Der Brexit und die britische Popmusik

Ratlosigkeit in der Musikindustrie

06:37 Minuten
Sänger von Blur Damon Albarn steht auf der Bühne und schaut missmutig zur Seite.
Der Sänger Damon Albarn ist gegen den Austritt von Großbritannien aus der EU. © dpa/ Hugo Marie
Amy Zayed im Gespräch mit Mathias Mauersberger · 27.03.2019
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Auch Musikschaffende würde der Ausstieg von Großbritannien aus der EU treffen. Dabei sind viele gar nicht mit dem Brexit einverstanden wie "Blur"-Sänger Damon Albarn. Er kritisiert vor allem viele ältere Menschen in seinem Land.
Während über den Ausstieg von Großbritannien aus der Europäischen Union beim Volk und dem Parlament Uneinigkeit herrscht, seien die meisten Musiker, Musikerinnen und Kulturschaffende über den Brexit nicht begeistert, sagt Musikjournalistin Amy Zayed im Deutschlandfunk Kultur:
"Die leben ja davon, dass Musiker in Europa touren, und, dass es eben einfach ist, von einem Land ins Nächste zu reisen. Aber auch rein ideologisch passt das nicht ins Weltbild vieler Musiker."
Deswegen hätten sich auch viele beim "People´s Vote March" engagiert, einer Anti-Brexit-Demo vor wenigen Tagen in London. Unter den Demonstrierenden war auch Damon Albarn, Frontmann der Band "Blur" und Mitbegründer der Cartoon-Band "Gorillaz":
"Der Brexit war eine ungeheure Sache! In dem Referendum haben ganz alte Menschen für ganz junge Menschen gewählt. Und das absurde daran ist, dass diese alten Menschen wahrscheinlich tot sein werden, wenn Großbritannien aus der EU austritt. Und das verarscht die Demokratie in meinen Augen! Das Schlimme daran ist, dass die Politiker aber auch kein Zukunftsmodell haben."

Finanzielle Folgen für die Musikindustrie

Aber es gibt auch Musiker, die für einen Austritt sind, wie Roger Daltrey von The Who:

"Ich habe überhaupt nichts gegen Europa. Aber ich habe etwas gegen dieses Konstrukt der EU. Da gibt‘s viele demokratische Defizite, und überhaupt keine Möglichkeit, für den Wähler Einsicht zu bekommen, was diese Leute da machen. Und dabei kontrollieren sie unser Leben und saugen uns aus."
Ein Ausstieg der Briten habe finanzielle Folgen für die Musikindustrie. Denn viele Musikprojekte profitierten in der Vergangenheit von Förderungen der EU. Besonders für junge Bands seien die Visakosten zu teuer und mit langen Wartezeiten verbunden, sagt Zayed.
Derzeit herrsche Ratlolsigkeit in der britischen Musikbranche, da niemand wisse, wie es weitergehe, so Zayed. Mittlerweile schlage sich diese Stimmung in Großbritannien auch in der Popmusik selbst nieder. Musikproduzent Matthew Herbert gründete die "Brexit Big Band", die aus Sounds aus unterschiedlichen Ländern Musik mache. Die Indie-Band "The Good and the Bad & the Queen" mit Damon Albarn widmeten dem Brexit sogar ein ganzes Album.
(nes)
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