Den Geheimnissen der Erde auf der Spur
Steve Jones lässt den Leser die Gedankengänge des Naturforschers Charles Darwin nachvollziehen, zeigt, welche Bedeutung seine Erkenntnisse für den Wissensstand seiner Zeit hatten und wie sie die moderne Biologie in vielen Bereichen beeinflussten.
Steve Jones geht es mit seinem Buch „Darwins Garten. Leben und Entdeckungen des Naturforschers Charles Darwin und die moderne Biologie“ darum, den verkannten Naturforscher darzustellen, den Menschen, der eben nicht nur das eine, berühmte Buch zur Entstehung der Arten geschrieben hat, sondern in vielen Bereichen der Biologie Pionierleistungen erbracht hat. Das gelingt ihm über weite Strecken.
Charles Darwin hat Jahre seines Lebens damit zugebracht, Seepocken aus aller Welt zu untersuchen, hat sich mit so kurios klingenden Dingen wie dem Ausdruck der Gemütsbewegungen bei Menschen und Tieren oder der Bildung von Ackererde durch die Tätigkeit von Würmern beschäftigt. Er ist auf die meisten seiner Erkenntnisse nicht auf seiner großen Reise um die Welt, sondern in seinem eigenen Garten gestoßen.
Steve Jones malt mit großer Sachkenntnis und Liebe zum Detail das Bild eines ganz unbekannten Forschers. Die Entstehung der Evolutionstheorie zieht sich zwar wie ein roter Faden durch das Buch, aber das Hauptaugenmerk des Autors liegt auf den zahlreichen wenig bekannten Forschungsgebieten, mit denen sich Charles Darwin befasst hat. Da geht es um arglistige Pflanzen, die ihre Bestäuber mit ihrer Schönheit täuschen, um Seepocken, die relativ betrachtet, den längsten Penis aller Tiere besitzen oder um die Ringelgans, die lange Zeit als Fisch galt.
Steve Jones lässt den Leser die Gedankengänge Darwins nachvollziehen, zeigt, welche Bedeutung seine Erkenntnisse für den Wissensstand seiner Zeit hatten und wie sie die moderne Biologie in vielen Bereichen beeinflussten. Es entsteht das Bild eines Mannes, der sich mit einer Unzahl verschiedener Rätsel der Biologie beschäftigte und für viele von ihnen bis heute gültige Erklärungen fand. So stolperte er zum Beispiel über die Ähnlichkeit zwischen Embryonen völlig verschiedener Tiergruppen und schloss daraus auf deren Verwandtschaftsverhältnisse.
Von Darwins Erkenntnissen ausgehend, erzählt Steve den weiteren Verlauf der Ereignisse. Während der Naturforscher die Bedeutung der Regenwürmer für die Böden untersuchte, zeigt der Autor, welche gravierenden Folgen die Einschleppung europäischer Regenwürmer für die nordamerikanische Landwirtschaft und die Ökosysteme hatten. Ehemals karge Prärien wurden zu fruchtbarem Ackerland, aber viele einheimische Tier- und Pflanzenarten kommen mit den durch die Würmer veränderten Bodenbedingungen nicht zurecht und verschwinden.
An anderer Stelle zeigt Steve Jones, wie die von Darwin entdeckte natürliche Auslese heute bei Fettleibigkeit wirkt, indem dicke Menschen in der Regel früher sterben und weniger Kinder haben als schlanke. In eindrücklichen Worten erzählt er, wie die von Charles Darwin auf den Galapagos-Inseln beobachteten hoch spezialisierten Tiere und Pflanzen immer mehr von Generalisten bedroht werden und dem Aussterben nahe sind. In einem sehr düsteren Ausblick warnt er davor, dass die größten Wunder der Evolution in rasantem Tempo ausgelöscht werden – vom Menschen und seinem zerstörerischen Einfluss auf die Natur.
Gerade hier hat das Buch seine Stärken, während es sich zu Beginn eher durch Langatmigkeit auszeichnet. So beginnt der Autor mit einer seitenlangen Einleitung, in der er im Stil eines nüchternen Projektantrags darlegt, was er mit dem Buch erreichen will. Darauf folgen über 40 Seiten detailverliebte Ausführungen darüber, dass Menschen und Affen einen gemeinsamen Vorfahr haben. Danach aber nimmt das Buch Fahrt auf und ist über weite Strecken spannend und kurzweilig geschrieben.
Besprochen von Monika Seynsche
Steve Jones: Darwins Garten. Leben und Entdeckungen des Naturforschers Charles Darwin und die moderne Biologie.
Piper Verlag, München 2009
398 Seiten, 22,95 Euro
Charles Darwin hat Jahre seines Lebens damit zugebracht, Seepocken aus aller Welt zu untersuchen, hat sich mit so kurios klingenden Dingen wie dem Ausdruck der Gemütsbewegungen bei Menschen und Tieren oder der Bildung von Ackererde durch die Tätigkeit von Würmern beschäftigt. Er ist auf die meisten seiner Erkenntnisse nicht auf seiner großen Reise um die Welt, sondern in seinem eigenen Garten gestoßen.
Steve Jones malt mit großer Sachkenntnis und Liebe zum Detail das Bild eines ganz unbekannten Forschers. Die Entstehung der Evolutionstheorie zieht sich zwar wie ein roter Faden durch das Buch, aber das Hauptaugenmerk des Autors liegt auf den zahlreichen wenig bekannten Forschungsgebieten, mit denen sich Charles Darwin befasst hat. Da geht es um arglistige Pflanzen, die ihre Bestäuber mit ihrer Schönheit täuschen, um Seepocken, die relativ betrachtet, den längsten Penis aller Tiere besitzen oder um die Ringelgans, die lange Zeit als Fisch galt.
Steve Jones lässt den Leser die Gedankengänge Darwins nachvollziehen, zeigt, welche Bedeutung seine Erkenntnisse für den Wissensstand seiner Zeit hatten und wie sie die moderne Biologie in vielen Bereichen beeinflussten. Es entsteht das Bild eines Mannes, der sich mit einer Unzahl verschiedener Rätsel der Biologie beschäftigte und für viele von ihnen bis heute gültige Erklärungen fand. So stolperte er zum Beispiel über die Ähnlichkeit zwischen Embryonen völlig verschiedener Tiergruppen und schloss daraus auf deren Verwandtschaftsverhältnisse.
Von Darwins Erkenntnissen ausgehend, erzählt Steve den weiteren Verlauf der Ereignisse. Während der Naturforscher die Bedeutung der Regenwürmer für die Böden untersuchte, zeigt der Autor, welche gravierenden Folgen die Einschleppung europäischer Regenwürmer für die nordamerikanische Landwirtschaft und die Ökosysteme hatten. Ehemals karge Prärien wurden zu fruchtbarem Ackerland, aber viele einheimische Tier- und Pflanzenarten kommen mit den durch die Würmer veränderten Bodenbedingungen nicht zurecht und verschwinden.
An anderer Stelle zeigt Steve Jones, wie die von Darwin entdeckte natürliche Auslese heute bei Fettleibigkeit wirkt, indem dicke Menschen in der Regel früher sterben und weniger Kinder haben als schlanke. In eindrücklichen Worten erzählt er, wie die von Charles Darwin auf den Galapagos-Inseln beobachteten hoch spezialisierten Tiere und Pflanzen immer mehr von Generalisten bedroht werden und dem Aussterben nahe sind. In einem sehr düsteren Ausblick warnt er davor, dass die größten Wunder der Evolution in rasantem Tempo ausgelöscht werden – vom Menschen und seinem zerstörerischen Einfluss auf die Natur.
Gerade hier hat das Buch seine Stärken, während es sich zu Beginn eher durch Langatmigkeit auszeichnet. So beginnt der Autor mit einer seitenlangen Einleitung, in der er im Stil eines nüchternen Projektantrags darlegt, was er mit dem Buch erreichen will. Darauf folgen über 40 Seiten detailverliebte Ausführungen darüber, dass Menschen und Affen einen gemeinsamen Vorfahr haben. Danach aber nimmt das Buch Fahrt auf und ist über weite Strecken spannend und kurzweilig geschrieben.
Besprochen von Monika Seynsche
Steve Jones: Darwins Garten. Leben und Entdeckungen des Naturforschers Charles Darwin und die moderne Biologie.
Piper Verlag, München 2009
398 Seiten, 22,95 Euro