ist die Schönste im Ganzen Land. Das glaubt auch Werner Durth, der als Jurymitglied Görlitz neben der Ruhrstadt Essen zur Europäischen Kulturhauptstadt 2010 vorgeschlagen hat.
"Görlitz ist einfach eine herzergreifend schöne Stadt, von einer wirklich einmaligen Schönheit und Substanz. Es ist unglaublich, dass diese Stadt diese wechselnden Schicksale, Krieg, Nachkriegszeit, DDR zum Teil eben auch durch das Selbstbewusstsein der Bürgerschaft so überstanden hat."
Aus einem rußverklebten Aschenputtel ist nach der Wende eine stolze Prinzessin geworden. Erinnern wir uns: Während die Altstädte in der DDR still vor sich hin gammelten, kam in der alten Bundesrepublik die Abrissbirne. In den fetten 70er und 80er Jahren wüteten die Erneuerer und Zerstörer besonders schlimm. Ein maßstabsloser Brutal-Betonismus und die Liebe zum Automobil haben damals die historische Bausubtanz der Städte ramponiert. Und zwischen Garmisch und Flensburg ist keine Kommune verschont geblieben.
Als die Wende kam, waren die ostdeutschen Städte zwar schmutzig und desolat, aber: Es war fast noch alles da! Die klammen Kassen der DDR hatten dem Denkmalschutz einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Was dann kam, ist eine gigantische Erfolgsgeschichte. Mit viel öffentlichem und persönlichem Geld und Engagement wurden die ostdeutschen Städte restauriert. Wer heute mit wachen Augen durch Mühlhausen, Quedlinburg oder Görlitz geht, kommt aus dem Stauen gar nicht mehr heraus. Und doch ist Ulf Großmann, Kulturbürgermeister von Görlitz, unzufrieden.
"Görlitz ist eine Stadt, die ist wunderschön erhalten, die ist wunderschön restauriert, aufgearbeitet. Man braucht nur noch eine Käseglocke drüber zu machen, man hat alles wunderbar konserviert."
Von Schönheit allein kann kaum einer leben. Viele ostdeutsche Städte sind jetzt eine grandiose Kulisse ohne das entsprechende Innenleben. Es sind kostbare, unzerstörte Ensembles. Zerbrechen sie nun an ganz neuen, ganz anderen Widersprüchen? Wegzug und Arbeitslosigkeit, fehlender Nachwuchs und Überalterung zehren bis zur Schmerzgrenze am Lebensnerv der Kommunen in den neuen Ländern. Kann der Westen vom Denkmalschutz Ost etwas lernen? Ich fürchte nicht viel, denn auch die Erfolgsgeschichte Denkmalschutz Ost hat paradoxerweise mit der Armut zu tun. Kämen die blühenden Landschaften, die einst so vollmundig versprochen wurden, dem Denkmalschutz ginge es vermutlich zuerst an den Kragen.
"In Görlitz ist es halt wirklich das Atemberaubende, man sieht die Straßenflucht hinunter, und es ist komplett. Es ist komplett in vielen Himmelsrichtungen. Man geht eine halbe Stunde durch die Stadt und sieht nichts anderes als historische Häuser. Wer darauf steht, kann sehr schnell in einen Rausch des Sinnlichen geraten."
Auch wenn es sich noch nicht bis Japan herumgesprochen hat: Nicht Rothenburg ob der Tauber oder Alt-Heidelberg, Görlitz ist die Schönste im Ganzen Land. Das glaubt auch Werner Durth, der als Jurymitglied Görlitz neben der Ruhrstadt Essen zur Europäischen Kulturhauptstadt 2010 vorgeschlagen hat.
"Görlitz ist einfach eine herzergreifend schöne Stadt, von einer wirklich einmaligen Schönheit und Substanz. Es ist unglaublich, dass diese Stadt diese wechselnden Schicksale, Krieg, Nachkriegszeit, DDR zum Teil eben auch durch das Selbstbewusstsein der Bürgerschaft so überstanden hat."
Aus einem rußverklebten Aschenputtel ist nach der Wende eine stolze Prinzessin geworden. Erinnern wir uns: Während die Altstädte in der DDR still vor sich hin gammelten, kam in der alten Bundesrepublik die Abrissbirne. In den fetten 70er und 80er Jahren wüteten die Erneuerer und Zerstörer besonders schlimm. Ein maßstabsloser Brutal-Betonismus und die Liebe zum Automobil haben damals die historische Bausubtanz der Städte ramponiert. Und zwischen Garmisch und Flensburg ist keine Kommune verschont geblieben.
Als die Wende kam, waren die ostdeutschen Städte zwar schmutzig und desolat, aber: Es war fast noch alles da! Die klammen Kassen der DDR hatten dem Denkmalschutz einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Was dann kam, ist eine gigantische Erfolgsgeschichte. Mit viel öffentlichem und persönlichem Geld und Engagement wurden die ostdeutschen Städte restauriert. Wer heute mit wachen Augen durch Mühlhausen, Quedlinburg oder Görlitz geht, kommt aus dem Stauen gar nicht mehr heraus. Und doch ist Ulf Großmann, Kulturbürgermeister von Görlitz, unzufrieden.
"Görlitz ist eine Stadt, die ist wunderschön erhalten, die ist wunderschön restauriert, aufgearbeitet. Man braucht nur noch eine Käseglocke drüber zu machen, man hat alles wunderbar konserviert."
Von Schönheit allein kann kaum einer leben. Viele ostdeutsche Städte sind jetzt eine grandiose Kulisse ohne das entsprechende Innenleben. Es sind kostbare, unzerstörte Ensembles. Zerbrechen sie nun an ganz neuen, ganz anderen Widersprüchen? Wegzug und Arbeitslosigkeit, fehlender Nachwuchs und Überalterung zehren bis zur Schmerzgrenze am Lebensnerv der Kommunen in den neuen Ländern. Kann der Westen vom Denkmalschutz Ost etwas lernen? Ich fürchte nicht viel, denn auch die Erfolgsgeschichte Denkmalschutz Ost hat paradoxerweise mit der Armut zu tun. Kämen die blühenden Landschaften, die einst so vollmundig versprochen wurden, dem Denkmalschutz ginge es vermutlich zuerst an den Kragen.