Der afrikanische Kontinent
Der G8-Gipfel in Heiligendamm wirft seine Schatten voraus. Neben dem Klimawandel steht die Entwicklungspolitik ganz oben auf der Agenda, nicht nur der beteiligten Staatschefs, sondern auch der Kritiker und Demonstranten. Sie werfen den Industriestaaten vor, zu wenig für die Entwicklungsländer zu tun und hinter den Versprechungen des letzten Gipfels im schottischen Gleneagles im Jahr 2005 zurück zu liegen.
Nur, welche Unterstützung braucht Afrika? Worauf gründet sich unser Bild dieses zweitgrößten Kontinents der Erde, der "Wiege der Menschheit", mit 53 Staaten, in denen über 900 Millionen Menschen leben und über 2000 Sprachen gesprochen werden?
Wir erleben hier Afrika immer noch zwischen zwei Polen: Als romantische Projektionsfläche auf der einen Seite und den Horrorszenarien auf der anderen", sagt Ludger Schadomsky. Der 36-jährige Afrikanist und ehemalige Afrika-Korrespondent kennt den Kontinent von Kairo bis Kapstadt. Seit Ende 2006 leitet er das amharische Programm des Radios der Deutschen Welle, Amharisch ist eine der Landessprachen in Äthiopien. Immer wieder trifft er in Europa auf dieselben Klischees, die leider auch in den Medien vermittelt würden: "Es herrschen noch immer die fünf "K" vor: Krise, Katastrophe, Krieg und Konfrontation. Dazu noch Krankheiten wie Aids.
Seine Forderung: Man müsse die einzelnen Staaten betrachten, die Erfolgsgeschichten hervorkehren. "Afrika darf nicht mehr als Opfer betrachtet werden, als ein Bettler. Das haben wir durch 40 Jahre Entwicklungshilfe mit gezüchtet. Afrika ist schon lange kein Opfer mehr, sondern Akteur." Dieses Klischeebild bemerkt er auch bei den hiesigen Politikern: "Es wird immer noch von Afrika als einem monolithischen Block gesprochen. Eritrea und Mozambique, Südafrika und der Maghreb sind aber so unterschiedlich wie Griechenland und Finnland! Man kann Afrika nicht als Ganzes betrachten, auch die G8 nicht."
Mit diesen Vorurteilen wird auch Emanuel Matondo regelmäßig konfrontiert. Der angolanische Journalist und Menschenrechtler floh Anfang der 80erjahre aus seiner Heimat nach Deutschland, weil er als Kriegsdienstverweigerer verfolgt wurde. 1998 gründete er die Angolanische Antimilitaristische Menschenrechtsinitiative (IAADH), er berät Oppositionelle in verschiedenen afrikanischen Staaten und engagiert sich derzeit für den Aufbau eines unabhängigen Radios in Angola.
Er setzt auf die Proteste in Heiligendamm: "Die Regierenden dieser Welt brauchen Protest, sonst wird sich nichts ändern. Das Regieren ohne Protest läuft darauf hinaus, dass alle sagen: Alles läuft wunderbar. Und wir sehen aber in der Afrikapolitik, dass sie auch kein Schuldeingeständnis ablegen. Die Afrikapolitik der letzten Jahre war falsch!"
Seine Kritik richtet sich besonders gegen die Entwicklungspolitik:
"Wie viele Milliarden Dollar wurden nach Afrika verschoben? Was ist davon geblieben? Nix! Was hat man damit gemacht? Nix! Die 20 bis 30 Milliarden für den Kongo hat Mobutu eingesteckt. Er hat keine Straßen gebaut. Die wichtigsten Straßen haben die Belgier gebaut. Das Geld hat Mobutu nach Europa transferiert, um es anschließend zurückzuholen und damit korrupte Beamte zu bestechen. Aber das Geld wurde weiter an ihn geben, weil er als Günstling galt. Kongo, Ruanda, Uganda, Kamerun - überall sind es Potentaten, die weggefegt gehören! Aber sie kriegen Kredite, werden mit rotem Teppich empfangen. Die Politik der Massenverelendung bleibt. Sie verschulden sich weiter, obwohl sie anderes könnten, denn sie haben genügend eigene Ressourcen, Platin, Diamanten, Öl. Aber sie verschieben ihr Geld. Was hat ein verarmtes Land davon, solange man die Menschen nicht hört? Sie wollen keine Mörder an der Macht, aber genau die bekommen die Unterstützung. Sie wollen keine Diebe an der Macht, aber genau die bekommen Unterstützung. Sie wollen keine Krieger an der Macht, aber genau die bekommen Unterstützung! Sie wollen Frieden, sie brauchen gute Schulen, ein staatliches Sozialsystem, das ihr Überleben sichert."
Auch Emanuel Matondo warnt davor, Afrika als Opfer zu betrachten, er fordert eine Afrikapolitik, die auf einem ehrlichen Dialog basiert, auf Augenhöhe.
Seine Mahnung: "Wir sitzen in einem Boot. Wenn es den Leuten in Afrika schlecht geht, dann kommen meine Genossen und Genossinnen als Flüchtlinge hierher. Dann sieht man sie eben vor Ceuta anlanden. Man muss diese Diktatoren, die Menschenrechtsverletzungen, diese Repression abschaffen! Solange die EU einfach so weiter macht und so tut, als ob alles ok ist, solange sie diese Potentaten unterstützt, wird sich nichts ändern. Aber ich sage noch einmal: Wir sitzen in einem Boot: Wenn es Afrika schlecht geht, wird es die EU zu spüren bekommen."
"Welche Unterstützung braucht Afrika?" Darüber diskutiert Dieter Kassel heute von 9 Uhr 07 bis 11 Uhr gemeinsam mit dem Afrikanisten Ludger Schadomsky und dem angolanischen Menschenrechtler Emanuel Matondo. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800 / 2254 – 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Wir erleben hier Afrika immer noch zwischen zwei Polen: Als romantische Projektionsfläche auf der einen Seite und den Horrorszenarien auf der anderen", sagt Ludger Schadomsky. Der 36-jährige Afrikanist und ehemalige Afrika-Korrespondent kennt den Kontinent von Kairo bis Kapstadt. Seit Ende 2006 leitet er das amharische Programm des Radios der Deutschen Welle, Amharisch ist eine der Landessprachen in Äthiopien. Immer wieder trifft er in Europa auf dieselben Klischees, die leider auch in den Medien vermittelt würden: "Es herrschen noch immer die fünf "K" vor: Krise, Katastrophe, Krieg und Konfrontation. Dazu noch Krankheiten wie Aids.
Seine Forderung: Man müsse die einzelnen Staaten betrachten, die Erfolgsgeschichten hervorkehren. "Afrika darf nicht mehr als Opfer betrachtet werden, als ein Bettler. Das haben wir durch 40 Jahre Entwicklungshilfe mit gezüchtet. Afrika ist schon lange kein Opfer mehr, sondern Akteur." Dieses Klischeebild bemerkt er auch bei den hiesigen Politikern: "Es wird immer noch von Afrika als einem monolithischen Block gesprochen. Eritrea und Mozambique, Südafrika und der Maghreb sind aber so unterschiedlich wie Griechenland und Finnland! Man kann Afrika nicht als Ganzes betrachten, auch die G8 nicht."
Mit diesen Vorurteilen wird auch Emanuel Matondo regelmäßig konfrontiert. Der angolanische Journalist und Menschenrechtler floh Anfang der 80erjahre aus seiner Heimat nach Deutschland, weil er als Kriegsdienstverweigerer verfolgt wurde. 1998 gründete er die Angolanische Antimilitaristische Menschenrechtsinitiative (IAADH), er berät Oppositionelle in verschiedenen afrikanischen Staaten und engagiert sich derzeit für den Aufbau eines unabhängigen Radios in Angola.
Er setzt auf die Proteste in Heiligendamm: "Die Regierenden dieser Welt brauchen Protest, sonst wird sich nichts ändern. Das Regieren ohne Protest läuft darauf hinaus, dass alle sagen: Alles läuft wunderbar. Und wir sehen aber in der Afrikapolitik, dass sie auch kein Schuldeingeständnis ablegen. Die Afrikapolitik der letzten Jahre war falsch!"
Seine Kritik richtet sich besonders gegen die Entwicklungspolitik:
"Wie viele Milliarden Dollar wurden nach Afrika verschoben? Was ist davon geblieben? Nix! Was hat man damit gemacht? Nix! Die 20 bis 30 Milliarden für den Kongo hat Mobutu eingesteckt. Er hat keine Straßen gebaut. Die wichtigsten Straßen haben die Belgier gebaut. Das Geld hat Mobutu nach Europa transferiert, um es anschließend zurückzuholen und damit korrupte Beamte zu bestechen. Aber das Geld wurde weiter an ihn geben, weil er als Günstling galt. Kongo, Ruanda, Uganda, Kamerun - überall sind es Potentaten, die weggefegt gehören! Aber sie kriegen Kredite, werden mit rotem Teppich empfangen. Die Politik der Massenverelendung bleibt. Sie verschulden sich weiter, obwohl sie anderes könnten, denn sie haben genügend eigene Ressourcen, Platin, Diamanten, Öl. Aber sie verschieben ihr Geld. Was hat ein verarmtes Land davon, solange man die Menschen nicht hört? Sie wollen keine Mörder an der Macht, aber genau die bekommen die Unterstützung. Sie wollen keine Diebe an der Macht, aber genau die bekommen Unterstützung. Sie wollen keine Krieger an der Macht, aber genau die bekommen Unterstützung! Sie wollen Frieden, sie brauchen gute Schulen, ein staatliches Sozialsystem, das ihr Überleben sichert."
Auch Emanuel Matondo warnt davor, Afrika als Opfer zu betrachten, er fordert eine Afrikapolitik, die auf einem ehrlichen Dialog basiert, auf Augenhöhe.
Seine Mahnung: "Wir sitzen in einem Boot. Wenn es den Leuten in Afrika schlecht geht, dann kommen meine Genossen und Genossinnen als Flüchtlinge hierher. Dann sieht man sie eben vor Ceuta anlanden. Man muss diese Diktatoren, die Menschenrechtsverletzungen, diese Repression abschaffen! Solange die EU einfach so weiter macht und so tut, als ob alles ok ist, solange sie diese Potentaten unterstützt, wird sich nichts ändern. Aber ich sage noch einmal: Wir sitzen in einem Boot: Wenn es Afrika schlecht geht, wird es die EU zu spüren bekommen."
"Welche Unterstützung braucht Afrika?" Darüber diskutiert Dieter Kassel heute von 9 Uhr 07 bis 11 Uhr gemeinsam mit dem Afrikanisten Ludger Schadomsky und dem angolanischen Menschenrechtler Emanuel Matondo. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800 / 2254 – 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.