Der Bauer als Energiewirt

Von Beate Strenge |
Die Konkurrenz um die Äcker hat begonnen: Längst werden Pflanzen nicht nur für die Nahrungsmittelproduktion angebaut, sondern auch als Rohstoffe für alternative Treibstoffe. Dabei gibt es eine große Palette unterschiedlicher Treibstoffpflanzen und Herstellungsarten.
"Biokraftstoffe - Nachhaltig mobil" steht auf einem großen Plakat, das im Erlebnisbauernhof der Internationalen Grüne Woche von der Decke baumelt. Darunter drei Autos, die mit Kraftstoffen vom Acker fahren können; und diese stammen aus unterschiedlichen Pflanzen - zum Beispiel aus Raps. Daraus kann man nicht nur Margarine machen, sondern auch Biodiesel, erläutert Torsten Gabriel von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, die für das Bundeslandwirtschaftsministerium arbeitet.

"Raps ist heute sicherlich die wichtigste Energiepflanze überhaupt. Wir haben die Situation, dass in Deutschland ungefähr 1,5 Millionen Hektar an Raps angebaut wird und davon schon heute der überwiegende Teil für die Biodieselproduktion, das heißt Raps ist heute in erster Linie nachwachsender Rohstoff."

Mit reinem Biodiesel fahren bereits etliche Trecker der Landwirte und auch ganze LKW-Flotten. Zudem wird der Rapsdiesel dem normalen Mineralöldiesel flächendeckend beigemischt, ohne dass die Autofahrer davon etwas merken. Die Beimischung wird von der Europäischen Union gefordert. Bis 2010 müssen 5,75 Prozent der Treibstoffe aus Biomasse stammen. Der Grund: Klimaschutz, denn die Rohstoffe vom Acker binden beim Wachstum Treibhausgase.

Auch Weizenmehl taugt nicht nur fürs Brot, sondern auch fürs Autofahren. In drei Fabriken in Ostdeutschland gewinnt man daraus den Treibstoff-Alkohol Bioethanol.
"In allen drei Fabriken wird aus der Weizenstärke direkt Ethanol hergestellt in großen Gärbottichen. Und dieser Alkohol geht dann direkt in die Mineralölindustrie und wird dort dem Benzin, dem Normalbenzin und dem Super beigemischt."

Auch aus der heimischen Zuckerrübe kann man Alkohol zum Tanken machen. Die Zukunft aber sieht die Autoindustrie in einem neuartigen Bio-Treibstoff, der BtL heißt: Biomass to liquid. Dabei wird aus Pflanzen ein Gas gemacht, das anschließend verflüssigt wird. Der Vorteil: man kann die ganze Pflanze nutzen und verschiedene Pflanzenstoffe wie Holz, Getreide, Stroh. Weiterer Pluspunkt: Aus dem Auspuff kommen kaum noch Abgase.

Einen Boom erlebt auch das Biogas. Das gewinnen Landwirte aus Gülle, die in großen Bottichen vergoren wird - dank fleißiger Bakterien. Und die fressen gerne auch Mais. Biogas eignet sind für Erdgasfahrzeuge, aber auch für mehr, erläutert Torsten Gabriel:

"Der Mais wird gehächselt, geerntet, ganz normal, wie es in der Tierfütterung üblich ist, eingelagert, silliert. Und dese Sillage wird in der Biogasanlage eingefahren, dort vergoren zu Biogas. Das Gas wird verstromt. Wärme fällt auch noch ab, die zu nutzen, ist natürlich besonders sinnvoll."

Auch Heizen mit Holz ist wieder in - und sogar mit Zentralheizung möglich. Drei bis vier Millionen Hektar könnten bis 2030 in Deutschland mit Energiepflanzen bebaut werden. Jürgen Ohlhoff vom Bundeslandwirtschaftsministerium dämpft allerdings zu hohen Erwartungen.

"Wenn man diese Flächen für die Energieerzeugung einsetzen würde, also für Wärme, Strom und Kraftstoffe, dann könnte man damit 13, 14 Prozent des Energiebedarfs in Deutschland decken."

Für die Regierung hat die Nahrungsmittelproduktion absoluten Vorrang. Zudem werden Flächen für Naturschutz, Siedlung und Straßenbau gebraucht. Für die Landwirte heißt das: Die Konkurrenz um ihre Äcker hat begonnen. Schon heute überbieten sich Margarinehersteller und Mineralölindustrie in den Preisen für Rapsöl.