Der Architekt Francis Keré

"Ich bin ein deutsches Produkt"

Der Architekt Francis Kéré begutachtet in dem burkinischen Dorf Gando den Baufortschritt an einem Bibliotheksgebäude.
Der Architekt Francis Kéré begutachtet in dem burkinischen Dorf Gando den Baufortschritt an einem Bibliotheksgebäude. © picture-alliance / dpa / Florian Schuh
Francis Keré im Gespräch mit Britta Bürger · 15.12.2016
Architekt Francis Keré ist in Deutschland vor allem für das Operndorf in seinem Heimatland Burkina Faso bekannt. Das hat er zusammen mit Christoph Schlingensief geplant. Derzeit arbeitet er an Projekten sowohl für Burkina Faso als auch für Berlin. Wir wollen mehr über sein Leben in beiden Ländern wissen.
Sein Weg führt von einem Dorf in Burkina Faso über das Studium in Berlin zurück nach Afrika und von dort mit immer neuen Projekten in die Welt. Francis Kéré hat Schulen und Gesundheitszentren gebaut. Die Idee eine Schule aus Lehm zu bauen kam allerdings nicht sofort so richtig gut an:
"Die Menschen haben es satt, dass sie jedes Jahr immer wieder die Lehmhäuser verbessern müssen. Und jetzt kommt der Francis, der sowieso so viel Zeit in Europa zugebracht hat. Der kommt zurück aus Deutschland, wo die besten Autos nach Ihrer Vorstellung gebaut werden ( ... ) und sagt, wir bauen eine Schule aus Lehm, da war eine Ablehnung ( ... ) und deshalb müsste man erklären warum und deshalb haben wir es geschafft, den Lehm zu veredeln. ( ... ) Wir haben nur acht bis zehn Prozent Zement beigemengt und dann Steine hergestellt, die gleichmäßiger ausgesehen haben. Für die Menschen war das wie ein Wunder."
"Wenn Sie sehen, wie die Kinder diese Gebäude betrachten, wie sie da sitzen, dann wissen Sie, dass, wenn diese Kinder einmal groß werden, sie die Dinge anders machen werden, und vor allem, das kommt von jemandem, der aus ihrer Mitte gekommen ist. Und das ist meine Hoffnung, dass wir tatsächlich später auch innovativ werden in Gando und auch vielleicht in ganz Burkina."
Derzeit arbeitet er an Entwürfen für ein neues Parlamentsgebäude in Ouagadougou und für die Volksbühnen-Dependance auf dem Berliner Flughafen Tempelhof.

"Ich bin ein Produkt aus Deutschland"

Sagt der älteste Sohn eines burkinischen Häuptlings.
"Wissenschaftlich gesehen, technisch gesehen bin ich ein Produkt aus Deutschland. Man ist auch ein bisschen eitel. Man möchte die Dinge perfekt machen. Wenn ich da stehe, dann sehe ich meine Fehler. Und das sind dann Freunde oder Besucher die sagen: "Francis, du sollst aufhören, nur die Fehler zu sehen an deinen Gebäuden. Die sind wunderbar. Und wenn man die Begeisterung der Kinder sieht, der Eltern, die dann erzählen, wie andere kommen, wie Regierungsbeamte kommen und sie sie bei der Hand nehmen und durch die Gelände oder durch die Räume gehen, dann weiß man, dass man was geschafft hat."
In Deutschland ist er vor allem als Architekt an der Seite von Christoph Schlingensief bekannt geworden. Mit dem damals schon schwer kranken, inzwischen verstorbenen Theatermacher plante er ein Operndorf in seiner Heimat.
"Das Projekt mit Christoph war nicht einfach ( ... ) einmal bedingt durch die schwere Krankheit. Wir haben uns zu dieser Zeit kennengelernt aber auch bedingt durch seine ganz gewaltige Energie, es war nicht einfach aber ( ... ): Ich bin einem richtigen guten starken Lehrmeister begegnet."
Welche Rolle der Wald für sein Leben spielt, wie es sich zwischen Burkina Faso und Deutschland lebt und wie er die Menschen in seinem Dorf letztendlich davon überzeugt hat, dass der einheimische Lehm sich doch besser zum Bauen eignet als importierter Beton - darüber unterhält sich Britta Bürger mit Francis Kéré.
Die Ausstellung "Radically Simple" über seine bisherigen Arbeiten ist noch bis zum 26.2. in der Münchner Pinakothek der Moderne zu sehen.
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