Der 11. September als Stand-Up Comedy
Lachen über Tod und Terror war in New York lange tabu. Die Anschläge vom 11. September markierten einen Endpunkt für Witz und Satire, Häme und Schadenfreude. Doch inzwischen werden in den Comedy-Clubs der Stadt wieder politisch unkorrekte Witze gerissen. Am weitesten wagt sich Maysoon Zayid vor, die sich selbst als "muslimische Jungfrau aus Palästina mit Kinderlähmung" bezeichnet.
Es ist einer dieser Abende, die Komödianten fürchten. Ein Abend, an dem selbst die besten Witze gnadenlos verpuffen. Erin, eine stämmige Brünette in Jeans, versucht wirklich alles. Sie lästert über ihren Heimatstaat Ohio. Über die lesbische Freundin. Über Präsident Bush. Aber niemand, der auch nur mit den Schultern zuckt. Nach fünf Minuten gibt Erin auf.
Der Gotham Comedy Club in Manhattan zählt zu den anspruchsvollsten Unterhaltungs-Etablissements New Yorks. Hier haben viele Lachkünstler angefangen, die später eigene TV-Serien oder Talk Shows bekamen: Jerry Seinfeld, Roseanne Barr, Ellen DeGeneres. Heute sind die meisten Zuschauer wegen einer jungen Frau gekommen, die sich hinter dem Vorhang auf ihren Auftritt vorbereitet.
"Schauspielerjobs sind rar, wenn du dunkelhäutig und behindert bist. Die Komödie war meine einzige Chance. Dem Vater gefiel meine Berufswahl erst gar nicht. Er ist sehr religiös und dachte, dass nur Stripperinnen nachts in Bars arbeiten!"
Das erste, was einem auffällt, wenn Maysoon Zayid die Bühne betritt, sind ihre ausdrucksvollen Augen. Das zweite, dass sie nicht steht, sondern auf einem Barhocker sitzt. Warum, das erläutert sie gleich zur Begrüßung:
"Hi, ich bin eine muslimische Jungfrau aus Palästina und ich habe Kinderlähmung!"
Maysoon ist die erste bekennende Muslimin, die sich in den USA einen Namen als Stand-Up-Comedian gemacht hat. Nichts ist ihr heilig. Ihre härteste Satire gilt der Heimat, der 9/11-Stadt New York. Maysoons Kommentar zu den Sicherheitskontrollen an den Flughäfen:
"Wenn ich da einchecke, sehen die nur eine zitternde Araberin und denken sofort: Die hat eine Bombe im Koffer!"
Ihr Familienproblem:
"Mein Vater sieht aus wie Saddam Hussein. Aber er heißt Moses. Das bringt Juden zur Weißglut!"
Und wie können sich die Araber für all das revanchieren, was Bush ihnen angetan hat?
"Ein Moslem soll sich dafür hergeben, seine beiden Zwillinge zu heiraten!"
Satire als Ausdruck von politischer Wut. Und ausgerechnet eine Araberin, die sich daran wagt, das will was heißen in New York. Ob Militär, Polizei, World Trade Center oder generell Bush: All das war nach den Terroranschlägen lange humoristischer Treibsand. Keiner wollte sich an diese Themen heranwagen, während draußen Massenmord und Nahostkonflikt aufeinander prallten, die Fotos der Vermissten von Ground Zero an den Häusern kleben, der Dreitagebart-Look eine neue Bedeutung bekam.
Jeder Auftritt ist für Maysoon ein körperlicher Kraftakt. Ihre Arme und Beine zittern wegen der Kinderlähmung, die Stimme wird schnell müde. Doch die Lachkünstlerin reißt einen Witz nach dem anderen, eine ganze Viertelstunde lang.
Der Rest des Abends verläuft wie der Anfang: konventionell. Scherze über Schwule, Lesben, Antidepressiva. Maysoon erholt sich indessen auf dem roten Samtsofa in der Künstlerloge. Ihr größtes Vorbild ist Richard Pryor, der Pionier der schwarzen Comedy.
Er war es, der die Unterdrückung der Afro-Amerikaner zum Thema gemacht hat, als sie wie Bürger zweiter Klasse behandelt wurden. Sie befanden sich damals in einer ähnlichen Situation wie heute die Araber.
Vor Maysoon auf dem Tisch: eine ungelesene Ausgabe der New York Times. Die Komödiantin hat nicht viel übrig für die amerikanischen Medien, weil die heikle Themen allenfalls mit Glacéhandschuhen anfassen. Die Comedy, sagt sie, sei Amerikas letzte Bastion der freien Meinungsäußerung. Ärger hat sie deshalb noch mit keinem bekommen.
"Vielleicht liegt es daran, dass alles immer so verpacke, dass es auch als unschuldige Blödelei durchgehen kann. Das Gefangenenlager von Guantanamo zum Beispiel: Die Leute lachen sich kringelig, wenn ich sage: Das ist der Wunschtraum jeder alleinstehenden Araberin: So viele arabische Singles an einem Ort!"
Aber nicht alles ist Spaß für die arabische Komikerin. Drei Monate im Jahr verbringt sie in Palästina, wo sie behinderten und verwundeten Flüchtlingskindern das Schauspielen beibringt. Unentgeltlich.
Der Gotham Comedy Club in Manhattan zählt zu den anspruchsvollsten Unterhaltungs-Etablissements New Yorks. Hier haben viele Lachkünstler angefangen, die später eigene TV-Serien oder Talk Shows bekamen: Jerry Seinfeld, Roseanne Barr, Ellen DeGeneres. Heute sind die meisten Zuschauer wegen einer jungen Frau gekommen, die sich hinter dem Vorhang auf ihren Auftritt vorbereitet.
"Schauspielerjobs sind rar, wenn du dunkelhäutig und behindert bist. Die Komödie war meine einzige Chance. Dem Vater gefiel meine Berufswahl erst gar nicht. Er ist sehr religiös und dachte, dass nur Stripperinnen nachts in Bars arbeiten!"
Das erste, was einem auffällt, wenn Maysoon Zayid die Bühne betritt, sind ihre ausdrucksvollen Augen. Das zweite, dass sie nicht steht, sondern auf einem Barhocker sitzt. Warum, das erläutert sie gleich zur Begrüßung:
"Hi, ich bin eine muslimische Jungfrau aus Palästina und ich habe Kinderlähmung!"
Maysoon ist die erste bekennende Muslimin, die sich in den USA einen Namen als Stand-Up-Comedian gemacht hat. Nichts ist ihr heilig. Ihre härteste Satire gilt der Heimat, der 9/11-Stadt New York. Maysoons Kommentar zu den Sicherheitskontrollen an den Flughäfen:
"Wenn ich da einchecke, sehen die nur eine zitternde Araberin und denken sofort: Die hat eine Bombe im Koffer!"
Ihr Familienproblem:
"Mein Vater sieht aus wie Saddam Hussein. Aber er heißt Moses. Das bringt Juden zur Weißglut!"
Und wie können sich die Araber für all das revanchieren, was Bush ihnen angetan hat?
"Ein Moslem soll sich dafür hergeben, seine beiden Zwillinge zu heiraten!"
Satire als Ausdruck von politischer Wut. Und ausgerechnet eine Araberin, die sich daran wagt, das will was heißen in New York. Ob Militär, Polizei, World Trade Center oder generell Bush: All das war nach den Terroranschlägen lange humoristischer Treibsand. Keiner wollte sich an diese Themen heranwagen, während draußen Massenmord und Nahostkonflikt aufeinander prallten, die Fotos der Vermissten von Ground Zero an den Häusern kleben, der Dreitagebart-Look eine neue Bedeutung bekam.
Jeder Auftritt ist für Maysoon ein körperlicher Kraftakt. Ihre Arme und Beine zittern wegen der Kinderlähmung, die Stimme wird schnell müde. Doch die Lachkünstlerin reißt einen Witz nach dem anderen, eine ganze Viertelstunde lang.
Der Rest des Abends verläuft wie der Anfang: konventionell. Scherze über Schwule, Lesben, Antidepressiva. Maysoon erholt sich indessen auf dem roten Samtsofa in der Künstlerloge. Ihr größtes Vorbild ist Richard Pryor, der Pionier der schwarzen Comedy.
Er war es, der die Unterdrückung der Afro-Amerikaner zum Thema gemacht hat, als sie wie Bürger zweiter Klasse behandelt wurden. Sie befanden sich damals in einer ähnlichen Situation wie heute die Araber.
Vor Maysoon auf dem Tisch: eine ungelesene Ausgabe der New York Times. Die Komödiantin hat nicht viel übrig für die amerikanischen Medien, weil die heikle Themen allenfalls mit Glacéhandschuhen anfassen. Die Comedy, sagt sie, sei Amerikas letzte Bastion der freien Meinungsäußerung. Ärger hat sie deshalb noch mit keinem bekommen.
"Vielleicht liegt es daran, dass alles immer so verpacke, dass es auch als unschuldige Blödelei durchgehen kann. Das Gefangenenlager von Guantanamo zum Beispiel: Die Leute lachen sich kringelig, wenn ich sage: Das ist der Wunschtraum jeder alleinstehenden Araberin: So viele arabische Singles an einem Ort!"
Aber nicht alles ist Spaß für die arabische Komikerin. Drei Monate im Jahr verbringt sie in Palästina, wo sie behinderten und verwundeten Flüchtlingskindern das Schauspielen beibringt. Unentgeltlich.