Der beste Schnitt

Von Roland Krüger |
Filmcutter sind Spezialisten, die mit Hilfe der Technik die Filmszenen so aneinander reihen, dass es dem Publikum gefällt und die Story spannend wirkt. Doch die eigenen Videos zu Hause zu bearbeiten, ist inzwischen auch für Laien kein Problem mehr. Einsteiger brauchen dabei noch keine High-End-Software und auch noch keinen hochauflösenden Camorder.
Was früher eine millionenschwere Ausrüstung erforderte, geht längst auch zu Hause – Hobbyfilmer zeigen heutzutage nicht mehr ihr gesamtes Rohmaterial, sondern bearbeiten ihre Videos. Dabei helfen ihnen Computer-Programme, mit deren Hilfe sie ihre Filme zunächst in den Rechner überspielen.

Peter Knaak von der Stiftung Warentest schneidet seine privaten Videos am Computer. Einsteiger, findet er, brauchen noch keine High-End-Software und auch noch keinen hochauflösenden Camcorder:

„Für einen Einstieg lohnt sich ja ohnehin einer, der in Standard-Qualität, in SD-aufnimmt. Vielleicht sogar noch, obwohl das belächelt werden mag, auf Mini-DV-Kassette. Es gibt nichts Preiswerteres, und die Ergebnisse sind teilweise sogar ebenbürtig denen von teureren Geräten. Und diese Camcorder kann ich ganz problemlos – egal, ob ich einen Mac oder Windows-PC habe – mit dem bordeigenen Videoschnittprogramm einlesen und bearbeiten. Mit iMovie beziehungsweise mit dem MovieMaker.“

Videofilmen als Hobby geht also mit einer 250-Euro-Kamera los, wenn man über einen Computer verfügt, der nicht älter als zwei Jahre ist. Mehr muss nicht sein. Trotzdem tummeln sich am Markt viele Videoschnitt-Programme, ab 100 Euro zu haben. Und dass es sie gibt, hat seine Berechtigung, denn sie können mehr als das, was das Betriebssystem mitliefert.

Szenen können sanft ineinander geblendet werden, Filme bekommen einen tollen Vorspann und Effekte zaubern Sprechblasen oder Gewitter in ein Bild, das man drehen, spiegeln und verwirbeln kann, wie es einem gerade gefällt. Das ist so ähnlich wie bei einer Textverarbeitung, die tausend Schriften mitbringt, den Text gliedert, ihn in Tabellen umwandelt, Bilder hinzufügt und blinkende Kopfzeilen entwirft.

Man braucht längst nicht alles, aber fast alles ist möglich. Wenn man seine Videos ambitioniert bearbeiten möchte, dann ist es Zeit, sich ein spezielles Programm anzuschaffen, sagt Sven Kardelke von der Berliner Software-Schmiede Magix:

„Weil man mit Windows MovieMaker nur die ganz grundsätzlichen Dinge machen kann. Man kann das Video aufnehmen und zerschneiden, man kann mit Windows MovieMaker zum Beispiel keine DVDs brennen, keine BluRays, man kann seine Datei nicht auf mobile Endgeräte ausgeben. Und man hat einfach auch nicht die Qualität, denn wir verwenden sehr hochwertige Videoumwandlungsprogramme, sogenannte Codecs, die auch für die entsprechende Qualität bei der Ausgabe sorgen.“

Fast alle Kurzfilme, die man auf YouTube findet, sind vorher mit einer Schnittsoftware bearbeitet worden. Gute Videos schneidet man am besten mit einem Programm, das leicht zu bedienen ist, aber ohne starre Arbeitsschritte auskommt. Gleichzeitig müssen Schnittprogramme so einprägsam funktionieren, dass man auch dann sofort wieder hineinfindet, wenn man nur einmal im Jahr einen Film bearbeitet. Welchem Schnitt-Programm man den Vorzug gibt, ist Ansichtssache, sagt Christian Schnalzger, Videoproduzent und Autor der Zeitschriften „PC Video“ und „Videofilmen“:

„Das ist im Prinzip eine Frage des eigenen Geschmacks. Ich arbeite persönlich sehr gerne mit mehreren Spuren, auf die ich meine einzelnen Clips anlegen kann. Die liegen dann da in Grafik-Form, und ich kann die Grafiken darüber ziehen. Das ist ein sehr ergonomisches Arbeiten. Andere arbeiten lieber in einer Leiste, die in einer Spur alle Videos darstellt. Man muss sich anschauen, was dem persönlichen Geschmack entspricht.“

(Ausschnitt aus Kurzfilm „Merkel war beim Frisör")

Videoschnittprogramme können abenteuerliche Frisuren auf prominente Köpfe zaubern – Bilder sagen eben mehr als Worte. Zum Glück muss man nicht die Katze im Sack kaufen. Von jeder ernstzunehmenden Software gibt es kostenlose Testversionen. Manche Programme liegen Computerzeitschriften bei, und im Internet wird man sowieso schnell fündig.

„Ich denke, es ist kein schlechter Weg, sich erst einmal anzusehen, was verschiedene Hersteller bieten, und sich mal eine Demoversion runterzuladen und mal eine Testversion drei Wochen auszuprobieren – oder sich auch mal in einer Fachzeitschrift eine Anregung zu holen, in der dann oft Workshops mit einer konkreten Zielsetzung in verschiedenen Softwares abgehandelt werden. Das heißt, man sieht schon vorher mal anhand von Bildchen in der Zeitschrift, wie bestimmte Effekte zu erzielen sind. Man kann sich dann überlegen, ob das dem eigenen Ziel entspricht, ob man damit kann oder eben nicht.“

A propos Effekte. Die meisten sehen für sich genommen ganz toll aus. Ein Bild schwenkt in das andere hinein, Videos fließen ineinander wie in einer Sanduhr, kleine Figuren laufen wie Paparazzi durch die Szene, und, und, und. Peter Knaak von der Stiftung Warentest rät dabei zur Vorsicht:

„Immer vergleichen mit dem, was die Profis machen: Kurzfilme gucken, vielleicht auch Werbespots, einfach mal unter dieser Maßgabe gucken. Weil handwerklich sind die perfekt, egal wie seicht die Botschaft ist. Gemacht sind sie super, und da kann man sich viel abgucken.“