"Der Adler der Neunten Legion"

Gesehen von Hannelore Heider · 02.03.2011
Vor fast 2000 Jahren hatte ein römischer Kaiser im äußersten Norden des großen Reiches einen Wall bauen lassen, um die Horden der Barbaren fern zu halten. Um den Hadrianswall und die wilden Clane jenseits der Barriere ranken sich unzählige Legenden. Eine davon, Rosemary Sutcliffs Bestseller "Der Adler der Neunten Legion", ist jetzt vom britische Regisseur Kevin Macdonald verfilmt worden.
Er versucht hier, wie schon in seinem "König von Schottland" einem historischen Stoff soviel Realismus wie nur möglich abzugewinnen. Mit der Handkamera ist er ganz nah bei den Kriegern des alten Roms, die im Jahre 140 in den Sümpfen und Wäldern des heutigen Schottlands in die Katastrophe laufen. Die Tonkollage aus Geräuschen und Musik, wohltuend abgehoben von den bombastischen Soundtrackgewittern eines "Gladiators", zieht den Zuschauer in eine Geschichte, die von dynastischen Machtkämpfen und sehr modern anmutenden menschlichen Konflikten erzählt.

Blutig, düster und dreckig ist der lange Marsch des römischen Feldherren Marcus Aquila (Channing Tantum), der auf der Spur seines Vaters und jener legendären Neunten Legion ist, die 20 Jahre vor Beginn der Filmhandlung jenseits des Hadrianwalles verschollen war. Anfangs geht es noch um Eitelkeiten, die Ehre des Vaters soll am römischen Hof wieder hergestellt werden, am Ende ringt der Held ums pure Überleben. Denn die Krieger des wilden Seehundclans erweisen sich nicht nur als die taktisch besseren Kriege, sie sind auch Kämpfer gegen die barbarische Unterdrückung der Römer.

Marcus' treu ergebener Sklave Esca (Jamie Bell) ist ein Nachfahre jener Britannier, die die Neunte Legion einst besiegten. Im Niemandsland der Sümpfe und Wälder bricht der Interessenkonflikt zwischen dem Herren und seinen Sklaven aus.

Das große Reich der Römer ging unter, in den Szenen dieses doch gehaltvolleren Historienfilmes wird das nicht nur als Schlachtengemälde erlebbar. Selbst wenn am Ende doch wieder Heldenpathos wabert - "Der Adler der Neunten Lektion" ist ein wuchtiges Kinoerlebnis, das mehr als Abenteuer und grandiose Landschaften bietet. Es fordert auch den Intellekt des Zuschauers und das ist bei einem Sandalenfilm wahrlich nicht selbstverständlich.

Großbritannien/USA 2010, Originaltitel: "The Eagle", Regie: Kevin Macdonald, Darsteller: Channing Tatum, Jamie Bell, Donald Sutherland, Mark Strong, Tahar Rahim, Denis O'Hare, Douglas Henshall, Dakin Matthews - FSK: ab 12 Jahren, Länge: 114 Minuten

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