Der alte Reiz des Fernen Ostens
Am Dienstag wurde in Brüssel das neue Museum für japanische Kunst offiziell eingeweiht. Von Dienstag bis Sonntag bietet es ein Festival der traditionellen japanischen Kultur. Das Museum, besitzt 12.000 Arbeiten japanischer Kunst. Die Sammlung gehört zu den besten der Welt. Insbesondere die über 7000 Holzschnitte aus drei Jahrhunderten werden immer wieder für Ausstellungen ausgeliehen.
Am Rande des Parks von Schloss Laeken, der Privatresidenz der belgischen Monarchen, tut sich ein Hain aus Zedern und Rhododendron, Bambus und Kirschbäumen auf. Darin liegen ein prunkvoller Chinesischer Pavillon, eine hohe japanische Pagode und ein schlichter Backsteinbau im fernöstlichen Stil. Hier ist das neue Museum für japanische Kunst untergebracht. Konservatorin Nathalie Van de Perre:
"Der schlichte Rahmen passt perfekt zur japanischen Kunst. Es gibt auch einen Überraschungseffekt, denn der Chinesische Pavillon, die Pagode sind üppig verziert. Dieses Gebäude ist nüchtern, es war als Kutschenhaus und Garage gedacht. Für japanische Kunst ist das perfekt."
Auch die alte Einteilung erweist sich als ideal. Eine weite, hohe Halle beherrscht die Remise – ideal für Ritterrüstungen, Kanonen, Buddha-Skulpturen. Rechts und links der Halle liegen auf zwei Etagen die Räume für Kutscher, Chauffeure, Pferde, für Futter, Sättel, Stroh. Daraus sind stimmungsvolle Kabinette geworden.
Knallrot lackierte Bänke laden zum geruhsamen Betrachten der weltberühmten Sammlung ein. Regelmäßig bitten sogar japanische Museen um Leihgaben, der japanische Staat finanziert die Restaurierung von Meisterwerken:
"Sofort nach der Öffnung Japans kauften sowohl Belgiens Königliche Museen als auch Privatleute massenweise hervorragende Werke. Einige Sammler schenkten uns ihre Stücke. So kamen wir 1905 in den Besitz der Sammlung von Edmond Michotte, der uns unter anderem Tausende von Holzschnitten vermachte."
"Oh la la" dachten die Aristokraten und Großbürger, als sie die aufwändig gekleideten, verführerisch lächelnden Geishas zu Gesicht bekamen, insbesondere wenn Utamaro sie in unverschämten Posen, mit enthüllten Geschlechtsteilen, gar beim deftigen Liebesakt abbildete. "Donnerwetter" polterten Militärs, die die Furcht erregenden Rüstungen zu Gesicht bekamen und vernahmen, wie die Männer, die sie trugen, kämpften.
Die Begründer des Jugendstils wiederum wurden von den zügellos züngelnden Formen mancher Meeresansichten eines Hokusai oder von Rad schlagenden Pfauen, die eine goldene Lackdose umschlingen, angeregt. Van Gogh oder Monet inspirierten die stilisierten, sparsamen Äste und Blüten in stark kontrastierenden Farben, die vom Rand aus einen langen Paravent beherrschen, zu neuen Gemälden.
Eckig geschnittene Kimonos mit strengen Mustern aus langen Rechtecken in subtil aufeinander abgestimmten Farbtönen brachten westliche Maler auf die Idee abstrakter Darstellungen. Nicht umsonst prägten englische und französische Kunsthistoriker den Begriff "Japonismus". Die einst bahnbrechenden Arbeiten werden in Brüssel jetzt sehr sparsam gezeigt:
"Wir können nur einen Bruchteil der riesigen Sammlung zeigen - unter anderem deshalb, weil viele Arbeiten sehr empfindlich sind. Unsere Holzschnitte zum Beispiel gehören auch zu den bestbewahrten der Welt. Die Farben sind meistens noch so frisch wie zur Entstehungszeit. Deshalb tauschen wir die Holzschnitte alle sechs Wochen aus. Die Textilien und Gemälde bleiben jeweils nur zwei Monate in den Vitrinen, Rüstungen und Waffen sechs Monate. So entdeckt der Besucher immer neue Dinge."
Während im Museum das Allerbeste der klassischen japanischen Kunst bis 1868 glänzt und schimmert, wird in der Pagode nebenan ein zweiter, eigenartiger Aspekt der Kultur und Industrie des Fernen Ostens illustriert:
"Dort sind die Sachen zu sehen, die in Japan ab dem 16. Jahrhundert für den Export nach Europa angefertigt wurden. Dazu gehört das ziemlich banale Imari-Porzellan. Wir besitzen auch die exotischen Arbeiten, die Japan zu den Weltausstellungen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts schickte. Da wurden die meisten Europäer zum ersten Mal mit japanischer Kunst konfrontiert."
Die Faszination ist ungebrochen, auch wenn heute Spiritualität oder Körperbeherrschung mehr als die Luxusgüter der Vergangenheit anregen. Deshalb bietet das Museum auch Teezeremonien, Ikebana- und Origami-Kurse, Kendo- oder Nô-Vorführungen. Das ist alles schön und gut, festigt aber auch die Klischeevorstellung vom exotischen Land der fremden Reize.
Eine kleine Abteilung zeitgenössischer Kunst - Mode von Yohji Yamamoto, Fotos von Rinko Kawauchi, Design für Muji zum Beispiel - wäre eine wohltuende Ergänzung gewesen. Um zu zeigen, wie jüngere Japaner mit der Tradition umgehen - und wiederum junge Europäer anregen. Eine solche Sammlung hat das Brüsseler Museum nicht, obwohl dafür leicht Sponsoren zu finden sein dürften. Stattdessen kauft es weiterhin alte Werke.
"Der schlichte Rahmen passt perfekt zur japanischen Kunst. Es gibt auch einen Überraschungseffekt, denn der Chinesische Pavillon, die Pagode sind üppig verziert. Dieses Gebäude ist nüchtern, es war als Kutschenhaus und Garage gedacht. Für japanische Kunst ist das perfekt."
Auch die alte Einteilung erweist sich als ideal. Eine weite, hohe Halle beherrscht die Remise – ideal für Ritterrüstungen, Kanonen, Buddha-Skulpturen. Rechts und links der Halle liegen auf zwei Etagen die Räume für Kutscher, Chauffeure, Pferde, für Futter, Sättel, Stroh. Daraus sind stimmungsvolle Kabinette geworden.
Knallrot lackierte Bänke laden zum geruhsamen Betrachten der weltberühmten Sammlung ein. Regelmäßig bitten sogar japanische Museen um Leihgaben, der japanische Staat finanziert die Restaurierung von Meisterwerken:
"Sofort nach der Öffnung Japans kauften sowohl Belgiens Königliche Museen als auch Privatleute massenweise hervorragende Werke. Einige Sammler schenkten uns ihre Stücke. So kamen wir 1905 in den Besitz der Sammlung von Edmond Michotte, der uns unter anderem Tausende von Holzschnitten vermachte."
"Oh la la" dachten die Aristokraten und Großbürger, als sie die aufwändig gekleideten, verführerisch lächelnden Geishas zu Gesicht bekamen, insbesondere wenn Utamaro sie in unverschämten Posen, mit enthüllten Geschlechtsteilen, gar beim deftigen Liebesakt abbildete. "Donnerwetter" polterten Militärs, die die Furcht erregenden Rüstungen zu Gesicht bekamen und vernahmen, wie die Männer, die sie trugen, kämpften.
Die Begründer des Jugendstils wiederum wurden von den zügellos züngelnden Formen mancher Meeresansichten eines Hokusai oder von Rad schlagenden Pfauen, die eine goldene Lackdose umschlingen, angeregt. Van Gogh oder Monet inspirierten die stilisierten, sparsamen Äste und Blüten in stark kontrastierenden Farben, die vom Rand aus einen langen Paravent beherrschen, zu neuen Gemälden.
Eckig geschnittene Kimonos mit strengen Mustern aus langen Rechtecken in subtil aufeinander abgestimmten Farbtönen brachten westliche Maler auf die Idee abstrakter Darstellungen. Nicht umsonst prägten englische und französische Kunsthistoriker den Begriff "Japonismus". Die einst bahnbrechenden Arbeiten werden in Brüssel jetzt sehr sparsam gezeigt:
"Wir können nur einen Bruchteil der riesigen Sammlung zeigen - unter anderem deshalb, weil viele Arbeiten sehr empfindlich sind. Unsere Holzschnitte zum Beispiel gehören auch zu den bestbewahrten der Welt. Die Farben sind meistens noch so frisch wie zur Entstehungszeit. Deshalb tauschen wir die Holzschnitte alle sechs Wochen aus. Die Textilien und Gemälde bleiben jeweils nur zwei Monate in den Vitrinen, Rüstungen und Waffen sechs Monate. So entdeckt der Besucher immer neue Dinge."
Während im Museum das Allerbeste der klassischen japanischen Kunst bis 1868 glänzt und schimmert, wird in der Pagode nebenan ein zweiter, eigenartiger Aspekt der Kultur und Industrie des Fernen Ostens illustriert:
"Dort sind die Sachen zu sehen, die in Japan ab dem 16. Jahrhundert für den Export nach Europa angefertigt wurden. Dazu gehört das ziemlich banale Imari-Porzellan. Wir besitzen auch die exotischen Arbeiten, die Japan zu den Weltausstellungen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts schickte. Da wurden die meisten Europäer zum ersten Mal mit japanischer Kunst konfrontiert."
Die Faszination ist ungebrochen, auch wenn heute Spiritualität oder Körperbeherrschung mehr als die Luxusgüter der Vergangenheit anregen. Deshalb bietet das Museum auch Teezeremonien, Ikebana- und Origami-Kurse, Kendo- oder Nô-Vorführungen. Das ist alles schön und gut, festigt aber auch die Klischeevorstellung vom exotischen Land der fremden Reize.
Eine kleine Abteilung zeitgenössischer Kunst - Mode von Yohji Yamamoto, Fotos von Rinko Kawauchi, Design für Muji zum Beispiel - wäre eine wohltuende Ergänzung gewesen. Um zu zeigen, wie jüngere Japaner mit der Tradition umgehen - und wiederum junge Europäer anregen. Eine solche Sammlung hat das Brüsseler Museum nicht, obwohl dafür leicht Sponsoren zu finden sein dürften. Stattdessen kauft es weiterhin alte Werke.