Der Datengetriebene
Der Mann ist Ingenieur. Und er hat nicht nur zweimal den Emmy verliehen bekommen, sondern auch zahlreiche weitere Preise erhalten. Wofür? Thomas Wiegand hat am Heinrich-Hertz-Institut in Berlin ein einzigartiges Videokompressionsverfahren entwickelt, ohne das kaum noch ein Video läuft.
"Das was Wissenschaftler besonders macht, ist dass sie etwas sehr, sehr gut können – hoch spezialisiert, was wenige andere auf der Welt so gut können."
Sein Büro befindet sich im 6. Stock der Technischen Universität Berlin. Von hier aus hat der Ingenieur Thomas Wiegand einen wunderschönen Ausblick über die Stadt. Reichstag, Funkturm, verschiedene berühmte Wahrzeichen Berlins kann er von seinem Schreibtisch aus sehen.
"Das einzige, was wir nicht sehen können, ist die Goldelse."
Schade, findet der Wissenschaftler. Gerade die Goldelse - weltweit berühmt geworden durch Wim Wenders Film "Der Himmel über Berlin", wird von einem Bürokomplex verdeckt.
Thomas Wiegand arbeitet seit zwei Jahren an der Technischen Universität und er ist am Heinrich-Hertz-Institut tätig. Sein Büro ist Konferenzraum und Werkstatt zugleich. Der Raum ist riesig. Er bietet Platz für zwei Schreibtische mit Rechnern, in der Mitte steht ein langer Tisch, an dem locker 12 Personen Platz finden, und davor ist ein riesiger Flachbildfernseher aufgebaut. Gerade ist ein Autorennen in 3D zu sehen.
"Das ist in Zusammenarbeit mit einer Firma aus München hier produziert worden, diese Videos. Die haben sich auf 3D-Produktionen spezialisiert. Mit denen haben wir schon eine Menge gemacht, zum Beispiel 3D-Aufnahmen mit den Berliner Philharmonikern, wo man erst glaubt hm, das könnte langweilig sein. Aber wenn man die Kamera ein bisschen bewegt und das dramaturgisch aufbaut, dann ist neben der tollen Musik auch das 3D richtig interessant."
3D ist eine der Technologien mit denen sich der Ingenieur beschäftigt. Er befasst sich auch mit Bildübertragung und vor allem mit Datenkommpression. Sein Arbeitsgebiet sind digitale Bilder. Ob Fotos oder Filme – immer geht es darum mit möglichst wenigen Daten, eine hohe Bildauflösung zu erreichen.
Mit dem Videokodec H.264/AVC auch MPEG 4 genannt, hat Thomas Wiegand ein Verfahren entwickelt, das heute als der "Goldstandard" in der Videokompression gilt. Ohne dieses Verfahren, würden auf Youtube keine Filme laufen, ebenso wenig würde das auf dem i-Phone gehen. Die Blue-ray Disc gäbe es nicht, ebenso wenig wie den Windows Media Player oder Quicktime. Schätzungsweise 1,3 Milliarden Endgeräte nutzen das Verfahren des Berliner Wissenschaftlers.
"Das Abstruse bei diesem Verfahren ist, dass ich Bits, die im PC vorliegen in andere Bits umwandle. Das ist alles. Klingt langweilig. Der Effekt ist aber riesig."
Die Grundidee für den Vidoekodec ist noch nicht alt.
"Das Ding war noch vor sechs Jahren ein Dokument auf meinen Rechner."
Heute trägt jeder der ein Internetfähiges Handy besitzt das Ergebnis dieser Dokuments mit sich rum. Ein Videokodec ist sicher nicht so spannend wie mancher Film oder Filmstar. Aber ohne diese Technik gäbe es keine hoch auflösenden Filme. Das Verfahren konzentriert sich auf wenige, aber wichtige Daten, um qualitativ hochwertige Bilder zu erzeugen, sagt der Wissenschaftler.
"Den Haupteffekt, den man ausnützt ist, dass sich die größten Teile der meisten Videos, sich nicht verändern. Ein Video besteht aus mehreren Bildern und die Bild zu Bild Veränderung ist eigentlich nicht so stark. Viele Teile bleiben gleich, sind nur ein bisschen verschoben. Das nutzt man aus. Und darüber erreicht man den Haupteffekt der Kompression."
Die besten Ideen – verrät der Wissenschaftler – kommen ihm morgens um drei, wenn er nicht mehr schlafen kann.
"Im Kopf geht es los, dann ein Stück Papier und ein spitzer Bleistift. Dann wird gerechnet im Grunde Mathematik. Also eigentlich Mathematik und wenn man dann das Gefühl hat das Modell steht, dann muss man es Programmieren, um zu zeigen, was man da macht."
Ein Datengetriebener sei er, sagt Thomas Wiegand über sich selbst, Mathematik seine große Leidenschaft. Täglich sichtet der Ingenieur zusammen mit seinen Kollegen Tabellen mit langen Zahlenreihen, geht Ziffer für Ziffer durch, um mit noch weniger Daten bessere Bilder zu erzeugen.
Sein Team besteht aus knapp 30 Mitarbeitern. Der direkte Kontakt zu den Kollegen ist wichtig.
"Das sind gute Leute, mit denen man interagieren kann. Man braucht auch seinen Rückzugsbereich, dass man in Ruhe was rechnen und durchdenken kann. Aber ganz allein geht es nicht, man braucht richtig gute Leute um sich rum, mit denen man auch auf gleicher Ebene redet."
Sie entwickeln wichtige Techniken für Film und Fernsehen, haben aber kaum Zeit diese auch mal anzuschauen. Wann er das letzte Mal im Kino war – Thomas Wiegand weiß es nicht. Dass die intensive Arbeit sich auszahlt, zeigen die zahlreichen Preise, die er und sein Team bislang bekommen haben. Erst Kürzlich gab es den Technologiepreis der Eduard-Rhein-Stiftung, und dann hat der Ingenieur auch noch zwei Emmys, Amerikas bedeutendsten Fernseh-Preis zuhause stehen.
"Der Emmy ist populär als Preis, während die Wissenschaftspreise von Kollegen vergeben werden. Da fühlt man sich auch als Wissenschaftler eher gebauchpinselt. Aber trotzdem, den Emmy kannte jeder, und der hat einen riesen Rummel erzeugt. Selbst mein Friseur kannte den und hat mit mir darüber geredet, was er davon hält, komisch. Ist ganz selten dass ein Wissenschaftler so in die Öffentlichkeit gerät. Ist mir auch ganz lieb so, dass ich weiter im Verborgenen viel erreichen kann."
Neben der Forschung ist der Ingenieur auch in der Lehre tätig. Einmal die Woche hält er an der TU eine Vorlesung und auch hier ist sein Anspruch hoch. Spannend soll sein Vortrag sein, die Studenten fesseln. Was er sich vornimmt, dass setzt er auch um. 1970 in Wismar geboren und in der DDR aufgewachsen wollte Thomas Wiegand nach der Schule Ingenieurswissenschaften studieren. Die Bedingung dafür hieß damals drei Jahre Volksarmee. Er wurde Elektrotechniker. Als 1989 die Mauer fiel, schrieb er sich sofort für die Ingenieurwissenschaften ein.
"Ich hab wirklich Glück gehabt und wenn man als Wissenschaftler etwas bauen kann, was die meisten Menschen nutzen, dann ist dann schon sehr viel Glück."
Sein Büro befindet sich im 6. Stock der Technischen Universität Berlin. Von hier aus hat der Ingenieur Thomas Wiegand einen wunderschönen Ausblick über die Stadt. Reichstag, Funkturm, verschiedene berühmte Wahrzeichen Berlins kann er von seinem Schreibtisch aus sehen.
"Das einzige, was wir nicht sehen können, ist die Goldelse."
Schade, findet der Wissenschaftler. Gerade die Goldelse - weltweit berühmt geworden durch Wim Wenders Film "Der Himmel über Berlin", wird von einem Bürokomplex verdeckt.
Thomas Wiegand arbeitet seit zwei Jahren an der Technischen Universität und er ist am Heinrich-Hertz-Institut tätig. Sein Büro ist Konferenzraum und Werkstatt zugleich. Der Raum ist riesig. Er bietet Platz für zwei Schreibtische mit Rechnern, in der Mitte steht ein langer Tisch, an dem locker 12 Personen Platz finden, und davor ist ein riesiger Flachbildfernseher aufgebaut. Gerade ist ein Autorennen in 3D zu sehen.
"Das ist in Zusammenarbeit mit einer Firma aus München hier produziert worden, diese Videos. Die haben sich auf 3D-Produktionen spezialisiert. Mit denen haben wir schon eine Menge gemacht, zum Beispiel 3D-Aufnahmen mit den Berliner Philharmonikern, wo man erst glaubt hm, das könnte langweilig sein. Aber wenn man die Kamera ein bisschen bewegt und das dramaturgisch aufbaut, dann ist neben der tollen Musik auch das 3D richtig interessant."
3D ist eine der Technologien mit denen sich der Ingenieur beschäftigt. Er befasst sich auch mit Bildübertragung und vor allem mit Datenkommpression. Sein Arbeitsgebiet sind digitale Bilder. Ob Fotos oder Filme – immer geht es darum mit möglichst wenigen Daten, eine hohe Bildauflösung zu erreichen.
Mit dem Videokodec H.264/AVC auch MPEG 4 genannt, hat Thomas Wiegand ein Verfahren entwickelt, das heute als der "Goldstandard" in der Videokompression gilt. Ohne dieses Verfahren, würden auf Youtube keine Filme laufen, ebenso wenig würde das auf dem i-Phone gehen. Die Blue-ray Disc gäbe es nicht, ebenso wenig wie den Windows Media Player oder Quicktime. Schätzungsweise 1,3 Milliarden Endgeräte nutzen das Verfahren des Berliner Wissenschaftlers.
"Das Abstruse bei diesem Verfahren ist, dass ich Bits, die im PC vorliegen in andere Bits umwandle. Das ist alles. Klingt langweilig. Der Effekt ist aber riesig."
Die Grundidee für den Vidoekodec ist noch nicht alt.
"Das Ding war noch vor sechs Jahren ein Dokument auf meinen Rechner."
Heute trägt jeder der ein Internetfähiges Handy besitzt das Ergebnis dieser Dokuments mit sich rum. Ein Videokodec ist sicher nicht so spannend wie mancher Film oder Filmstar. Aber ohne diese Technik gäbe es keine hoch auflösenden Filme. Das Verfahren konzentriert sich auf wenige, aber wichtige Daten, um qualitativ hochwertige Bilder zu erzeugen, sagt der Wissenschaftler.
"Den Haupteffekt, den man ausnützt ist, dass sich die größten Teile der meisten Videos, sich nicht verändern. Ein Video besteht aus mehreren Bildern und die Bild zu Bild Veränderung ist eigentlich nicht so stark. Viele Teile bleiben gleich, sind nur ein bisschen verschoben. Das nutzt man aus. Und darüber erreicht man den Haupteffekt der Kompression."
Die besten Ideen – verrät der Wissenschaftler – kommen ihm morgens um drei, wenn er nicht mehr schlafen kann.
"Im Kopf geht es los, dann ein Stück Papier und ein spitzer Bleistift. Dann wird gerechnet im Grunde Mathematik. Also eigentlich Mathematik und wenn man dann das Gefühl hat das Modell steht, dann muss man es Programmieren, um zu zeigen, was man da macht."
Ein Datengetriebener sei er, sagt Thomas Wiegand über sich selbst, Mathematik seine große Leidenschaft. Täglich sichtet der Ingenieur zusammen mit seinen Kollegen Tabellen mit langen Zahlenreihen, geht Ziffer für Ziffer durch, um mit noch weniger Daten bessere Bilder zu erzeugen.
Sein Team besteht aus knapp 30 Mitarbeitern. Der direkte Kontakt zu den Kollegen ist wichtig.
"Das sind gute Leute, mit denen man interagieren kann. Man braucht auch seinen Rückzugsbereich, dass man in Ruhe was rechnen und durchdenken kann. Aber ganz allein geht es nicht, man braucht richtig gute Leute um sich rum, mit denen man auch auf gleicher Ebene redet."
Sie entwickeln wichtige Techniken für Film und Fernsehen, haben aber kaum Zeit diese auch mal anzuschauen. Wann er das letzte Mal im Kino war – Thomas Wiegand weiß es nicht. Dass die intensive Arbeit sich auszahlt, zeigen die zahlreichen Preise, die er und sein Team bislang bekommen haben. Erst Kürzlich gab es den Technologiepreis der Eduard-Rhein-Stiftung, und dann hat der Ingenieur auch noch zwei Emmys, Amerikas bedeutendsten Fernseh-Preis zuhause stehen.
"Der Emmy ist populär als Preis, während die Wissenschaftspreise von Kollegen vergeben werden. Da fühlt man sich auch als Wissenschaftler eher gebauchpinselt. Aber trotzdem, den Emmy kannte jeder, und der hat einen riesen Rummel erzeugt. Selbst mein Friseur kannte den und hat mit mir darüber geredet, was er davon hält, komisch. Ist ganz selten dass ein Wissenschaftler so in die Öffentlichkeit gerät. Ist mir auch ganz lieb so, dass ich weiter im Verborgenen viel erreichen kann."
Neben der Forschung ist der Ingenieur auch in der Lehre tätig. Einmal die Woche hält er an der TU eine Vorlesung und auch hier ist sein Anspruch hoch. Spannend soll sein Vortrag sein, die Studenten fesseln. Was er sich vornimmt, dass setzt er auch um. 1970 in Wismar geboren und in der DDR aufgewachsen wollte Thomas Wiegand nach der Schule Ingenieurswissenschaften studieren. Die Bedingung dafür hieß damals drei Jahre Volksarmee. Er wurde Elektrotechniker. Als 1989 die Mauer fiel, schrieb er sich sofort für die Ingenieurwissenschaften ein.
"Ich hab wirklich Glück gehabt und wenn man als Wissenschaftler etwas bauen kann, was die meisten Menschen nutzen, dann ist dann schon sehr viel Glück."