Denksport

Bridge, alles andere als ein Oma-Spiel

Teilnehmer an einem Bridge-Kurs spielen im Bridgeclub "BC Gegenspiel Neukölln" im Verein "Gelegenheiten" in Neukölln, Berlin.
Training im Bridgeclub "BC Gegenspiel Neukölln" © dpa / Jens Kalaene
28.08.2016
Anders als Schach gilt Bridge vielen nicht als Denksport, sondern eher als Senioren-Freizeitbeschäftigung. Das könnte sich allerdings ändern, wenn der Deutsche Olympische Sportbund das Kartenspiel als Sportart anerkennen würde.
Gerade ist in Berlin die vierte Deutsche Meisterschaftswoche im Bridge zu Ende gegangen. Viele Menschen haben von diesem nationalen Turnier, bei dem um die 700 Spieler angetreten sind, wahrscheinlich nichts mitbekommen. Das könnte daran liegen, dass Bridge in Deutschland nach wie vor eine Randerscheinung ist und immer mal wieder mit dem Vorurteil des Senioren-Sports belegt wird - wenn es denn überhaupt Sport ist. Auch das zweifeln viele an. Grund genug, sich das Spiel genauer anzusehen.

Wie funktioniert Bridge?

Das Spiel Bridge gibt es in seiner modernen Form schon gut 100 Jahre. Es ist kein Glücksspiel, sondern erfordert viel Aufmerksamkeit und Nachdenken. Bei dem Kartenspiel sitzen vier Spieler an einem quadratischen Tisch. Es gibt zwei Mannschaften. Das Ziel ist es, mit den 13 Karten, die jeder hat, möglichst viele Stiche zu machen. Einen Stich kann man auch mit einem Trumpf gewinnen - Freikarten quasi, die vor jeder Runde in einer sogenannten Reizphase festgelegt werden.
Das Besondere beim Bridge: Bei Turnieren werden die Kartensätze - auch Boards genannt - von Tisch zu Tisch weitergegeben. So entstehen am Ende vergleichbare Ergebnisse zwischen den Teilnehmern, da alle mit den gleichen Karten spielen.

Ist Bridge ein Sport?

Ganz eindeutig sei Bridge ein Sport, sagt Eckhard Böhlke, Vizepräsident des Deutschen Bridge-Verbandes: Denksport. Genau deswegen würden vor allem viele ältere Menschen mitspielen. Ein Oma-Spiel sei Bridge trotzdem nicht. Schließlich sei Denksport für jede Altersgruppe geeignet.

Bridge: Reizen - Stechen - Bietsysteme - wie geht das?
Beitrag von Frederik Rother
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Wer spielt eigentlich Bridge?

Schätzungsweise 500.000 Bridge-Spieler gibt es hierzulande. Der Deutsche Bridge-Verband hat allerdings nur etwa 26.000 Mitglieder. Das liege auch daran, dass die sportliche Anerkennung in Deutschland gering sei, sagt Eckhard Böhlke, Vizepräsident des Deutschen Bridge-Verbandes. Viele Bridge-Vereine könnten nicht ohne Weiteres Gemeindesäle und andere öffentliche Orte für Turniere und Trainings in Anspruch nehmen.
Die Nachbarn sind da weiter: In Frankreich, Polen und den Niederlanden wird Bridge sogar an Schulen unterrichtet.
Aber auch in Deutschland gibt es erste Versuche, das Kartenspiel in den Unterricht aufzunehmen, sagt Hartmut Kondoch, Nachwuchskoordinator des Verbandes, im Deutschlandradio Kultur. Allerdings nur dort - wie in Hannover -, wo sich Lehrer für dieses Kartenspiel begeisterten. (lk)

Interview mit Hartmut Kondoch, Nachwuchskoordinator Deutscher Bridge-Verband
Moderation: Thomas Jaedicke
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